
© Manuela Hollstegge (A)
Flüchtlinge haben Jugend-Kloster verlassen - und nicht nur sie
Flüchtlinge
Nach vier Jahren sind jetzt die letzten Flüchtlinge aus dem Jugend-Kloster in Kirchhellen ausgezogen. Doch nicht nur sie haben eine neue Bleibe gefunden.
Vier Jahre war das Jugend-Kloster an der Hauptstraße in Kirchhellen die Heimat von Flüchtlingen aus Afghanistan. Jetzt stehen die Wohnräume leer, wie Hildegard Kückelmann, Ökonomin am Kloster, auf Anfrage der Redaktion bestätigt.
Im Januar 2016 waren die Flüchtlingsfamilien mit insgesamt 19 Personen, darunter zehn Kinder, ins Jugend-Kloster gezogen. Bereits nach einem halben Jahr sind drei einzelne Familienmitglieder nach Bottrop gezogen, eine weitere Familie folgte vor zwei Jahren. „Es war einfach zu eng“, hatte Kückelmann damals erklärt.
Gemüsegarten angelegt und Schafe versorgt
Für die zwei verbliebenen Flüchtlingsfamilien wurden die Räumlichkeiten dann so umgebaut, dass die zwei Familien jeweils eine eigenständige Wohnung für sich hatten. Ein Vater legte sogar auf einer vom Jugend-Kloster zur Verfügung gestellten Wiese einen kleinen Gemüsegarten an und half bei der Versorgung der Kloster-Schafe.
Schafe und Gemüsegarten gibt es jetzt nicht mehr. „Bereits im November 2019 haben wir unsere Kirchbesucher und Freunde des Klosters informiert, dass die noch verbliebenen zwei Flüchtlingsfamilien eine Wohnung in Bottrop suchen“, erzählt Kückelmann. Nach einem halben Jahr Suche hätten sie dann für sich und die Kinder „passenden und bezahlbaren Wohnraum in Bottrop gefunden“.
Da die Versorgung der Schafe nicht mehr von den Ordensleuten gestemmt werden könne, hätten die Tiere nach dem Auszug der Familien nun einen neuen Besitzer gefunden. Die Wiesen seien winterfest gemacht worden. „Aufgrund der sehr guten Erfahrungen und des guten Zusammenlebens - auch bei manchen Schwierigkeiten - wird nach der Renovierung der bisherigen Wohnräume ein Teil wieder für eine Flüchtlingsfamilie zur Verfügung stehen“, so Kückelmann. Das habe man der Stadt Bottrop so mitgeteilt. Ein anderer Teil der bewohnten Räume werde wieder für die Kinder- und Jugendarbeit des Klosters zur Verfügung stehen.
Bei vielen Veranstaltungen dabei gewesen
Die Flüchtlingsfamilien werden viele Freunde des Jugend-Klosters vermissen. Denn sie waren bei vielen Veranstaltungen mit dabei - so zum Beispiel bei den Kursen wie „Ora et labora“ oder „Koffer über Bord“. Und auch die fehlenden Schafe sind im Dorf schon aufgefallen. „Der Garten ist abgebaut, es sind keine Schafe mehr auf der Wiese“, schreibt eine Userin auf Facebook. Und weiter: „Die Schafe waren für alle Spaziergänger - insbesondere für die Kinder - ein Highlight.“
Ich bin gebürtige Dorstenerin, lebe und arbeite hier. Dorsten und vor allem die Menschen der Stadt liegen mir sehr am Herzen. Wichtig sind mir jedoch auch die Kirchhellener. Seit mehreren Jahren darf ich über den kleinen Ort berichten und fühle mich daher sehr mit dem Dorf verbunden. Menschen und ihre Geschichten, Bildung und Erziehung – das sind Themen, die mir wichtig sind. Und das liegt nicht nur daran, dass ich zweifache Mutter bin.
