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Grafenwälder züchtet Hochlandrinder und verkauft Fleisch auf dem Markt
Rinder
Der Grafenwälder Claus Stratmann hat vor zwei Jahren mit der Zucht von Hochlandrindern angefangen. Jetzt hat er zehn Tiere und einen Marktstand. Probleme bereiten ihm der Wolf und Corona.
Am Ostersamstag (3. April) ist das erste Kälbchen aus eigener Nachzucht geboren worden. „Ein sehr schönes Tier“, sagt Claus Stratmann. Mit dem Kälbchen besitzt der Grafenwälder nun zehn Hochlandrinder. Vor zwei Jahren war er mit drei Tieren gestartet. Aktuell verkauft er zum ersten Mal Rindfleisch auf dem Wochenmarkt in Bottrop.
Im Angebot hat der 54-Jährige dort unter anderem Hackfleisch, Chuck Eye Roll (Steak vom Nacken), Rumpsteak, Gulasch und Braten. „Wir versuchen immer, das ganze Tier zu verwerten“, erklärt Stratmann. Dadurch, dass Hochlandrinder sehr langsam wachsen - die Tiere werden mindestens drei Jahre alt - sei das Fleisch sehr zart und kurzfaserig. Zudem merke man, dass die Rinder eigentlich nur Heu, Gras und Kräuter zu fressen bekommen hätten.
„Maximal Salz und Pfeffer dazu“, rät der Züchter und droht augenzwinkernd jedem, der sein Fleisch in Ketchup tunkt. Das nächste Mal steht Stratmann mit seinem Stand auf dem Bottroper Wochenmarkt am Samstag (10. April) von 7 bis 14 Uhr im Bereich Hansastraße. Obwohl er Landwirt ist und das Fleisch seiner Tiere selbst als das beste Fleisch, das er je gegessen hat (neben dem des österreichischen Almrindes) bewertet, fällt dem 54-Jährigen das Schlachten nicht leicht.
„Das Schlachten ist ein leidiges Thema“
„Das Schlachten ist ein leidiges Thema. Die Tiere gehören zur Familie, man gewöhnt sich an sie. Aber es muss ja sein“, sagt er. Auch, als er vor zwei Jahren die ersten drei Hochlandrinder (Abigail, Ruby und Adele) gekauft hatte, hatte er das Thema Schlachten noch weit von sich geschoben. Doch am 15. März hat Stratmann trotzdem die ersten zwei Tiere geschlachtet.

Aktuell verkauft Claus Stratmann zum ersten Mal Fleisch seiner Tiere auf dem Bottroper Wochenmarkt. © privat
Die zehn Rinder, die aktuell bei ihm leben, haben es gut. Sie leben ganzjährig draußen und können sich auf immer neuen Weiden und Wiesen vergnügen. Momentan sind sie zum Beispiel in einem Waldstück unterwegs und betreiben dort Landschaftspflege, indem sie Brombeeren und alles, was dort nicht wachsen soll, fressen.
Gerne würde Claus Stratmann die Tiere auch auf Biotop-Weiden in der Heide grasen lassen, aber dort fürchtet er, dass der Wolf sich eines der Kälbchen holen könnte. „Ich bin mir nicht sicher, ob das gut geht. Wir müssten einen wolfssicheren Zaun erreichten. Aber der ist teuer und nach Rücksprache würden sich weder RVR, noch LANUV, noch der NABU an den Kosten beteiligen“, erzählt der Landwirt verärgert.
Die Restaurant-Belieferung liegt auf Eis
Geld für große Investitionen hat er gerade nicht. Denn eigentlich beliefert er mit seinem Unternehmen „Finefood Connection“ Restaurants mit Delikatessen. Doch seit die Restaurants aufgrund der Corona-Pandemie geschlossen haben, liegt dieser Geschäftszweig auf Eis. Zwar habe er die November- und Dezemberhilfen bekommen, „aber damit muss ich ja erst einmal bis Juni hinkommen“.

Claus Stratmann im April 2019 mit Hochlandrind Abigail auf einer Weide in Grafenwald. © Manuela Hollstegge (A)
Obwohl 2020 gefühlt ein gar nicht so schlechtes Jahr für ihn gewesen sei, habe er mit seinem Betrieb keinen Umsatz gemacht - im Gegenteil, er habe noch 200 Euro drauf zahlen müssen. „Das macht man nicht ewig mit. Und ich denke, dass wir in Form von Steuern und Gebühren auch die gezahlten Hilfen in irgendeiner Form zurückzahlen werden müssen“, so Stratmann. Das Fleisch seiner eigenen Rinder sei für die meisten Restaurants zu teuer (ein Kilo Roastbeef kostet beispielsweise 45 Euro), daher verkaufe er es nur im Direktvertrieb an „Liebhaber“.
Doch der Grafenwälder sitzt nicht untätig rum, sondern hat sich ein weiteres Standbein geschaffen. Da er gelernter Landwirt ist, erledigt er nun Land- und Forstwirtschaftsarbeiten - unter anderem für den RVR, rückt Bäume, fällt und spaltet Holz. „Ich mache das gerne und bin glücklich damit. Man muss flexibel sein, nur so kommt man durch diese Zeit“, sagt er. Mehr Infos unter www.der-waldschrat.net.
Ich bin gebürtige Dorstenerin, lebe und arbeite hier. Dorsten und vor allem die Menschen der Stadt liegen mir sehr am Herzen. Wichtig sind mir jedoch auch die Kirchhellener. Seit mehreren Jahren darf ich über den kleinen Ort berichten und fühle mich daher sehr mit dem Dorf verbunden. Menschen und ihre Geschichten, Bildung und Erziehung – das sind Themen, die mir wichtig sind. Und das liegt nicht nur daran, dass ich zweifache Mutter bin.
