Nachdem Oberbürgermeister Bernd Tischler kürzlich verkündete, dass eine weitere Kandidatur ausgeschlossen ist, tut sich einiges in Bottrop. Erst erklärte eine Bürgerinitiative, einen unabhängigen Kandidaten per Stellenanzeige suchen zu wollen. Und auch die SPD präsentierte einen möglichen Kandidaten. Gleichzeitig meldet sich die CDU zu Wort.
Kandidaten für ein solches Amt gibt es nicht im Überfluss. So konnte die Bottroper CDU bei der Kommunalwahl 2020 zum Beispiel niemanden guten Gewissens ins Rennen schicken. „Man muss das wirklich wollen und auch darauf vorbereitet sein, dass man verlieren kann“, sagt Fraktionsvorsitzender Hermann Hirschfelder, der die Erfahrung selbst machte.
„Wir freuen uns, dass Frank Kien seine Bereitschaft zur Kandidatur erklärt hat“, betont die CDU-Bezirksvorsitzende Anette Bunse. Und wer ist Frank Kien? Der 57-jährige Unternehmer und Familienvater stammt aus einer Arbeiterfamilie, zog mit fünf Jahren von Diez an der Lahn in Rheinland-Pfalz nach Bottrop. „Und hier war seither immer mein Lebensmittelpunkt“, sagt er.
Quereinsteiger in der Politik
Schon in jungen Jahren sagten ihm seine Eltern: „Du wirst einmal Politiker.“ Was Kien einst belächelte, sollte später Realität werden. Dabei hat er keinen typischen Werdegang gewählt. Nach einer Ausbildung und dem Zivildienst machte sich Frank Kien selbstständig. Schon in den 1990er-Jahren spezialisierte er sich mit seinem Heizungs- und Sanitärunternehmen auf regenerative Energie.
1998 trat er mit über 30 Jahren als Quereinsteiger in die CDU ein; obwohl er aus einem sozialdemokratischen Haus kommt. „Ich habe sogar einmal die SPD gewählt“, sagt er umd schmunzelt.
Mit der Zeit entwickelte er ein eigenes Gespür, geprägt durch Helmut Kohl. Erst war der Bottroper als sachkundiger Bürger in Ausschüssen aktiv. „Seit 2012 auch als Ratsherr“, so Kien.
Die Entscheidung, für das Amt des Oberbürgermeisters zu kandidieren, fällte er bereits im vergangenen Jahr. „Ich habe meine Firma verkauft“, sagt der Unternehmer. Und die gewonnene Zeit möchte er für seine politische Leidenschaft nutzen. Diese Bereitschaft kommunizierte er erst im kleinen Kreis innerhalb der Partei.

Mitglieder wählen Kandidaten
„Dann wurde der Kreis immer größer“, erinnert sich Kien. Am Freitag (23.8.) wurde er offiziell vorgestellt. „Wenn Kandidaten zu früh präsentiert werden, ohne vorher die Optionen zu prüfen, kann man Leute verbrennen“, erklärt er. Bei der Mitgliederversammlung am 7. November sind alle Bottroper Parteimitglieder dazu eingeladen, zu wählen. Erst dann ist die Kandidatur bestätigt.
Als Unternehmer hat Frank Kien die Verwaltung jahrelang von der „anderen Seite“ kennengelernt. „Die Verwaltung ist der Dienstleister des Wählers“, fasst er zusammen. Und da müsse sich einiges ändern, damit die Abläufe für die Bürger sichtbar optimiert werden. Strukturen müssten sich verbessern und auch dem Fachkräftemangel entgegengewirkt werden.
„Ich bin bereit“
„Das geht nicht in kurzer Zeit, aber ich habe einen langen Atem“, so Kien. Weitere wichtige Themen sind die Innenstadtentwicklung, Wirtschaftsförderung, Kita- und Schulsituation sowie die Migration. „Bottrop hat sich nicht nur flächenmäßig verändert, sondern auch die Gesellschaft“, hebt Anette Bunse hervor. Und zwar aufgrund vieler Faktoren.
Natürlich ist auch die Haushaltslage nicht außer Acht zu lassen. „Pragmatismus kann da helfen. Es muss angepackt werden. Das ist eine Herausforderung, für Frank Kien aber auch eine Chance, die Stadt zu gestalten“, so Bunse. Wie kann man den Menschen das Sicherheitsgefühl zurückgeben und die Lebensqualität aller Bottroper steigern?
„Wir werden nicht alles ändern und nicht alles dem großen Ziel unterordnen können. Aber wir haben ein Ziel. Es ist ein langer, schwieriger Weg. Ich bin bereit, den Weg zu gehen“, fasst Frank Kien zusammen.