Ludger Bornemann wurde in Kirchhellen geboren, hat mehr als zwei Jahrzehnte lang in Israel gearbeitet und ist heute als geistlicher Begleiter der Brüdergemeinschaft der Canisianer und Rektor der Kapelle des Canisiushauses in Münster tätig.
Israel und dem Nahen Osten ist er verbunden geblieben, unter anderem als Geistlicher Leiter des Deutschen Vereins vom Heiligen Land. Er weiß: „Dort vollzieht sich ein komplexer, fataler Prozess.“
Ein schreckliches Bild
Über seine Kontakte ist er auch von Münster aus auf dem Laufenden über die Situation des Pilgerhauses Tabgha in Tiberias am See Genezareth, in dem er von 2001 bis 2016 als Geistlicher Leiter beschäftigt war. Das Haus ist aktuell geschlossen, die Mitarbeitenden sind freigestellt.
Die Erzählungen von Bekannten erwecken Besorgnis, denn fast alle christlichen Familien hätten zudem eine Verbindung zu Soldatinnen und Soldaten, von denen es keine Nachrichten gebe, zu Opfern des Massakers vom 7. Oktober oder zu Menschen auf der Flucht, berichtet der Pfarrer.
Grundsätzlich sei der Konflikt nie weg gewesen. „Sowohl die israelische als auch die palästinensische Gesellschaft sind zerrissen, Radikale beider Seiten spielen mit dem Feuer, ohne Rücksicht auf die eigene Bevölkerung“, sagt Bornemann. Er malt ein schreckliches Bild: „Es ist bekannt, dass die Hamas Tunnel unter Krankenhäusern gebaut hat. Die Bilder, die bei Angriffen auf solche Einrichtungen entstehen, kalkulieren sie ein.“
Es bleibt Hoffnung
Die Friedensinitiativen, die Hinterbliebene von Opfern des Konflikts gegründet haben, damit sich deren Schicksal nicht endlos wiederholt, geben Pfarrer Bornemann Hoffnung. Ebenso auch diplomatische Aktivitäten, bei denen Deutschland eine wichtige Rolle spielt.
Überhaupt wirbt er für einen differenzierten Blick. Ebenso, wie nicht alle israelischen Siedler radikal seien, gebe es Araber, die sich von der Gewalt der Hamas abgestoßen und ihrer Zukunft beraubt fühlen. Nicht einmal die Terroristen, die sich am 7. Oktober in einen regelrechten Blutrausch hineingesteigert hätten, dürfe man als Christ „als Tiere verurteilen, sondern es bleiben Menschen. Wir dürfen nie verallgemeinern“, meint er.
„Diesen Konflikt kann man nicht lösen, nur managen, und zurzeit haben wir auf beiden Seiten schlechte Manager“, befürchtet Bornemann. Umso wichtiger sei es, „diejenigen zu unterstützen, die etwas anderes wollen. „Sie haben es schwer, aber es gibt sie.“
Allen, die etwas anderes als Gewalt wollen, empfiehlt der Priester Begegnungen: „Je weiter man von einer realen Situation weg ist, umso mehr entwickeln sich Vorurteile gegen Fantasiegebilde. Solche Vorurteile fallen in sich zusammen, wenn man einander konkret erlebt.“
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