Im kommenden Jahr stehen die Kommunalwahlen an. Oberbürgermeister Bernd Tischler hat verkündet, dass er nach 16 Jahren im Amt nicht noch einmal zur Wahl antreten werde. Nun meldet sich die Initiative „Bottrop bewegt“ zu Wort und sagt: „Wir haben uns zusammengetan, um einen unabhängigen Kandidaten oder eine Kandidatin für das Amt zu finden“ – und zwar per Stellenanzeige.

Sprecher dieser Initiative ist Jan Henrichs. Auf der Webseite (www.bottrop-bewegt.de) schreibt er, Bottrop sei in einer Krise: „Nach dem Verzicht von Bernd Tischler auf eine erneute Kandidatur, sind wir der Meinung, dass nicht automatisch wieder jemand aus der SPD das Amt erben sollte.“
Auf der Webseite der Stadt Bottrop lässt sich schnell nachlesen: Seit 1946 hat es in Bottrop nur eine CDU-Stadtspitze gegeben. Das war mit Bernhard Roghmann von 1961 bis 1964. Bottroper würden in der Innenstadt sehen, was dabei in den vergangenen Jahrzehnten herausgekommen sei, so die Initiative.
Steht Bottrop schlecht da?
Dramatisch fasst Henrichs zusammen: „Wir sind vom Nothaushalt in die Haushaltssicherung gekommen. Die Gemeinde verfällt. Die Innenstadt stürzt ab.“ Es läge also viel im Argen. Deshalb möchte die Initiative, dass bei der anstehenden Wahl „geeignete Kandidaten“ antreten. Auf ihrer Webseite können Bürger angeben, welche Themen ihnen wichtig sind.
Dafür greift die Initiative auf ein ungewöhnliches Mittel zurück. Eine Stellenanzeige: „Bottrop sucht den Oberbürgermeister (W/M/D)“. Das Parteibuch sei den Mitgliedern der Initiative egal, „solange es kein Mensch ist, der einer extremistischen Partei nahesteht.“ Wünschenswert sei ein Bezug zu Bottrop, die Bereitschaft, dorthin zu ziehen. „Er muss aber nicht aus Bottrop kommen“, so Henrichs.
Ziel ist eine Stellenanzeige in einer überregionalen Zeitung. Das soll durch ein Crowdfunding finanziert werden. Mögliche Bewerber sollen dann während einer öffentlichen Veranstaltung von einer unabhängigen Jury befragt werden. „In dieser Jury sollen möglichst viele Leute aus Bottrop sitzen, die sich für ihre Stadt interessieren und einsetzen“, sagt Henrichs. Diese Jury wird aktuell zusammengestellt.
Unterstützung der Parteien
Die Freien Demokraten äußerten sich bereits wohlwollend: „Die Initiative setzt sich dafür ein, mit einer fast 80-jährigen Tradition zu brechen und den Bürgerinnen und Bürgern eine echte Wahl zu ermöglichen. Wir unterstützen diesen demokratischen Prozess ausdrücklich“, sagt FDP-Kreisvorsitzender Andreas Mersch.
Sie begrüßen die Idee, eine Person zu unterstützen, die von einer breiten, demokratischen Mehrheit getragen wird und überparteilich agieren kann. Unabdingbar für ihre Unterstützung sei aber, „dass die endgültige Entscheidung von den Mitgliedern auf einem Parteitag getroffen wird.“ Mersch betont: „Diese demokratische Grundlage ist für uns nicht verhandelbar.“