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Kirchhellener Abiturient: „Die Unsicherheit ist groß!“
Abitur
Der Kirchhellener Abiturient Max Fockenberg kritisiert fehlende Konzepte und erzählt von stark verunsicherten Schülern. VGK-Schulleiter Willebrand jongliert mit Technik und Kurs-Teilungen.
In wenigen Wochen schreiben die Abiturienten in NRW ihre Klausuren. Diese Zeit ist eh schon nervenaufreibend, doch in diesem Jahr fällt sie mitten in die Corona-Pandemie. Ein Kirchhellener Abiturient und ein Schulleiter erzählen.
Seit Montag (22. Februar) dürfen die Abiturienten des Vestischen Gymnasiums Kirchhellen (VGK) wieder in die Schule kommen - und zwar alle an jedem Tag. „Wir haben relativ große und viele freie Räume, daher dürfen alle Schüler der Q1 und Q2 kommen“, erklärt VGK-Schulleiter Dirk Willebrand. Große Kurse werden aufgeteilt, die Schüler sitzen also in zwei Räumen, der Lehrer springt zwischen diesen hin und her.
„Unterricht ist so kaum möglich. Der Lehrer rennt hin und her und dort, wo er nicht ist, wird gequatscht“, erzählt Max Fockenberg, Abiturient am VGK. Das Tragen der FFP2-Masken führe außerdem dazu, dass man sich nicht so gut konzentrieren könne und nicht so aufnahmefähig sei.

VGK-Schulleiter Dirk Willebrand jongliert aktuell mit der Technik und mit der Aufteilung der Abitur-Kurse auf zwei Räume. © Julian Schäpertöns (A)
Willebrand weiß, dass die Kurs-Trennung nicht optimal ist. Daher ist angedacht, Konferenzschaltungen zwischen den beiden Räumen eines Kurses zu ermöglichen. Doch die dafür notwendige Technik ist nicht ganz billig und die Lieferung dauert. „Wir jonglieren, probieren aus und sind bald richtige Technik-Freaks. Manches sieht auf dem Papier gut aus, erweist sich dann aber in der Praxis als nicht ganz so toll“, so Willebrand.
Zwei Bedürfnisse prallen aufeinander
An vielen Stellen würden zwei Bedürfnisse aufeinanderprallen - der Wunsch nach Bildung und Präsenzunterricht und der nach möglichst viel Sicherheit. „Manche Schüler sind Corona-Risikopatienten oder haben gefährdete Angehörige. Die sitzen jetzt wieder im Unterricht, weil sie ihr Abi gut schaffen wollen, haben aber eine Heidenangst, sich oder Familienmitglieder anzustecken“, sagt der Schulleiter.
Das bestätigt auch Max Fockenberg. Die Stimmung unter den Abiturienten sei insgesamt „ganz schön schlecht“. Die Politik habe sich keine Gedanken darüber gemacht, wie man das Abitur an die aktuelle Situation anpassen könne. „Dabei hatte schon der Jahrgang vor uns ein Corona-Abi. Aber seitdem ist nichts passiert - es gibt kein Konzept, das uns Sicherheit gibt, keinen Plan, der ganz sicher bis nach unserem Abi gelten wird. Es macht mich wirklich wütend, wenn ich sehe, dass jemand wie Schulministerien Gebauer ihren Job einfach nicht macht“, sagt der Schüler.

Max Fockenberg ist nicht nur Sprecher des Bottroper Jugendparlaments, sondern auch Schüler des Vestischen Gymnasiums Kirchhellen und steht kurz vor seinen Abitur-Prüfungen. © Julian Schäpertöns (A)
Er selbst glaubt, dass er zwar in den Fächern, in denen er schon vorher gut war, keine Probleme bei den Prüfungen bekommen wird, er aber in den anderen Fächern „ganz schön ranklotzen“ muss. Kein gut funktionierendes WLAN, technisch veraltete mobile Endgeräte, Probleme im familiären Umfeld - all das seien Probleme, die es manchen Abiturienten schwer machen würden, sich gut auf die Prüfungen vorzubereiten.
„Es geht hier nicht um irgendeine Prüfung“
„Die Unsicherheit ist groß und es geht ja hier nicht um irgendeine Prüfung, sondern um eine, die unser ganzes späteres Leben mitbestimmen wird“, so Fockenberg. Der Kirchhellener ist nicht nur Schüler am VGK, sondern auch Sprecher des Jugendparlaments in Bottrop.
Er glaubt, dass der Föderalismus aktuell dafür sorgt, dass die Unterschiede bei der Bewertung der Abiturnoten in den einzelnen Bundesländern noch größer werden. „Was das für Folgen für Abiturienten aus NRW hat, die woanders studieren wollen, ist noch vollkommen unklar“, so der Schüler.
Ich bin gebürtige Dorstenerin, lebe und arbeite hier. Dorsten und vor allem die Menschen der Stadt liegen mir sehr am Herzen. Wichtig sind mir jedoch auch die Kirchhellener. Seit mehreren Jahren darf ich über den kleinen Ort berichten und fühle mich daher sehr mit dem Dorf verbunden. Menschen und ihre Geschichten, Bildung und Erziehung – das sind Themen, die mir wichtig sind. Und das liegt nicht nur daran, dass ich zweifache Mutter bin.
