So nah sind sich Clemens von Oer und der Wolf bisher rund um Legden noch nicht gekommen, er hält es aber nicht für ausgeschlossen, dass sich das schon bald ändert.

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Legdens Hegerings-Leiter: Der Wolf kommt näher

rnSichtung auf der B474

Auf der B 474 zwischen Coesfeld und Holtwick wurde ein Wolf gesichtet. Nur wenige Kilometer entfernt von Legden. Das sorgt auch hier für Unruhe. Zu Recht, meint Hegeringsleiter Clemens von Oer.

Legden

, 04.02.2022, 19:00 Uhr / Lesedauer: 2 min

Jetzt ist der Wolf also im Kreis Coesfeld angekommen. Erst vor einer Woche wollen gleich mehrere Anwohner drei Tiere in einer Nordwalder Bauerschaft gesehen haben.

Für beide „Zeugenaussagen“ steht allerdings der Nachweis noch aus, was an Hand von Spuren zu klären ist. Bereits offiziell bestätigt ist aber die Wolfs-Präsenz am Nikolaustag 2021 (6. Dezember) in Rosendahl, ebenfalls im Kreis Coesfeld. Und ebenfalls ganz nah zum Legdener Gemeindegebiet.

Der Wolf kommt also näher? Das fürchten auch im Dahliendorf zahlreiche Bewohner. Am Freitag jedenfalls machte die Nachricht auf den unterschiedlichsten Kanälen schnell die Runde und sorgte für Aufregung.

Clemens von Oer, Leiter des Hegerings Legden-Schöppingen, kann sehr gut verstehen warum. Auf Anfrage äußert er sich zu der besonderen Situation, aber auch zur allgemeinen Thematik rund um den Wolf: „Der Wolf ist ein großes Raubtier, das Fleisch frisst, das muss man einfach wissen.“

Befürchtung: Münsterland bietet dem Wolf gute Adressen

Seine Befürchtungen: „Wenn sich der Wolf erst einmal im Münsterland etabliert hat, dann richtet er großen Schaden an.“ Clemens von Oer glaubt aber genau das: „Gerade die Jungwölfe, die jetzt von den Müttern abgebissen werden, suchen sich jetzt neue Reviere.“

Gute Adressen sieht er vor der Haustür. In der Bröke oder rund um Ahaus, Gebiete mit größeren, zusammenhängenden Waldflächen. Betroffen seien dann vorrangig die Schafhalter, aber auch die Pferde- oder Rinderzüchter.

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„Gerade in Legden gibt es viele Schafhalter, die wären die Haupt-Geschädigten“, betont der Landwirt und Jäger. Man wisse nämlich, dass Wölfe es nicht immer nur bei dem einen Beutetier beließen. Alle Jungtiere - also auch Fohlen und Kälber - seien eben leichte Beute.

Kritik: Schutzmechanismen oft nicht wirksam

Schutzmöglichkeiten durch Herdenschutzhunde oder besondere Einzäunungen hält er für nicht realistisch. Dass solche Schutzmechanismen nicht wirksam seien, sei „weitestgehend bewiesen“.

Von Zäunen ließen sich die Tiere gar nicht beeindrucken. Entweder sie setzten zum Sprung an, oder suchten sich einen Weg unter den Zäunen.

Bei Herdenschutzhunden gebe es zudem das Problem, dass die nicht zwischen Wölfen und Haustieren unterscheiden könnten und so auch Hunden gefährlich werden könnten.

Dem Herzog von Croy sei allerdings die Genehmigung erteilt worden, seine Wildpferdeherde im Merfelder Bruch durch einen Spezialzaun zu sichern. Clemens von Oer ist da eher skeptisch: „Mal sehen, ob es klappt.“

Ziele: Schutzgebiete und Jagdrecht

Was ist also zu tun? Eine Vorstellung des Hegeringleiters und vieler Jäger: „Dass der Wolf im Jagdrecht verankert wird, wie bereits in andern Bundesländern.“ Für ihn heißt das aber nicht, dass Wölfe überall abgeschossen werden können.

Vielmehr wünscht er sich, dass als Regulativ „Gebiete definiert werden, wo Wölfe frei leben dürfen und es nur geringes Konfliktpotenzial gibt.“ Ähnlich der Regelungen, die es bereits für das Rotwild gebe.

Analog müssten dann auch klare Vorgaben für Art und Umfang der Bejagung und Jagdzeiten festgelegt werden. Der „Jagausübungsberechtigte“ müsse nachweisen können, dass er befugt sei.

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Clemens von Oer ist sich aber sehr wohl bewusst, dass die Durchsetzung solcher Regelungen schwierig sind. Nicht nur wegen des zu erwartenden Widerstands sondern auch wegen der FFH-Richtlinien, in denen der Wolf verankert ist. Allerdings gebe es dort auch den Artikel 16 mit einigen Ausnahmeregeln, den man ohne Probleme in nationales Recht übertragen könne.

Das habe Deutschland bisher aber immer gescheut, so von Oer. Bleibe daher vor allem die Hoffnung, so Clemens von Oer, „dass man es dem Steuerzahler irgendwann nicht mehr erklären kann, dass er für das Hobby von Nabu und Co. und die entstandenen Schäden bezahlen soll“.