Die Tönnies-Gruppe übernahm 2014 den Legdener Schlachthof am Bahndamm. Hier werden Rinder geschlachtet.

© Stefan Grothues (Archiv)

Alle Mitarbeiter im Schlachthof Legden werden auf Coronavirus getestet

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In etlichen Schlachthöfen in Deutschland werden steigende Zahlen von Coronainfizierten registriert. Auch im Schlachthof in Legden werden deshalb jetzt alle Beschäftigten getestet.

Legden

, 11.05.2020, 19:00 Uhr / Lesedauer: 3 min

In Coesfeld steigt die Zahl der Coronainfizierten weiter an. Und auch in anderen Betrieben in NRW wurden Beschäftigte positiv auf das Coronavirus getestet. Wie es im Schlachthof Legden aussieht, kann zurzeit nicht gesagt werden. In den kommenden Tagen werden auch hier alle Beschäftigten getestet werden.

Ein genauer Termin, so Karlheinz Gördes, Pressesprecher des Kreis Borken, steht noch nicht fest. Im Laufe der Woche werde das Kreisgesundheitsamt auch in Legden testen. Dabei wurde vereinbart, dass alle Mitarbeiter in den Räumen der Firma im Industriegebiet Heying Esch getestet werden, so Gördes.

Das sei zielführender, als in Wohnunterkünfte zu gehen. Denn ganz häufig würden ausländische Mitarbeiter auch in angemieteten Wohnungen leben. Hier alle anzutreffen, sei schwierig. Die betroffenen Firmen, nicht nur in Legden, so Gördes weiter, seien kooperativ.

50 Beschäftigte arbeiten im Legdener Schlachthof

Fünf Menschen sind zurzeit in Legden infiziert. Zwei davon stehen in Zusammenhang mit dem Infektionsgeschehen bei der Coesfelder Firma Westfleisch.

Der Schlachthof Legden

Der Schlachthof Legden © Ronny von Wangenheim

Klar ist, dass der Legdener Betrieb, der zur Tönnies-Gruppe gehört, sich nicht mit den großen Schlachthöfen vergleichen lässt. Rund 50 Beschäftigte, die meisten von ihnen Fachkräfte aus Rumänien und Bulgarien, arbeiten hier. In Legden werden zudem ausschließlich Rinder zerlegt. Der Schlachthof wurde 2014 von der Tönnies-Gruppe übernommen.

Nur vier Fälle in der Tönnies-Unternehmensgrupe sind bislang bekannt

„In der Tönnies-Unternehmensgruppe gibt es bislang keine Hinweise auf eine ähnliche Häufung an Fallzahlen“, heißt es auf Anfrage unserer Redaktion. „Uns sind bislang vier Fälle in der gesamten Unternehmensgruppe bekannt“, sagt Unternehmenssprecher André Vielstädte.

„Die Ansteckung lag bei diesen vier Personen allerdings außerhalb des Unternehmens durch eine Urlaubsreise. Nach der Rückkehr aus dem Urlaub haben wir diese Mitarbeiter umgehend in Quarantäne geschickt. Genau da liegt unserer Meinung nach auch der Schlüssel zur Bekämpfung der Pandemie. Durch eine möglichst frühzeitige Erkennung können wir eingreifen, Kontaktpersonen ausfindig machen und so die Kette unterbrechen.“

Der Schlachthof in Legden

Der Schlachthof in Legden © Ronny von Wangenheim


Vielstädte verweist auf den Corona-Krisenstab und getroffene Maßnahmen: „Mit zusätzlichen Wasch- und Hygienestationen, Einbahnstraßen-Regelungen in den Fluren, Gängen und Treppenhäusern sowie einer umfangreichen Kommunikations-Strategie (beispielsweise über eine mehrsprachige App) haben wir zahlreiche Präventionsmaßnahmen getroffen und umgesetzt.“ Am Montag haben im Schlachtbetrieb am Hauptstandort in Rheda-Wiedenbrück Corona-Massentests begonnen.

Minister Laumann erwartet von Schlachthofbetreibern schlüssiges Hygienekonzept

NRW-Gesundheitsminister Karl-Josef Laumann (CDU) hat am Montag die Schlachtbetriebe in die Pflicht genommen. Er erwarte von den Schlachthofbetreibern ein schlüssiges Hygienekonzept, das auch die Wohnsituation der Arbeiter und den Transport von der Wohnung zum Schlachthof einschließt, sagte er. Am Montagmittag stand fest, dass sich bei Westfleisch in Coesfeld rund 250 Beschäftigte mit dem Coronavirus infiziert haben.

Zur speziellen Situation im Schlachthof Legden gab es am Montag keine Informationen von der Tönnies-Unternehmensgruppe. Bürgermeiser Friedhelm Kleweken findet für den Legdener Schlachthof mit seinem 50 Beschäftigten gute Worte. Seit der Übernahme durch Tönnnies 2014 habe sich die Situation stark verbessert. Kleweken spricht von einem vertrauensvollen Miteinander.

Das sei wichtig, vor allem wegen des Klärwerks, das durch den Schlachhof stark beansprucht wird. Erst im vergangenen Jahr ließ Tönnies eine Flotation bauen, mit deren Hilfe Feststoffe herausgefiltert werden.

Nach der Übernahme investierte Tönnies drei Millionen Euro

Nach der Übernahme hat Tönnies rund drei Millionen Euro in den Legdener Schlachthof investiert. „Nur die Wände sind noch geblieben“, erläuterte vor drei Jahren der damalige Geschäftsführer Josef Tillmann bei einer Besichtigung. Damals wurden in jeder Woche 3000 Rinder, 250 am Tag, 50 in jeder Stunde geschlachtet. Im Kühlhaus kühlen die Rinderhälften über 30 bis 40 Stunden langsam herunter. Zur Verarbeitung werden sie dann aber weitertransportiert. Allerdings wurde die Zahl der Mitarbeiter damals noch mit 80 beziffert.

Vor einem Jahr gab es im Legdener Schlachtbetrieb 50 Beschäftigte. 30 Fachkräfte kamen dabei aus Rumänien und Bulgarien. „Wir sind auf diese Arbeitskräfte im Sinne der Produktivität einfach angewiesen“, sagte damals ein Tönnies-Pressesprecher. „Bei uns verdienen die Arbeiter zwischen 1800 und 2000 Euro brutto.“ Weit mehr als in ihrer Heimat möglich. Der deutsche Arbeitsmarkt sei mit den Verdienstmöglichkeiten also ein großer Anreiz.