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Psychische Erkrankungen dürfen kein Tabuthema sein
Meinung
Psychische Erkrankungen sind immer noch ein Tabuthema. Zwar hat die Stigmatisierung in den vergangenen Jahren zum Glück etwas nachgelassen, doch es gibt noch viel zu tun. Ein Kommentar.
Am Freitag habe ich die Psychotherapeutin Johanna Thünker zum Interview getroffen, um mit ihr über die seelischen Auswirkungen der Pandemie zu sprechen. Viele Menschen leiden sehr unter dem Lockdown – mehr als sie vielleicht zugeben wollen. Denn auf die Frage „Wie geht’s?“ antworten die meisten immer noch mit der Standardfloskel „Gut“ – obwohl es innerlich ganz anders aussieht.
Das Problem ist die Stigmatisierung von psychischen Erkrankungen. Gesellschaftlich wird eine Depression immer noch nicht so ernst genommen wie eine körperliche Krankheit. „Man solle sich nicht so anstellen“, heißt es oft. Da Betroffenen mit solchen Äußerungen ein Stempel aufgedrückt wird, schweigt man lieber. Schließlich ist es eine Abwertung des eigenen Leidens: „Reiß dich zusammen! Es kann ja nicht so schlimm sein!“
Wer eine Psychotherapie macht, gilt schnell als schwach, Simulant oder nicht ganz richtig im Kopf. Bei körperlichen Krankheiten würde man nicht auf solche Gedanken kommen oder Symptome infrage stellen. Dabei muss man psychische Erkrankungen als das sehen, was sie sind: eine Krankheit. Und man sollte sich nicht schämen müssen, krank zu sein.
Nicht schämen, Hilfe anzunehmen
Wir sind auf einen richtigen Weg, dieses Thema zu enttabuisieren und Sensibilität zu schaffen. Es muss noch mehr öffentlich über psychische Erkrankungen gesprochen werden, um ein Bewusstsein dafür zu schaffen. Die hohe Nachfrage an Therapieplätzen zeigt deutlich, dass die Akzeptanz wächst, professionelle Hilfe anzunehmen. Denn unsere Gesellschaft wird nicht „verrückter“ oder „wehleidiger“ als früher. Die Menschen erkennen, dass es Lösungen für ihre Probleme gibt und dass sie nicht allein sind. Und man muss sich nicht schämen, wenn man Hilfe annimmt!
Ich bin in Dorsten aufgewachsen und lebe seit einigen Jahren in Kirchhellen. Die Region kenne ich also von klein auf. Trotzdem entdecke ich durch meine Tätigkeit als Journalist immer wieder neues. Die lokale Berichterstattung finde ich spannend, weil ich dadurch viele nette Menschen kennenlernen darf und immer mitten im Geschehen bin. Als Fotograf ist mir dabei wichtig, meine Geschichten auch immer visuell ansprechend zu gestalten.
