Der Tod gehört zum Leben. Das ist sozusagen der Schlüsselsatz der St. Franziskus Hospizbewegung Legden-Asbeck, seit 2007 ein eingetragener Verein. Von den rund 70 Mitgliedern sind 16 im aktiven Einsatz. Als Begleiter am Sterbebett, aber auch der Menschen im emotionalen Ausnahmezustand, die gerade einen Verlust verkraften mussten. In so genannten „Befähigungskursen“ haben sie sich als Sterbe- und Trauerbegleiter dafür qualifiziert. Ein Gespräch mit Roswitha Schlätker, Bärbel Lindenbaum, Marianne Rudde und Bernd Winkelhaus.
Trotz der herausfordernden Aufgabenstellung, der Trauer und Traurigkeit, vor allem wenn Kinder und Heranwachsenden die Betroffenen sind, sind sich alle auch darin einig, wie es Marianne Rudde sagt: „Es mag für Außenstehende sonderbar klingen, aber jede Berührung mit Tod und Sterben gibt auch uns immer etwas.“
Frieden als Geschenk
Bärbel Lindenbaum wird noch deutlicher: „Es ist dieser Frieden, es sind diese friedvollen Momente, die sich immer einstellen, das ist einfach ein Geschenk.“ Es sei immer eine Grenzerfahrung, aber immer lerne man auch etwas. Und die Angst vor dem eigenen Tod haben sie offenbar auch dadurch verloren. Allerdings: „Es macht natürlich einen Unterschied, ob der Sterbende 25 oder 95 Jahre alt ist, man ihm über Wochen, Tage oder nur wenige Stunden zur Seite stand.“
Wichtig ist ihnen dabei, dass sie zwar den Heiligen Franziskus im Namen führen, durch ein christliches Menschenbild getragen werden, aber offen sind für alle. Unabhängig von Religion oder nationaler Zugehörigkeit. Ihren Einsatz verstehen sie in erster Linie so, dass sie Sterbende am Ende ihres Weges nicht alleine lassen und für sie sogar so etwas wie eine Wohlfühlatmosphäre schaffen. So lange es möglich ist, können das Gespräche sein, und Berührungen schaffen immer Nähe und Vertrautheit.
Sie wissen aber auch um die Belastung der Angehörigen, die oft über ihre Grenzen gehen. „Wir wollen unterstützen, dass die Familien auch mal nachts zur Ruhe kommen, wenn wir die Sitzwache übernehmen.“
Ziel: Mehr Aufmerksamkeit
Viele im Ort wissen mittlerweile um die Angebote der Hospizbewegung, nehmen die Hinweise am Büro an der Hauptstraße wahr. Direkte Hinweise kommen auch von Ärzten, Seelsorgern vom Pflegeheim, vom örtlichen Bestatter oder von Angehörigen, Freunden, Nachbarn. Und immer wieder macht die Hospiz-Gruppe auch bei Veranstaltungen wie beim Weihnachtsmarkt und Dahlientag auf sich aufmerksam. Dennoch wird noch mehr Aufmerksamkeit gewünscht. Denn auch, wenn im ländlichen Raum das Miteinander noch ausgeprägter ist, sei auch hier die zunehmende Belastung der Beteiligten spürbar. Auch deswegen wollen sie weitere Mitstreiter motivieren.
Erreichbar sind die Aktiven über ein Bereitschaftshandy, nach einem telefonischen Kontakt folgt ein erstes Gespräch, in dem die Situation der Betroffenen, aber auch die Erwartungen der Angehörigen besprochen werden. Absolute Diskretion ist selbstverständlich. Nicht jeder Anruf, jedes Vorgespräch, führe aber automatisch zu einer Begleitung. Manchmal sei bereits eine Beratung hilfreich. Hier betont Roswitha Schlätker, wie wichtig es ist, ganz viel über die Biografie, den Lebensweg eines Sterbenden, zu erfahren.

Die Erfahrung der Hospiz-Aktiven formuliert Bernd Winkelhaus so: „Viele sind heute eher bereit, Hilfe in Anspruch zu nehmen, finden den Mut, die Dinge anzusprechen.“ Und dennoch gebe es nach wie vor eine große Unsicherheit bei der Begegnung mit Tod, Sterben und Trauer, gebe es diese gewisse Scheu, Trauernden gegenüber zu treten. Gerade auch im Umgang mit trauernden Kindern bietet die Hospizbewegung ihre Hilfe an und stellt dafür auch entsprechende Bücher zur Verfügung.
Außerdem sind da ja auch noch die Erwartungen des Umfeldes, die Meinung, wie und wie lange Trauer zu sein habe, die zusätzlich Druck aufbaut. Hier verweist die Gruppe auch auf die Angebote wie Trauertreff und Friedhofscafé einmal im Monat und auf die Trauerwanderungen zwei- bis dreimal im Jahr, bei der sich gleichermaßen Betroffene offen austauschen können.
Klar wird bei dem Treffen, dass die drei Frauen, Bernd Winkelhaus ist zwar auch Sterbebegleiter, aber eigentlich als Kassierer für die Finanzen des Vereins zuständig, ganz viel Empathie und ganz viel von sich selbst einsetzen. Wie aber werden sie selbst aufgefangen, wo sind ihre Kraftquellen? Zum einen ist zum Beispiel der nächtliche Einsatz am Sterbebett auf vier Stunden begrenzt und nach einem Einsatz eine Ablösung vorgesehen. Da sind aber besonders die Gespräche mit der Koordinatorin und die beim Begleitertreffen, die helfen, das Erlebte zu verarbeiten.
Der wichtige Abschluss
Für Bärbel Lindenbaum ist es außerdem wichtig, dass es einen Abschluss gibt. Damit ist nicht nur die Beerdigung als tatsächlicher Schlussakt gemeint, auch das Miteinander am Sterbebett, selbst das Anzünden einer Kerze, können solche hilfreichen Rituale sein. Besonders durch den Austausch ihrer Erfahrungen unter einander löse sich Anspannung, werde vieles klarer.
Und nicht nur im Büro an der Hauptstraße, wo dienstags von 15 bis 17 Uhr Sprechstunden angeboten werden, wird oft gelacht. Humor ist selbst am Sterbebett nicht verboten, sondern kann auch in der Sterbebegleitung ein wichtiger Faktor sein. Roswitha Schlätker: „Mitarbeiter der Hospizbegleitung sind keine Trauerklöße und haben viel Freude am Leben.“
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