
© Firma Epping
Mit Video: 110-Tonnen-Riesenbohrer schafft Platz fürs Erdkabel
380-KV-Leitung
Es ist eine Herausforderung: In Legden wird die neue 380-KV-Leitung in einen Tunnel verlegt. Der Riesenbohrer steht in der 13 Meter tiefen Grube bereit: Er schafft Platz für den Betontunnel.
Bei dieser Baustelle in Legden geht es um große Dimensionen: Über 180 Kilometer wird eine 380-KV-Leitung verlegt. In Legden unter der Erde. Ein wichtiger Baustein ist die „Startgrube“ in der Bauerschaft Beikelort. Sie ist 13 Meter tief, hat einen Durchmesser von 16 Metern und seit Dienstagmorgen „parkt“ dort eine 110 Tonnen schwere Bohrmaschine.
Alles sei reibungslos verlaufen, bilanziert Jonas Knoop am Vormittag im Gespräch mit der Redaktion. Knoop leitet das 380-KV-Projekt für das Unternehmen Amprion, das zusammen mit dem Unternehmen TenneT den Bau der Starkstromleitung umsetzt. Sieben Meter lang ist der Bohrer und hat einen Durchmesser von gut 3,60 Metern. Eine Sonderanfertigung, wie Guido Klein-Hitpaß vom beauftragten Bocholter Unternehmen Epping Rohrvortrieb erklärt: „Das größte Einzelinvest in der Unternehmensgeschichte“ sei die 1,73 Millionen teure Bohrmaschine.
Anlieferung per Schwertransport, Platzierung per Schwerkran
Die Anlieferung des Riesenbohrers per Schwertransport und das In-die-Grube-Hieven durch einen Schwerlastkran war natürlich bei allen Beteiligten mit Spannung erwartet worden. Und die Einladung dazu hatte ein großes Medienecho erhalten – so groß, dass der Pressetermin mit Blick auf die Corona-Pandemie zurückgezogen werden musste.
Das Projekt
- In Kooperation mit der TenneT setzt Amprion den Bau einer 180 Kilometer langen 380-Kilovolt-Leitung zwischen dem Offshore-Konverter in Dörpen-West (Niedersachsen) und der Umspannanlage Niederrhein (Wesel, NRW) um.
- Die Leitung ist damit eines der wichtigen Energiewendeprojekte, um künftig Windstrom von Nord nach Süd zu bringen.
- Während die beiden Übertragungsnetzbetreiber für den Großteil des Vorhabens Freileitungen nutzen, legen sie auf vier Teilabschnitten die Stromkabel in die Erde, darunter auch in Legden.
Beim Blick auf die Baustelle ist am Vormittag auch nichts mehr vom Bohrer zu sehen – der ist erfolgreich in die Grube gesetzt worden. Der Schwertransporter macht sich gegen 10 Uhr über die eigens gebaute Straße wieder auf den Rückweg.
Projektleiter Jonas Knoop hat die exakte Arbeit der Beteiligten noch vor Augen, als er zusammenfasst: „Das ist sehr eindrucksvoll, was hier passiert.“ Vier Erdkabel werden auf der 180 Kilometer langen Gesamtstrecke gelegt, in Raesfeld und Borken liegen die Kabel schon, nun gehen die Arbeiten in Legden in die entscheidende Phase.

Guido Klein-Hitpaß vom Unternehmen Epping Rohrvorbau zeigte sich zuversichtlich: Das Tunnelbauprojekt mit dem "Maibritt" getauften Bohrer in Legden werde gelingen. Nach und nach werden riesige Betonrohre in den vom Bohrer geschafften Platz 13 Meter tief unter der Erde geschoben. © Thomas Ciroth/Firma Epping
Jonas Knoop spricht von einer besonderen Herausforderung: Nur in Legden wird ein begehbarer Tunnel gebaut, in dem die zwölf Kabel verlegt werden: „Ein spannendes Projekt.“ Das sieht auch Guido Klein-Hitpaß vom Unternehmen Epping Rohrvertrieb so: „Das ist etwas Besonderes.“ Er erläutert, wie es rein technisch weitergeht: Zuerst werde der Bohrer in Richtung Bleikenkamp bohren, 1180 Meter weit. Dann werden von der Startgrube aus mit Druck Stahlbetonrohre in den Tunnel geschoben.

110 Tonnen schwer, sieben Meter lang und 3,60 Meter groß im Durchmesser ist der Bohrer, der in der Legdener Bauerschaft Beikelort in die Grube gelassen wurde. Er bohrt Platz für einen Tunnel aus Betonrohren, durch den schließlich zwölf Kabel für die 380-KV-Leitung gezogen werden. © Firma Epping
Ist der Tunnel in Richtung Reithalle/Bleikenkamp fertig, geht der Bohrer durch den Tunnel zurück in die Startgrube im Beikelort, von dort geht es dann in Richtung Stadtlohner Straße, in diesem Teilstück wird der Tunnel 900 Meter lang. „Wir werden das meistern“, zeigt sich Guido Klein-Hitpaß zuversichtlich. Auch für Ingenieure ist es spannend, wie 40 Tonnen schwere und vier Meter lange Betonrohre durch einen Tunnel geschoben werden.
Auf die Vorarbeiten schaut am Dienstag Robert Ostendorf von der Stadtlohner Firma Heitkamp und Hülscher zurück. Seit November laufen die Arbeiten, die Startgrube wurde errichtet. Die mächtige, kreisrunde Grube im Beikelort hat eine Bohrpfahlwand aus Beton. Eine Treppe führt in die Tiefe, wo aktuell der tonnenschwere Bohrer auf einem Stahlgerüst steht.
Arbeiten sind im Zeitplan, „Kabelzug“ ab November geplant
„Wir sind im Terminplan“, sagt Robert Ostendorf zufrieden und skizziert die weiteren Schritte: Parallel zu den Tunnelbauarbeiten werden zwei Übergangsgruben gebaut, Ü1 und Ü2. Die Schutzrohranlage für die Kabel soll im Oktober fertig sein, die Hochbauten an der Übergabestation am Bleikenkamp zum Beispiel im Frühjahr. Für den November ist der „Kabelzug“ vorgesehen, das heißt, die Kabel werden ab dann durch den Tunnel und die Schutzrohre gezogen.
Ab nächster Woche, erklärte Robert Ostendorf, werde sich der Bohrer in Bewegung setzen. Pro Tag sollen drei Rohre in die Erde geschoben werden, zwölf Meter mindestens legt der Bohrer also täglich zurück. Neben Heitkamp und Hülscher und Epping sind drei weitere Unternehmen in der ARGE-Gruppe, die gemeinsam das Pilotprojekt umsetzt. Ostendorf betonte, dass die ARGE seitens der Gemeinde und der Feuerwehr auf Unterstützung zählen könne.
„Am Freitag war der Einweisungstermin mit der Freiwilligen Feuerwehr“, erzählte Ostendorf. Vor Ort sei alles besprochen worden, um im Notfall schnell helfen zu können. „Darauf sind wir angewiesen“, so Robert Ostendorf.

Hier ein Blick auf die Trasse für das Erdkabel im Legdener Bleikenkamp in Richtung der Baustelle für die Übergabestation. Hier wird das Erdkabel nach zwei Kilometern in zwölf Metern Tiefe auf zwei Meter Tiefe gebracht. © Anne Winter-Weckenbrock
Während die Baustelle mit der Startgrube im Beikelort in der Nähe der Stadtlohner Straße eher versteckt liegt, ist die Baustelle für eine der Übergabegruben am Bleikenkamp für jeden, der dort vorbeifährt, gut zu sehen. In Höhe etwa der Reithalle sind Arbeiten im Gange: In die Richtung wird der Tunnel verlegt. Dort soll auch ein Gebäude errichtet werden.

In der Nähe der Reithalle im Bleikenkamp wird an der Übergabestelle für das Erdkabel der 380-KV-Leitung gearbeitet, dort wird ein Gebäude entstehen. © Anne Winter-Weckenbrock
Große Erdwälle sind entstanden dabei, die rund 40 Meter breite Trasse für die Stromleitung abzuschieben. Mit schweren Holzpaletten ist darin eine Baustraße gelegt worden, über die sich die Fahrzeuge bewegen.