Global Player, ehemaliger Banker, Unternehmer und Umweltfreund: Paul Königsmann, Geschäftsführer und Eigentümer von "Venceremos".

Ehemaliger Banker, Unternehmer und Umweltfreund: Paul Königsmann, Geschäftsführer und Eigentümer von „Venceremos“. © Christiane Hildebrand-Stubbe

Auf der Venceremos-Fläche könnte eine zweite Legdener „Mitte“ entstehen

rnZukunftsprojekt

Es ist eine Vision für Legden, aber eine, die bereits Konturen bekommt: Eine rund 1,3 Hektar große Fläche in Zentrumsnähe wäre ideal geeignet für Einzelhandel, aber auch für andere Nutzungen.

Legden

, 30.09.2022, 17:22 Uhr / Lesedauer: 3 min

Auf einem Areal an der Hauptstraße könnte Legdens Zukunft gebaut werden. Das ist zumindest die Idee von Dr. Thomas Hackenfort und Dr. Stefan Hochstadt, die als „Zentrenmanager“ und Koordinatoren aktiv wurden. Nach deren Vorstellung wäre die Fläche zum Beispiel idealtypisch für einen Mix aus Einzelhandel, Gewerbe, Wohnen. Eine Vorstellung, mit der sich auch Bürgermeister Dieter Berkemeier gerne anfreunden würde. Bislang aber schien das alles bestenfalls Zukunftsmusik. Jetzt aber kommt Bewegung in die Sache.

Ganz unauffällig ist das äußere Erscheinungsbild des erfolgreichen Unternehmens "Venceremos" an der Hauptstraße 44.

Ganz unauffällig ist das äußere Erscheinungsbild des erfolgreichen Unternehmens „Venceremos“ an der Hauptstraße 44. © Christiane Hildebrand-Stubbe

Doch der Reihe nach: Legden, Hauptstraße Nr. 44. Hier hat das Unternehmen Venceremos seinen Sitz. Seit genau vier Jahrzehnten werden am Standort Legden umweltfreundliche Papier- und Schulschreibwaren produziert – höchst erfolgreich. Und das in einer 14.000 Quadratmeter großen Halle auf einem insgesamt 1,3 Hektar großen Gelände, dem Gutachter bereits 2014 im „Integrierten Handlungskonzept“ das bescheinigten: „Aufgrund seiner zentralen, siedlungsintegrierten Lage und der räumlichen Nähe zum gewachsenen Ortskern bietet dieser Standort die höchste städtebauliche Qualität für eine Entwicklung mit Einzelhandel nahversorgungsrelevanter Art“.

Geschäftsführer zeigt sich flexibel

Dementsprechend hatte die Gemeinde schon länger ein Auge auf die Fläche geworfen, bekam aber noch vor rund einem Jahr von Geschäftsführer Paul Königsmann einen Korb. Dieter Berkemeier: „Nur durch diese Absage war es dann aber möglich, Aldi am jetzigen Standort zu realisieren.“ Inzwischen aber hat der Venceremos-Chef offenbar seine ablehnende Haltung aufgegeben und sich sogar an die Zentrenmanager gewandt. Auch im Gespräch mit der Redaktion macht er deutlich, dass er sich einer anderen Nutzung seines Areals nicht verschließen würde. Und nennt Gründe.

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Gerade hatte er den 80 Venceremos-Beschäftigten in einer Betriebsversammlung eine Beschäftigung bis 31.12.2025 garantiert, aber auch auf die aktuell angespannte Lage hingewiesen. „Wir sind ein wirtschaftlich sehr gesundes Unternehmen mit einem Jahresumsatz von rund 95 Mio. Euro, aber sinkender Papierverbrauch, höhere Einkaufs- und Energiepreise betreffen auch uns.“ Insofern gehört zu seinen Überlegungen auch, sich vielleicht von dem Grundstück zu trennen.

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Der Vorteil: In Schöppingen hat Venceremos schon länger ein zweites Standbein, nutzt dort die ehemaligen Brauckmann-Hallen als Lager. Auf 40.000 Quadratmetern. Täglich pendeln die Firmen-Lkw zwischen Legden und Schöppingen.

Eine Option: Neuer Firmensitz Schöppingen

Das würde sich ändern, wenn sich Venceremos auf Schöppingen konzentrieren würde. Paul Königsmann signalisiert, dass er sich das durchaus vorstellen könnte, auch mit Blick auf den Krieg und die Gesamt-Situation könnte das Sinn machen. Er sagt aber auch das: „Ich bin völlig flexibel, aber ich bin Investor und Kaufmann und kann rechnen.“ Heißt wohl, dass es auf das passende Angebot ankommt. Sozusagen, um das zu unterfüttern, betont er auch, dass es bei ihm schließlich nicht um ein nacktes Grundstück, sondern eines mit einer attraktiven Bebauung gehe.

Allein die jährlichen Mieteinnahmen beziffert er auf rund 700.000 Euro. Zusammengefasst lautet das so: „Es gibt keinen Grund zu verschleudern, aber auch nicht um zu vergolden.“ Außerdem sei er nicht an Bargeld interessiert, sondern an Anlagemöglichkeiten.

Hier am Standort Legden ist in den großen Hallen an der Hauptstraße Platz für die Venceremos-Produktion und den Maschinenpark.

Hier am Standort Legden ist in den großen Hallen an der Hauptstraße Platz für die Venceremos-Produktion und den Maschinenpark. © Christiane Hildebrand-Stubbe

Die angedachte neue Nutzung mit Verkaufsflächen und PV-Anlagen auf den Dächern und verschiedenen Wohnformen hält er aber grundsätzlich für sehr attraktiv. Die Zentrenmanager Hackenfort und Hochstadt untermauern das noch dadurch, dass bereits vier potente Händler, darunter Namen wie Rossmann und Ernstings Family, auch schriftlich ihr Interesse bekundet hätten, dort Fuß zu fassen.

Beide betonen die Bedeutung des Projektes für die innerstädtische Entwicklung Legdens durch eine solche „neue Mitte“, die aber nicht anstatt, sondern zusätzlich zur angestammten Mitte entstehen soll. Zudem könnte der Einstieg auf der Venceremos-Fläche auch „Ausstrahleffekte“ in der Nachbarschaft haben.

Aktuelles Stadium: Vorplanung

Und: „Wir befinden uns aktuell im Stadium der Vorplanung, denken in längeren Zeiträumen.“ Allein ein notwendiges Bebauungsplan-Verfahren benötige mehrere Jahre. Auf der Wunschliste der beiden Koordinatoren steht aber eine Planungsphase bis 2026 und anschließende Umsetzung. Also ungefähr der Zeitraum, von dem Königsmann spricht. Zuerst aber muss die Verfügbarkeit des Geländes sichergestellt werden. Da gibt Paul Königsmann auch zu bedenken, dass Legden einen seiner größten Gewerbesteuerzahler verlieren würde, sollte der Venceremos-Firmensitz nach Schöppingen verlagert werden.

Das ist auch Bürgermeister Dieter Berkemeier sehr wohl bewusst, der sich allerdings freuen würde, wenn es gelingen könnte, ein solches „Einzelhandelszentrum“ für Legden zu schaffen: „Das alles müssen wir aber genau abwägen.“ Gerade hat er für den nichtöffentlichen Teil der Gemeinderatssitzung eine Mitteilung aufgesetzt, um über den aktuellen Sachstand zu informieren.