Derzeit werden Kabel und Leitungen aus der fertiggestellten Röhre geräumt.

© Nils Dietrich

Mit Video: Energie-Tunnel wird ausgeräumt – Fertigstellung erst 2023

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Die Vortriebsarbeiten sind abgeschlossen, die Röhren sind fertig: Der Bau des Energietunnels unter Legden macht Fortschritte. Bis hier sauberer Strom fließen wird, dauert es allerdings noch.

Legden

, 26.12.2021, 07:00 Uhr / Lesedauer: 2 min

Legden ist ein winziges Puzzleteil der Energiewende – oder vielmehr die 2,1 Kilometer lange Röhre, die in der Tiefe unter dem Dahliendorf gebaut worden ist. Hier soll künftig sauberer Strom von den Windkraftanlagen in der Nordsee Richtung Niederrhein fließen.

Diesem Ziel ist der Energienetzbetreiber Amprion jetzt ein ganzes Stück näher gekommen, denn die Arbeiten der Vortriebsmaschine wurden gerade abschlossen.

Das Schneidrad und die Vortriebsmaschine bei der Bergung in der Startgrube.

Das Schneidrad und die Vortriebsmaschine bei der Bergung in der Startgrube. © Rainer Millinghaus/Amprion

Auf der Baustelle in der Nähe von Haus Egelborg treffen die beiden Stränge des Tunnels in 13 Metern Tiefe aufeinander. „Es war wichtig, dass wir noch im Dezember fertig geworden sind“, sagt Stefan Hüing, Verantwortlicher auf der Baustelle, beim Ortstermin auf der Baustelle.

Verzögerungen bei den Bauarbeiten

Im April starteten die Arbeiten, da war die Startgrube mit 16 Metern Durchmesser bereits ausgehoben. Die von Amprion beauftragte Firma Epping aus Bocholt nutzte eine 110 Tonnen schwere, sieben Meter lange und fast vier Meter hohe Bohrmaschine, um den Tunnel zu graben. Der wurde dann mit vier Meter langen und im Durchmesser drei Meter großen Rohrstücken ausgekleidet.

Zwölf Meter schafften Stefan Hüing und seine Männer am Tag. Zeitweise legten sie sogar Nachtschichten ein. Die Vortriebsmaschine kam an solchen Tagen auf ein Pensum von 24 Metern. Zwischenzeitlich hatte es nämlich Verzögerungen gegeben: Einmal machte das Erdreich Probleme, ein anderes Mal ruhten die Arbeiten wegen des Tagebruchs am Fliegenmarkt.

Acht Monate Arbeit unter Legden

Sechs Monate lang, von April bis Oktober, arbeitete sich die Maschine die 1200 Meter in Richtung Bleikenkamp vor. Für die 900 Meter in Richtung Südwesten wurden lediglich zwei Monate benötigt.

„Da waren die Bodenverhältnisse besser“, erklärt Stefan Hüing. In der anderen Richtung habe steiniges Material die Arbeiten erschwert.

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Am vergangenen Freitag war die Übergabe, alles innerhalb der gesetzten Frist. „Wir räumen jetzt praktisch die Strecke“, so Stefan Hüing. Seine Mitarbeiter sind am Montag damit beschäftigt, Kabel und Versorgungsleitungen aus der Röhre zu transportieren.

Projektabschluss erst 2023

Abgeschlossen sind die Arbeiten damit aber noch lange nicht. Das werde erst 2023 der Fall sein, so Amprion-Sprecher Jonas Knoop. Bis dahin ist noch einiges zu erledigen: Zunächst werden nun die Übergangsbauwerke am Anfang und am Ende des Tunnels erstellt. An diesen Punkten werden die Kabel aus 13 in zwei Metern Tiefe geholt.

Die Röhren wurden in 13 Meter Tiefe gebohrt.

Die Röhren wurden in 13 Meter Tiefe gebohrt. © Nils Dietrich

Erst danach werden die insgesamt zwölf Erdkabel auf noch anzubringenden Konsolen an den Innenwänden des Stahlbetonrohres befestigt. Um Fehler an der Kabelanlage zu beheben oder Wartungen vorzunehmen, werden Amprion-Mitarbeiter den Tunnel künftig begehen können.

Von Legden lernen

Für den Energienetzbetreiber hat der Tunnel unter Legden einen hohen Stellenwert. Das Projekt hat sich hier angeboten: „Wir hätten hier auf zwei Kilometern viel untergaben müssen“, erläutert Jonas Knoop.

Das wäre beispielsweise bei Bahngleisen der Fall gewesen. Normalerweise werden die Erdkabel für den Stromtransport – Legden ist Teil der Strecke von Dörpen im Emsland an den Niederrhein – in zwei Metern Tiefe vergraben.

Der Bau eines Tunnels in 13 Metern Tiefe ist ungleich anspruchsvoller und vor allem teurer – doch aus Sicht von Amprion stimmt die Rechnung: „Wir haben letztlich gesagt, es macht Sinn, hier zu untertunneln“, so Jonas Knoop weiter.

„Der Aufwand ist enorm.“ Grundsätzlich sei die Freileitung das Mittel der Wahl, doch nicht alle Streckenteile seien in Regelbauweise oder mit einem Erdgraben zu realisieren.

Amprion-Sprecher Jonas Knoop vor einem Röhrenelement, das noch verbaut werden wird. Hierbei handelt es sich um eine Maßanfertigung.

Amprion-Sprecher Jonas Knoop vor einem Röhrenelement, das noch verbaut werden wird. Hierbei handelt es sich um eine Maßanfertigung. © Nils Dietrich

Zugleich ist Legden ein Pilotprojekt für Amprion: „Das Ziel ist auch, dass wir hier wertvolle Erfahrungen sammeln für andere Projekte.“ So ist etwa eine Unterquerung des Rheins geplant – und da bietet es sich an, sich schon vorher an anderer Stelle praktisch mit der Materie auseinandergesetzt zu haben.

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