Die gelbe Gefahr lauert auch in Legden und Asbeck Jakobskreuzkraut breitet sich weiter aus

Gelbe Gefahr in Legden und Asbeck: Jakobskreuzkraut breitet sich aus
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Bernd Wiesmann aus Legden ist Naturschutzbeauftragter – einer von 44 im Kreis Borken. In dieser Funktion hat er einen besonderen wie professionellen Blick auf die Natur ringsum, auf Flora und Fauna. Und da fällt ihm schon länger die massenhafte und zunehmende Verbreitung des Jakobskreuzkrauts (JKK) auf. Dass die Pflanze, die auch als Jakobs-Greiskraut bekannt ist, immer mehr Besitz von der Natur nimmt, gefällt ihm so gar nicht.

Er kennt nämlich die Gefahren der Pflanze, die ihren Namen dem Jakobi-Tag (25. Juli) zu verdanken hat, besonders für Weidetiere. Aber auch für den Menschen kann das Kraut – zumindest mittelbar – zum Problem werden. Dann nämlich, wenn es über die Nahrungskette in den menschlichen Organismus gerät.

So sieht es aus das Jakobskreuzkraut.
So sieht es aus das Jakobskreuzkraut. Charakteristisch ist der Saum von 13 Blüten. Mitunter verwechselt wir es mit dem ebenfalls gelb blühenden Johanniskraut. © Simone Schulze Beikel

Lebensgefahr für Pferde

In erster Linie sind es aber die Vierbeiner, die betroffen sind. Besonders in Gefahr sind Weidetiere. Allen voran Pferde. Die sind zwar durchaus wählerisch und selektieren, sondern in der Regel nicht so schmackhafte Gräser und Pflanzen (JKK schmeckt bitter) aus. Das aber nur bei einem reichlichen Futterangebot. Auf komplett abgegrasten Weiden wird es zum Problem. Dann wird gefressen, was vorhanden ist. Das gilt übrigens auch für den Bergahorn, der für Pferde bereits in kleinen Mengen aufgenommen akut lebensgefährlich sein kann. Und im Heu sind die JKK-Bitterstoffe nicht mehr vorhanden, das Gift aber schon.

Bernd Wiesmann: „Die JKK-Inhaltsstoffe lagern sich in der Leber an, können dort zu schweren Schädigungen, führen.“ Das Tückische: Die Vergiftungssymptome treten zeitverzögert auf, oft erst Monate oder sogar Jahre nach der Aufnahme, sodass der Rückschluss auf den Verursacher oft gar nicht mehr möglich ist. Allerdings sei auch nicht alles, was zurzeit gelb blüht, Jakobskreuzkraut.

In Sorge, dass die giftige Substanz des Jakobkreuzkrautes, die so genannten „Pyrrolizidinalkaloide“ (PA), auch den Honig belasten könnten, sind auch die heimischen Imker. „Hier bei uns ist das aktuell zwar noch kein Problem, es gibt aber auch schon Regionen, da musste die Honig-Ernte vernichtet werden.“

Mähen hält Kraut im Zaum

Angesichts der aktuell verstärkten Ausbreitung des JKK vor allem auf extensiv genutzten wie stillgelegten Flächen, aber auch auf Industriebrachen, an Straßenrändern und selbst in innerörtlichen Bereichen sehen nicht nur die Imker Handlungsbedarf. Für den Naturschutzbeauftragten Bernd Wiesmann ist es oft Unwissenheit, dass die Pflanze nicht intensiv bekämpft wird. Wichtig ist für ihn daher „Aufklärung“ das wichtigste Instrument. Dazu will auch die Landwirtschaftskammer NRW beitragen und gibt regelmäßig Empfehlungen, wie mit dem giftigen Kraut umzugehen ist.

Einige Auszüge aus der aktuellen Pressemeldung: „Auf regelmäßig gemähtem Grünland hat das Jakobskreuzkraut keine Chance, sich zu vermehren. Die Pflanze bevorzugt trockene, extensiv genutzte Standorte und ist aufgrund ihrer stark ausgeprägten Pfahlwurzel sehr resistent gegenüber längeren Trockenperioden. Wenn Flächen nicht regelmäßig gemäht werden, können die Blüten Samen bilden, wodurch die Ausbreitung vorprogrammiert ist.“

Manchmal hat das Jakobskreuzkraut bereits ganze Flächen in Besitz genommen. Die eigentlich zweijährige Pflanze kann auch längere Zeit überdauern, blüht allerdings nur einmal und stirbt danach ab.
Manchmal hat das Jakobskreuzkraut bereits ganze Flächen in Besitz genommen. Die eigentlich zweijährige Pflanze kann auch längere Zeit überdauern, blüht allerdings nur einmal und stirbt danach ab. © Christiane Hildebrand-Stubbe

Die Landwirtschaftskammer empfiehlt, durch regelmäßiges Nachmähen der Weideflächen die Samenbildung zu verhindern: „Um das Jakobskreuzkraut zu bekämpfen, muss es mit Wurzeln ausgestochen werden. Zudem müssen die Pflanzenreste entsorgt werden, damit die Weidetiere diese nicht mehr fressen können. Die Entsorgung sollte nicht auf dem Kompost oder Misthaufen erfolgen, da sich nicht ausschließen lässt, dass sich das Jakobskreuzkraut mit der Ausbringung des Komposts oder Mists weiter verbreitet.“

Außerdem wird dabei zum Tragen von Handschuhen geraten, da Hautkontakt zu Reizungen führen kann.

Naturschützer sehen Panikmache

Dennoch gibt es auch Gegenpositionen, insbesondere von Naturschutzverbänden, die die von der „Verteufelung“ einer Pflanze sprechen, die doch auch so vielen verschiedenen Insekten wertvollen Lebens-, anderen Tieren Rückzugsraum biete. Auch der Nabu-Kreisverband Borken warnt vor Panikmache und blindem Mäh-Aktionismus, wodurch dann auch andere wertvolle Pflanzen in Gesellschaft des JKK einfach eliminiert würden.

Der Nabu stellt nicht die Giftigkeit von JKK infrage, wehrt sich aber gegen die erhitzte Diskussion, bei der auch die Naturschützer als Haupt-Verursacher der massenhaften Verbreitung vermutet und angeprangert würden. Bei der Fokussierung auf JKK werde laut Nabu völlig verharmlost, wie viele von Menschen ausgebrachte Gifte in der Natur landeten.

Auch die Stadt Olfen ist einen anderen Weg gegangen und hat seit 2021 auf eine offensive Bekämpfung des Jakobskreuzkrautes verzichtet. Und das mit der Erwartung, dass die Natur alles selbst regeln kann. Eine Entscheidung trotz zum Teil massiven Gegenwinds von Landwirten vor Ort zum Beispiel, die für den Tod vieler ihrer Rinder JKK verantwortlich machten. Auch wenn man in Olfen heute die Ergebnisse positiv sieht, an den zum Teil verhärteten Fronten der beiden Lager hat das nichts geändert.

Diesen Artikel haben wir am 12. Juli 2024 veröffentlicht.

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