
Ingeborg und Gerd Baumeister zeigen nur eine kleine Auswahl ihrer Dahlien-Kollektion. Die Knollen hat Gerd Baumeister überwintert und dann ausgepflanzt. © Christiane Hildebrand-Stubbe
Im Garten der Familie Baumeister wachsen Dahlien für Namibia
Spendenaktion
Im Garten der Familie Baumeister grünen gerade rund 180 Dahlienknollen. In Legden an sich ja nichts Ungewöhnliches, wäre da nicht die Idee dahinter: eine Spendenaktion für Namibia.
Ingeborg und Gerd Baumeister liegt Namibia, das Land im südlichen Afrika, oder vielmehr die Menschen dort, seit Jahrzehnten am Herzen. Dafür gibt es auch familiäre Gründe. Wie in vielen anderen Legdener Familien hatte das Ehepaar auf beiden Seiten Ordensschwestern oder Patres, die in Namibia im Missionsdienst tätig waren.
Bei den Baumeisters waren es gleich drei Ordensbrüder, für Ingeborg Baumeister, geb. Duttmann war es Onkel Heinz, der für sie und dann auch für ihren Mann eine Schlüsselfigur darstellte. „Onkel Heinz“ war 1957 mit dem Schiff in das afrikanische Land gereist und als Missionspater der Oblaten im Kawangogebiet geblieben. Dort ist er auch im Jahr 2000 gestorben.
Start im Kolping-Work-Camp
Fast vier Jahrzehnte später kommen „fünf Legdener Jungs“ auf die Idee, sich in Afrika zu engagieren. In einem Kolping-Work-Camp tun sie das, was der Name sagt: Sie arbeiten, legen Leitungen, mauern, packen überall mit an, wo ihre Körperkraft und ihr Knowhow gebraucht werden. Gerd Baumeister: „Drei Wochen haben wir gearbeitet, eine Woche sind wir rumgefahren, haben ganz viel gesehen von dem Land, das gerade erst 1990 selbstständig geworden war.“

Seine Eindrücke in Namibia hat Gerd Baumeister auch in zahlreichen Fotos festgehalten. © Gerd Baumeister
Nach einem Jahrhundert Unterdrückung – zuerst als deutsche Kolonie und danach unter dem Mandat Südafrikas. Die Spuren, wie die der Apartheid, bekamen auch Gerd Baumeister und seine Mitstreiter, aber auch lange Zeit noch die Großfamilie Baumeister/Duttmann zu spüren: „Ein Farbiger durfte zum Beispiel keinen Handwerksberuf erlernen.“ Dass es 1994 zum Besuch der Baumeisters und Duttmanns kommt, ist „Onkel Heinz“ zu verdanken. „Der hatte sich so sehr gewünscht, dass wir ihn alle besuchen, also reisten wir mit meinen Eltern und unseren drei Kindern an“, erzählt Ingeborg Baumeister von beeindruckenden Erlebnissen.
Man lebt in der Missionsstation, in der sich auch die Hiltruper Missionsschwestern um die Ärmsten der Armen kümmern. Am Gründonnerstag 1994 feiern die Baumeisters dort die Erstkommunion ihres jüngsten Sohnes, und der ist tief berührt von der Armut vor allem der Kinder. „Papa, der Junge hat ja gar keine richtige Hose an“, sagt er und spendet eine eigene. Irritiert sei er aber gewesen, dass der Junge die zuerst gar nicht trägt, erinnert sich Mutter Ingeborg und erklärt es ihrem Sohn: „Die hebt er für sonntags auf!“
Regelmäßige Besuche in Namibia
Während die Kinder gemeinsam mit denen der Einheimischen die Schule besuchen, hilft der Rest der Familie mit. So baut Gerd Baumeister zum Beispiel eine Karre, damit der schwere Futtertransport im Schweinestall erleichtert wird. Auch die neuen Herausforderungen, die die ersten Aids-Kranken für die Arbeit in der Missionsstation bedeuten, bekommt die Legdener Familie mit. Und es bleibt nicht bei diesem ersten gemeinsamen Besuch in Namibia.
Seit 1994 sind Ingeborg und Gerd Baumeister bereits sechs Mal dort gewesen und unterstützen die Arbeit der Missionsstation, wo inzwischen zahlreiche Projekte realisiert wurden, auf vielfältige Weise. Auch vor Ort in Legden. Durch Spendenaktionen, Kleidersammlungen, Stände und, und, und. Das alles für den „Freundeskreis Namibia“ unter dem Dach der Kolpingsfamilie.
Selbst die neuen Probleme durch die Corona-Pandemie bekommt das Ehepaar live mit, als es im März 2020 den harten Lockdown erlebt und die schlimmen Folgen. „Ob der Nationalpark oder die Missionsstation, die auch Übernachtungen für Touristen anbietet, die Einnahmen bleiben aus“, sagt Gerd Baumeister.
Auch vor Ort macht das Virus dem Freundeskreis schwer zu schaffen: Mitglieder schwinden, die regelmäßigen Spenden auch. Allerdings habe man durch großzügige Einzelspenden in Legden sogar das alte Niveau halten können. Deutschlandweit sei die Situation aber dramatisch.
Hilfsaktion gegen das Vergessen
Das bedauerlicherweise in einer Situation, in der sich in dem südafrikanischen Land und auch in der Missionsstation, in der aktuell 200 Internatskinder – darunter viele Aids-Waisen – leben, so viel getan habe. Man habe 40 Hektar Land gekauft, Tiere angeschafft und sei auf dem besten Weg zur Selbstversorgung.
Für Gerd Baumeister und den Freundeskreis ist es daher wichtig, dass auch in einer Zeit, in der Hilfe an so vielen Stellen gebraucht wird, Afrika nicht vergessen wird. Am Pfingstsamstag (5. Juni) ist daher von 10 bis 12 Uhr auf dem Parkplatz an der Vikar-Entrup-Straße eine Spendenaktion für die Projekte in Namibia geplant.
Darüber hinaus haben Ingeborg und Gerd Baumeister im Kopf ihre Koffer schon gepackt für ihre nächste Reise, die zehnte, im kommenden Jahr. „Hoffentlich“, sagen sie.
Seit über 30 Jahren dem Medienhaus treu verbunden geblieben, zunächst in Steinfurt und jetzt in Ahaus. Hegt eine Leidenschaft für gute Geschichten, Menschen und ihre Schicksale.
