Gefährliche Ausbreitung von Stauden Stadt Bottrop erstellt Mehrjahresplan

Gefährliche Ausbreitung von Stauden: Stadt erstellt Mehrjahresplan
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Gebietsfremde Pflanzenarten haben sich zunehmend im Bottroper Stadtgebiet ausgebreitet. Dabei spricht man in Fachkreisen von „invasiven Neophyten“, die sich unkontrolliert ausbreiten und zunehmend die Artenvielfalt sowie Ökosysteme gefährden. Im Herbst führte der Fachbereich Umwelt und Grün einige Ortsbegehungen durch. Erfasst wurden mehr als 8.000 Quadratmeter befallene Fläche. Auch Kirchhellener Ortsteile sind betroffen.

Eine der zwei als bedrohlich eingestuften Arten ist die Herkulesstaude. Die wird auch als Riesen-Bärklau bezeichnet, wächst teilweise bis zu drei Meter hoch und hat auffällige Blüten. Problematisch ist das hohe Aufkommen, weil der von der Pflanze produzierte Milchsaft giftig für den Menschen ist. Bei Kontakt mit menschlicher Haut können unter Einwirkung von Sonnenstrahlen schwere verbrennungsartige Verletzungen entstehen. Jährlich produziert jede einzelne dieser Pflanzen bis zu 20.000 Samen.

Ausbreitung verhindern

Wenn sich daraus eine Samenbank im Boden bildet, kann die mehrere Jahre keimfähig bleiben. Sie breitet sich insbesondere entlang von Fließgewässern aus und ist tief verwurzelt. Zwei der drei betroffenen Gebiete sind in Kirchhellen und Grafenwald erfasst. Im Bereich der Grafenmühle sieht die Stadt gesonderten Handlungsbedarf. Unmittelbar am Rotbach sind etwa 450 Quadratmeter befallen. Eine Verfrachtung der Samen in Richtung Kirchheller Heide soll unbedingt verhindert werden.

Die Ausbreitung des Staudenknöterichs zwischen dem Kirchhellener Ring und Frieskamp
Zwischen dem Kirchhellener Ring und Frieskamp hat der Staudenknöterich eine Fläche von 1.200 Quadratmetern befallen. © Valerie Misz

Bis die Pflanzen absterben, wird es wohl einige Jahre dauern, heißt es in der Maßnahmenplanung. Regelmäßig soll durch Mähen und Mulchen die weitere Samenbildung verhindert werden. Der japanische Staudenknöterich sorgt für ähnliche Herausforderungen. Insgesamt sind 7.700 Quadratmeter betroffen, auch die Ortsteile Ekel, Kirchhellen-Mitte und Hardinghausen. Wenn die Pflanze auch wegen ihres dekorativen Aussehens ursprünglich aus Asien eingeführt wurde, hat sie sich zu einem Problem entwickelt.

Langwierige Maßnahmen

Das Tückische: Der Staudenknöterich mag keine Nachbarn. Durch einen chemischen Prozess im Boden behindert er seine Konkurrenz am Wachsen und stört die heimische Flora. Auch diese Art wächst und verbreitet sich schnell. Besonders problematisch ist die Situation im Naturschutzgebiet Postwegmoor in Kirchhellen-Ekel. Dort muss über einen Zeitraum von mindestens fünf Jahren eine Fläche von 2.500 Quadratmetern zurückgeschnitten werden. Kontinuierliche Schwächung der Pflanzen, nennt die Stadt Bottrop diese Maßnahmen.

Die Karte der Stadt Bottrop zeigt die Befallsflächen der Herkulesstaude und des Staudenknöterichs.
Ein Ausschnitt der Karte zeigt die besiedelten Standorte in Kirchhellen (Stand: 2022). Gelb: Befallsfläche Staudenknöterich, blauer Kreis: Einzelpflanzen Herkulesstaude, blaues Quadrat: Befallsfläche Herkulesstaude. © Stadt Bottrop

Dafür stehen dem Fachbereich Umwelt und Grün im kommenden Jahr 125.000 Euro und in den folgenden jährlich 50.000 Euro zur Verfügung. Ob das reicht, ist allerdings noch nicht gewiss. Es fehlen Erfahrungswerte zur Kostenkalkulation einer solchen Maßnahme, die Dienstleisterverfügbarkeit ist nach wie vor problematisch und allgemeine Kostensteigerungen verunsichern. Die Kirchhellener Politik wurde gebeten, sich im genannten Zeitraum finanziell zu beteiligen.

Aufklärungskampagne

Zu unsicher, sagt aber auch die Bezirksvertretung. Man habe sich darauf geeinigt, konkrete Projekte im Rahmen der Maßnahme zu fördern. Für einen Zeitraum von fünf Jahren könnte man die Mitfinanzierung von Projekten aus bezirklichen Mitteln ohnehin nicht gewährleisten, da die Bezirksvertretung jährlich entscheidet, was gefördert wird. „Um weitere Ausbreitungen zu verhindern, wird die Bevölkerung künftig aufgeklärt. Die sachgerechte Entsorgung von Gartenabfällen ist ein Kernpunkt dieser Kampagne, die wir unterstützen wollen“, sagt der stellvertretende Bezirksbürgermeister Oliver Mies.

Bald erfolgt die Ausschreibung. In einem Anforderungskatalog ist genau festgehalten, wie mit den invasiven Neophyten umzugehen ist. Wer den Auftrag annimmt, muss bei der Bekämpfung der Herkulesstaude beispielsweise Schutzbrillen tragen und direkte Sonneinstrahlung bei den Arbeiten vermeiden. Um eine weitere Ausbreitung zu verhindern, fallen außerdem Sicherheitsvorkehrungen beim Abtransport des Schnittguts an. Der Startschuss fällt im kommenden Frühjahr.

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