Ein Supermarkt in Grafenwald: Diese Idee ist nicht neu. Um dies grundsätzlich zu ermöglichen, wurde bereits im Jahr 2004 bei der Flächennutzungsplanung die Fläche am Hans-Söller-Platz als Mischgebiet ausgezeichnet, sagte Christina Kleinheins vom Stadtplanungsamt in der jüngsten Sitzung der Kirchhellener Bezirksvertretung.
Akut ist dieses Thema jetzt wieder, da die E-Gruppe mit neuem Sitz in Herne eine Idee für eine Umsetzung hat. Und da die Kirchhellener Politik grundsätzlich erst einmal nicht abgeneigt scheint, konnte Projektentwickler Bernd Stange diese vorstellen. Auf Grundlage des Einzelhandelskonzeptes von 2019, das aufweist, dass das Nahversorgungspotenzial in Grafenwald bei weitem nicht ausgeschöpft ist, hat sich das Unternehmen um eine Lösung bemüht.
Großes Kaufkraftpotenzial
Verschiedene Aspekte sorgen jedoch dafür, dass diese Idee zwar „spannend“, aber mindestens genauso „gewagt“ ist, sagen die Bezirksvertreter. Die Herausforderung ist nämlich der Standort. Da haben sich die Projektentwickler den Hans-Söller-Platz ausgesucht. Dieser ist Schauplatz für vielerlei schützenswerte Brauchtums-Veranstaltungen, wie etwa das Schützenfest oder das Maibaum-Aufstellen.
Um der anrollenden Aufregung den Wind aus den Segeln zu nehmen, betonte Stange gleich zu Beginn seiner Präsentation: „Dies ist nur eine erste Idee!“ Grundsätzlich habe Grafenwald ein Kaufkraftpotenzial von 16 Millionen Euro. Der CAP-Markt, als einziger derzeitiger Nahversorger, macht jedoch nur 2,4 Millionen Euro Umsatz. „Das heißt, der Rest fließt ab. Die Menschen gehen woanders einkaufen“, erklärte Bernd Stange.
Soziale Verantwortung
Man sehe großes Potenzial in dem Ort. Das beweist auch, dass es bereits zwei Interessenten gibt, die den Supermarkt betreiben würden. Dabei handelt es sich aber nicht um Riesen wie Edeka oder Lidl, sagt der Projektentwickler. Auf die Planung und Konzeption haben zwei Faktoren großen Einfluss: Der Festplatz als solcher und der Schutz des CAP-Marktes, der eine große soziale Bedeutung über die Ortsgrenzen hinaus hat.

Der Erhalt der bisherigen Nutzung des Hans-Söller-Platzes ist also Bestandteil der Idee. So könnte zum Beispiel die städtische Fläche hinter dem „Freiraum“ für das Schützenfestzelt genutzt und einige öffentliche Parkplätze erhalten bleiben. Auch für die Freizeitflächen mit den Sportgeräten soll ein Platz gefunden werden. So die Theorie.
Das Unternehmen stellt sich einen Supermarkt mit einer Verkaufsfläche von 800 bis 1.200 Quadratmetern vor. Um die 60 Parkplätze sollen das Angebot ergänzen. „Denkbar wäre außerdem ein Blumenladen, Metzger oder Bäcker, je nachdem, wie der Bedarf vor Ort aussieht“, sagt Bernd Stange. Die E-Gruppe hat schon viele Projekte mit einer Mischnutzung verwirklicht. „Denkbar wäre zum Beispiel eine Kita oder ein Gemeindesaal im Obergeschoss.“
Erstes Stimmungsbild
Dass dieses Vorhaben ein Findungsprozess ist, an dem sich nicht nur die Politik, sondern auch die Anwohner beteiligen müssen, scheint erst einmal klar. Im Raum stehen zum Beispiel erste Ideen für die Bürgerbeteiligung. „Wichtig ist uns zunächst, ein erstes Stimmungsbild einzuholen, bevor wir die Idee weiter ausarbeiten“, so Stange. Dabei wolle man sich auch an den Bedürfnissen vor Ort orientieren.
Und die Stimmung im Sitzungssaal war durchwachsen. Es gab Stimmen, die sich komplett gegen diese Idee aussprachen, und welche, die sie vorsichtig begrüßten. Dass dieses Vorhaben allerdings gewagt ist, darin waren sich alle einig. Schließlich gehe es hier nicht nur um den Erhalt der Brauchtumspflege, sondern stehe auch eine potenzielle Gefährdung des CAP-Marktes im Raum. Ob und wie sich auf dieser oder gar einer anderen Fläche in Grafenwald alle Bedenken aus dem Weg räumen lassen, bleibt abzuwarten.
Digital Foto Schmieding in Kirchhellen schließt: Christian Schmieding bleibt „Dorf-Fotograf“
Nach mehr als 20 Jahren in Israel: Kirchhellener Pfarrer berichtet über dortige Lage
Die Debatte in Kirchhellen geht weiter: Neue Feuerwache steht wieder auf der Tagesordnung