
© Bogenstahl
Ulrich Bogenstahl aus Legden: Förder-Stopp bitter für Familien und Betriebe
KfW-Mittel
Ulrich Bogenstahl aus Legden, Obermeister der Baugewerke-Innung, nimmt kein Blatt vor den Mund. Der Stopp der KfW-Förderung für energetisches Bauen sei dramatisch. Für Bauwillige und Betriebe.
Der Legdener Bauunternehmer Ulrich Bogenstahl sieht nicht nur seinen Betrieb durch die Entscheidung der Bundesregierung, die KfW-Mittel für energetisches Bauen zu streichen schwer getroffen. Für ihn, seine Kollegen und alle am Bauen beteiligte Firmen, aber vor allem für die vielen Häuslebauer sei die Situation extrem schwer zu verdauen.
Die Kreditanstalt für Wideraufbau (KfW) und das Bundesministerium für Wirtschaft und Klimaschutz hatten in der letzten Januarwoche überraschend einen kompletten Stopp des Programms - Antrags- und Zusagestopp - veranlasst.
Die Begründung: Der Fördertopf sei leer. Allein innerhalb der letzten drei Monate seien Anträge in einem Fördervolumen von 20 Milliarden Euro gestellt worden.
Düsteres Szenario: Kurzarbeit und Entlassungen
Obermeister Bogenstahl zeichnet ein düsteres Szenario und spricht bereits von „Kurzarbeit und sogar Freisetzung von Mitarbeitern“, die dieser Stopp nach sich ziehe. Gerade der Anteil „energetisches Bauen“ habe in seiner Firma wie in vielen anderen auch große Bedeutung.
„Das ist einfach eine Kurzschlussreaktion der Politik, ein absolutes No-Go“, ärgert er sich und erklärt auch warum. Am 1. Juli 2021 sei das neue Förderprogramm „Bundesförderung energieeffizienter Gebäude“ gestartet.
Gefördert werden konnten demnach Wohngebäude, Eigentumswohnungen, Ein- und Mehrfamilienhäuser, Wohnheime, aber auch Gewerbegebäude, kommunale Gebäude oder Krankenhäuser. Abhängig von der Energieeffizienz einer Maßnahme wurden günstige Kredite und auch verschiedene Zuschussmöglichkeiten angeboten. Sogar für bestimmte Planungsschritte und Baubegleitung.
Auf Basis dieses Programms hätten laut Ulrich Bogenstahl viele Bauwillige Planungen angestoßen und bereits die für die Antragstellung geforderten „Hausaufgaben“ bei Architekten in Auftrag gegeben: „Die sind schon in Vorleistung gegangen, haben Investitionen getätigt und wissen jetzt nicht, wie es weitergehen soll.“
Auch nicht, was mit bereits gestellten Anträgen passiere: „Die befinden sich jetzt in der Pipeline und keiner weiß, welcher Antrag, wenn überhaupt, zum Zuge kommt.“
Problem: Allgemeine Verunsicherung
Das aktuelle Problem benennt der Obermeister auch: allgemeine Verunsicherung. Für Bauherrn wie Betriebe. Erst mit einem vorliegenden Bescheid dürfe nämlich eine Baumaßnahme starten, ansonsten würden die Mittel verfallen.
Hinzu käme noch die allgemeine Verteuerung der Baumaterialien, so dass sich manche Familie, die ein Haus geplant, auf die Förderung gebaut und Architekten schon bezahlt habe, inzwischen frage, ob sie sich das Ganze überhaupt noch leisten kann, ob die Finanzierung noch zu realisieren sei. Ein Problem, das jetzt auch auf die Banken zukommt: „Ich habe mit einigen gesprochen und die laufen auch Sturm“, sagt Bogenstahl.
Betriebe trifft es hart
Bitter treffe es auch die Wirtschaft. Viele Kollegen hätten bereits auf der Basis der Antragstellung vom letzten Jahr ihre Aufträge geplant, hat Ulrich Bogenstahl zu hören bekommen.
Der Stopp stelle daher auch sie vor große Probleme. An die Adresse der Bundespolitik fordert der Obermeister, dass sie möglichst schnell Lösungen präsentiert: „Einfach mal alles stoppen, das geht nicht.“
Fragwürdig findet er, dass ausgerechnet die Grünen riskieren, dass sie ihre Klimaschutz-Versprechungen nicht einlösen können. Fraglich sei auch, wie denn jetzt das Versprechen, 80.000 neue Wohnungen zu bauen, gehalten werden könne.
Der Legdener Unternehmer will sich auf allen Ebenen für eine „Korrektur“ des Streichkonzerts stark machen.
Und gleichsam als ob Ulrich Bogenstahl mit seinem Engagement schon sofort Erfolg hätte, stellte „Der Spiegel“ gestern Nachmittgag die Nachricht ins Netz, dass die KfW jetzt die Förderanträge doch bearbeiten will. Übers Radio erfuhr auch Ulrich Bogenstahl die Neuigkeiten.
Trotz einer ersten Reaktion, dass etwas in eine positive Richtung geht, war damit aber längst nicht alles erledigt: „Ich kenne die Details gar nicht, erst muss man wissen, was das genau bedeutet.“
Seit über 30 Jahren dem Medienhaus treu verbunden geblieben, zunächst in Steinfurt und jetzt in Ahaus. Hegt eine Leidenschaft für gute Geschichten, Menschen und ihre Schicksale.
