
© Kreis Coesfeld
Bestätigte Wolfssichtung nahe Legden: Noch mehr Wölfe unterwegs?
Fotos aus Wildtierkamera
Nur wenige Kilometer von Legden entfernt tappte nachweislich ein männlicher Jungwolf in eine Wildtierkamera. Gut möglich, dass es nicht mal der einzige Wolf in den Wäldern dieser Gegend ist.
Der Wolf kommt Legden immer näher. Erst vor wenigen Tagen wollen gleich mehrere Anwohner drei Tiere in einer Nordwalder Bauerschaft gesehen haben. Offiziell bestätigt ist zudem eine Sichtung am 6. Dezember in Rosendahl. In Legden sorgt das für Unruhe.
Fast 180 Jahre war der Wolf in den hiesigen Lebensräumen ausgestorben. Seit einigen Jahren kehrt er aber zurück. Dass es den Wolf auch in die Regionen um Legden zieht, kommt für Clemens von Oer, Leiter des Hegerings Legden-Schöppingen, nicht überraschend, wie er auf Anfrage sagt.
Wolf nur minimale Gefahr für Menschen
Allein die Bröke mit ihren rund 420 Hektar zusammenhängenden Waldgebieten böten dem Wolf einen guten Lebensraum. Doch wie steht es um die Sorgen der Menschen mit Blick auf das Raubtier?
Kritisch könnte es für Tiere von Landwirten werden. Schafe, Kälber und Fohlen passen laut Clemens von Oer ins Beuteprofil des Wolfes. Wichtig: Für den Menschen geht vom Wolf nur eine minimale Gefahr aus. In Deutschland gibt es bislang keine dokumentierten Angriffe von Wölfen auf Menschen.

Für den Menschen stellt der Wolf nur eine minimale Gefahr dar. Für Nutztiere wie etwa Schafe sieht das anders aus. Sie fallen ins Beuteschema des Raubtieres. © picture alliance/dpa/dpa-Zentralbild
Klaus Dahms, Wolfsberater beim Kreis Coesfeld, umschreibt es im Gespräch mit der Redaktion so: „Es ist ein riesiger Glücksfall, wenn man einen Wolf in freier Natur zu Gesicht bekommt.“ Der Wolf habe eine natürliche Scheu.
Seit 40 Jahren ist Dahms selbst Jäger, wie er sagt. Erst zweimal habe er in dieser Zeit einen Wolf gesehen. Und Klaus Dahms war es, der Anfang Dezember in Rosendahl die Beweise für die Wolfssichtung sammelte.
Männlicher Jungwolf tappt in Fotofalle
In der Nacht zu Nikolaus tappte ein Jungrüde in die Fotofalle eines örtlichen Jägers. DNA-Spuren gibt es also nicht. Dennoch sei die Sichtung gesichert, wie der Wolfsberater klarstellt. Die bisher einzige nahe Legden.
Doch wie lief das mit dem Beweisen? „Ich bin rausgefahren und habe mir die Örtlichkeit angeschaut, um sicherzugehen, dass die Fotos tatsächlich dort entstanden sind“, berichtet Dahms.

Wer einen Wolf in freier Wildbahn sehen will, muss viel Glück haben. Die Tiere sind sehr scheu und meiden den Kontakt zu Menschen. © picture alliance/dpa/dpa-Zentralbild
Nachdem das gesichert war, sei das Bild- und Videomaterial an die Dokumentations- und Beratungsstelle des Bundes zum Thema Wolf (DBBW) gegangen.
Dort habe ein Expertengremium anhand der Färbung, der Rutenhaltung, der Gangart und vieler weiterer Merkmale bestätigt, dass es sich bei dem zunächst als „wolfartig“ eingestuften Tier um einen männlichen Jungwolf handle.
Jungwolf sucht wohl neues Revier
Dieser Umstand macht die Verfolgung des Tieres aber nicht einfacher. Im Gegenteil. „Mit zwei Jahren verlassen die Tiere das Stammrudel und suchen sich ihr eigenes Revier“, erklärt Klaus Dahms.
Das heißt, die Tiere legen auf ihrer Suche viele, viele Kilometer zurück. Täglich. Ob sich besagter Jungwolf tatsächlich mal in den Wäldern rund um Legden niederlässt, ist derzeit also völlig offen. Mehr noch.
Seit der Sichtung Anfang Dezember 2021 fehlt vom Tier jede Spur. „Wir wissen nicht, wo es geblieben ist“, so Dahms. Gut möglich also, dass sich das Tier gar nicht mehr vor Ort aufhält. Der Wolfsberater sagt jedoch auch: „Es könnten hier aber auch Wölfe unterwegs sein, von denen wir nichts wissen.“
Einfach, weil sie keine auswertbaren Spuren wie Kot, Fell oder DNA hinterlassen würden. Und zugleich auch nicht in eine Wildtierkamera tappen. Und dem Menschen natürlich konsequent aus dem Weg gingen.
Wolf genießt höchstmöglichen Schutzstatus
Komme es doch mal zu Begegnungen, sei es meistens der Mensch, der in den Lebensraum des Wolfes eindringe. Wald- und Forstarbeiter, Pilzsucher oder aber Geocasher könnten die Tiere aufscheuchen.
Wie mit dem Thema Wolf perspektivisch umgegangen werden soll, ist derweil noch völlig offen. Fakt ist, dass der Wolf eine international streng geschützte Tierart ist. Er genießt den höchstmöglichen Schutzstatus.
Die Jagd auf Wölfe ist ausnahmslos untersagt. Auch das Einfangen ist verboten. Der vorsätzliche Abschuss eines Wolfes ist sogar eine Straftat und wird mit Geldstrafe oder mit einer Freiheitsstrafe bis zu fünf Jahren geahndet.
Die einzige Gefahr für den Wolf ist der Straßenverkehr. Immer wieder werden Tiere totgefahren, wie das Landesamt für Natur, Umwelt und Verbraucherschutz NRW mitteilt.
Liebt als gebürtiger Münsterländer die Menschen und Geschichten vor Ort. Gerne auch mit einem Blick hinter die Kulissen. Arbeitsmotto: Für eine spannende Story ist kein Weg zu weit.
