Was Herberner Schüler nach der Profilschule machen

Redaktion begleitet Absolventen

Der erste Abschlussjahrgang hat die Profilschule im Sommer verlassen. Ihre Bürde ist schwer: Die Absolventen müssen Werbung für die Schulform machen, die auf der Kippe steht. Wir begleiten drei von ihnen durch das erste Jahr.

Herbern

von Claudia Hurek

, 24.10.2017, 05:30 Uhr / Lesedauer: 3 min
Emma Brinkmann und Michel Stalliwe machen an verschiedenen Schulen ihr Abitur.

Emma Brinkmann und Michel Stalliwe machen an verschiedenen Schulen ihr Abitur. © RN Foto Claudia Hurek

Wenn sich nicht genug Kinder für das kommende Schuljahr anmelden, ist die Profilschule Ascheberg Geschichte. Damit es nicht so weit kommt, hat Bürgermeister Dr. Bert Risthaus den Absolventen eine Aufgabe mit auf den Weg gegeben: Sie sollen zeigen, wie gut ihre Schule sie auf das Berufsleben vorbereitet hat. Michael Stalliwe (16) erzählt dann auch: „Was ich als erstes festgestellt habe: Dass es mir im Gegensatz zu vielen Mitschülern viel leichter fällt, mich zu organisieren.“ Dem können Emma Brinkmann (16) und Lea Real (17) nur zustimmen: „Das haben wir ja seit dem 5. Schuljahr gelernt.“

Acht Monate Wuppertal

Lea hat zum 1. September mit ihrer Ausbildung zur Finanzwirtin beim Finanzamt Lüdinghausen begonnen. Seitdem besucht sie, für zunächst drei Monate, die Landesfinanzschule NRW in Wuppertal. Für die Dauer des Einführungslehrganges steht ihr auf dem Campusgelände ein Einzelzimmer zur Verfügung. „Ich fühle mich sehr wohl hier und habe schnell Anschluss gefunden. Auch das Essen in der Mensa ist ganz gut und für die Freizeit wird hier auch einiges angeboten.“

Sonntags reist sie gemeinsam mit einer Schulkollegin an; freitags geht es, dank eines zeitigen Unterrichtsendes um 13.10 Uhr, für das Wochenende nach Hause zu den Eltern. Die duale Ausbildung dauert insgesamt 24 Monate (davon insgesamt acht Monate in Wuppertal).

Die Unterrichtsfächer sind jetzt nicht mehr Mathe, Deutsch und Englisch, sondern unter anderem Allgemeine Verwaltungskunde, Rechtskunde, Buchführung sowie politische Bildung. „Eine Umstellung für mich ist hier, dass kaum etwas wiederholt wird. In jeder Stunde lernen wir etwas Neues.“

Wieder Schülersprecherin

Emma besucht seit September die Gesamtschule in Lünen, um ihr Abitur zu machen. An ihrem späteren Berufswunsch Polizistin hat sich noch nichts geändert. „Mir gefällt die Schule sehr gut. Auch hier bin ich, wie schon bereits in der Profilschule, zur Schülersprecherin gewählt worden.“

34 Wochenstunden Unterricht zuzüglich Hausaufgaben lassen unter der Woche allerdings kaum noch Zeit für Freizeitaktivitäten. „Das hole ich alles am Wochenende nach. In der Woche bin ich erst gegen 17.30 Uhr wieder zu Hause, da fehlt dann einfach die Zeit, sich mit Freunden zu treffen, da ich noch lernen muss.“

Bedingt durch die ungünstige Verkehrsanbindung von Herbern nach Lünen heißt es für die Schülerin, die Spanisch als Leistungskurs hat, um 5.30 Uhr aufstehen, mit dem Fahrrad zum Bus, dann um 7 Uhr in den Zug nach Lünen und anschließend eine erneute Busfahrt bis zur Schule. „Dort komme ich gegen 7.30 Uhr an, Unterrichtsbeginn ist allerdings erst um 8.10 Uhr. Auf dem Rückweg nach Hause, muss ich ebenfalls viel Wartezeit in Kauf nehmen.“

Parallel zum Abi absolviert Michel (r.) eine Ausbildung zum gestaltungstechnischen Assistenten. Das bedeutet auch: fünfmal Kunstunterricht pro Woche. Stalliwe

Parallel zum Abi absolviert Michel (r.) eine Ausbildung zum gestaltungstechnischen Assistenten. Das bedeutet auch: fünfmal Kunstunterricht pro Woche. Stalliwe © Michel Stalliwe

„Für mich ein Volltreffer“

Für Michel ist der Schulweg morgens nicht ganz so zeitintensiv. „Allerdings habe ich für den Rückweg auch keine optimale Zugverbindung und muss eine knappe Stunde Wartezeit in Kauf nehmen.“

Am Adolf-Kolping-Berufskolleg macht er sein Vollabitur mit gleichzeitiger Ausbildung zum gestaltungstechnischen Assistenten und dem Leistungskurs Französisch. Neben den regulären Schulfächern gehören nun fünf Unterrichtsstunden Kunst sowie Kunstgeschichte und Grafikdesign zu seinem Schulalltag, der aus 35 Wochenstunden besteht. „Diese Schule ist für mich in Volltreffer. Einiges ist allerdings erst mal sehr surreal. Zum Beispiel ein 90-minütiger Unterricht über Punkte und deren Wirkung.“

Zu jeder Unterrichtswoche gehört für den 16-jährigen Michel auch eine einstündige Meditation dazu. „Das ist für unsere Lehrerin sehr wichtig. So lernt man, seine Konzentration zu schärfen.“

Der Klassensprecher, der neben der Schule noch dreimal wöchentlich zum Klarinettenunterricht geht, stellt fest: „Ich zeichne nicht mehr, worauf ich Lust drauf habe, sondern was die Schule vorschreibt.“ Diese Aussage macht er allerdings ohne Bedauern, sondern „mit einem lachenden und einem weinenden Auge“. Auch bei ihm komprimiert sich die Freizeit auf das Wochenende.