Warum der Glasfaserausbau in Ascheberg stockt

BBV wartet auf Investor

Schnelles Internet für die Gemeinde Ascheberg. Mit diesem Versprechen war die BBV Münsterland im Mai 2015 angetreten. Bis Ostern 2016 sollten die Ascheberger schnell über Glasfaserleitungen im Internet surfen können. Nun, im September, ist das noch immer nicht in Sicht. Anders sieht es hingegen in den Bauerschaften aus.

ASCHEBERG

, 08.09.2016, 05:38 Uhr / Lesedauer: 3 min

So wirklich will es nicht vorangehen beim Glasfaserausbau in Ascheberg, Herbern und Davensberg: Zunächst verschob die BBV Münsterland den für den 18. November 2015 geplanten Spatenstich: „Durch eine Änderung in der strategischen Ausrichtung der Struktur der BBV Deutschland ist es uns momentan nicht erlaubt, Verträge für größere Investitionen zu schließen“, hieß es damals. Dabei waren die benötigten 1500 Vorverträge - mit einer kleiner Fristverlängerung - schon Ende August 2015 unter Dach und Fach.

Konkret ging es damals um den „Bouwfonds“. Laut BBV-Pressesprecher Thomas Fuchs war man sich einig, dass die Tochtergesellschaft der niederländischen Rabobank die 13,5 Millionen Euro für den Glasfaserausbau in Ascheberg zur Verfügung stellt. „Doch dann hat der Fonds nicht wie erwartet die Zulassung erhalten“, so Fuchs.

Spatenstich erfolgte mit Verzögerung

Folglich stand das Unternehmen mit Sitz im benachbarten Nordkirchen ohne die für den Ausbau benötigten Millionen da. Der Glaube an eine Zulassung des Bouwfonds war jedoch offenbar vorhanden, denn am 8. Dezember erfolgte dann doch der Spatenstich für das Projekt.

Jetzt lesen

Die damals aktive Baufirma ist nach BBV-Angaben jedoch mittlerweile nicht mehr im Boot. Fuchs nannte mit Verweis auf Interna keine Details, ließ aber durchblicken, dass der Wechsel zu einer neuen Baufirma im Zusammenhang mit dem Bouwfonds gestanden hat.

Wann soll es nun weitergehen mit dem Ausbau?

Erstmal gar nicht. Da unklar ist, ob und wann der Fonds tatsächlich zugelassen wird, bemüht sich die BBV um Alternativen: „Wir sind in Gesprächen mit nationalen und internationalen Infrastrukturanbietern“, so der Pressesprecher. Er sei zuversichtlich, dass diese Gespräche „in Bälde“ erfolgreich zum Abschluss kommen. Auf einen genauen Zeitplan wollte sich Fuchs nicht festlegen.

Der Sprecher betonte, dass für keinen Kunden durch die Verzögerung beim Ausbau ein Nachteil entstehe: „Bei allen Kunden, die Verträge mit uns abgeschlossen haben, können wir die Versorgung problemlos übernehmen. Dazu nutzen wir die vorhandene DSL-Technik.“ Sobald Glasfaser in Ascheberg zur Verfügung steht, könne dann die vertraglich vereinbarte Umstellung erfolgen.

Wie reagieren die Kunden mit abgeschlossenen Vorverträgen?

Gelassen, sagt jedenfalls Benedikt Angelkort, der Vertriebspartner der BBV in Herbern. "Ich bin sogar ein wenig überrascht, dass nicht mehr Leute hier in den Laden kommen und nachfragen, wie es weiter geht", sagt er. Mehr als die BBV könne er den Leuten aber eh nicht sagen. 

Finanzielle Einbußen sieht Angelkort für die Ascheberger, Herberner und Davensberger allenfalls in Einzelfällen: "Entweder der alte Vertrag zum Beispiel mit der Telekom läuft aus oder er verlängert sich im schlimmsten Fall um zwei Jahre."

Doch wie ist die Lage in den Außenbezirken und Bauerschaften Aschebergs?

Ganz anders. Dort sorgt auch nicht die BBV Münsterland für den Glasfaserausbau, sondern das Unternehmen Muenet mit Sitz in Rosendahl. Und dort läuft es rund: In der Osterbauerschaft haben sich 129 von 174 Anwohnern für diese Art des Glasfaser-Anschlusses entschieden, in Forsthövel sogar alle 49. Ludger Wobbe aus Ascheberg habe Patrick Nettels von Muenet sogar schon gefragt, ob er nicht auch einfach den Ausbau im Innenbereich der Gemeinde übernehmen könne.

Doch das könne er nicht, sagte Nettels. Seine Firma ist auf den Anschluss von Glasfaser im Außenbereich wie in Bauerschaften spezialisiert. "Das ist ein ganz anderes Geschäft als im Innenbereich", sagt er. Auf dem Lande zählten noch Mundpropaganda und Werte wie Vertrauen. Nettels: „Manchmal schließen wir Verträge per Handschlag.“ Außerdem seien die organisatorischen und baulichen Voraussetzungen völlig unterschiedlich. Das Prinzip von Muenet: Im Außenbereich packen die oft landwirtschaftlich ausgerichteten Kunden selbst mit an bei der Verlegung der Glasfaser-Kabel. Das spart enorm Kosten, setzt aber Fachkenntnis, Geräte und viel Eigenleistung voraus.

Glasfaserkabel werden mit Treckern unter die Erde gebracht

In Forsthövel und in der Osterbauerschaft ist all dies vorhanden, auch wenn dort bis zu 20 und sogar 36 Kilometer Kabelschächte verlegt werden müssen - teils von den Landwirten mit ihren eigenen Traktoren. Zu dieser Eigenleistung kommen zudem die Einstandskosten pro Teilnehmer von rund 1400 plus weitere 400 bis 600 Euro.

Während die Traktoren in der Osterbauer Ende September in Aktion treten sollen, wird es in Forsthövel laut Selhorst noch etwas dauern: „Die Muenet erarbeitet mit dem Tiefbauer erst einmal die Netzplanung.“ Dazu müsse man mit der Gemeinde in Kontakt treten, um die Lage von anderen Versorgungsleitungen wie Strom oder Gas zu berücksichtigen. Selhorst: „Das funktioniert erfahrungsgemäß bestens.“

Dann schauen die Anlieger genau auf den Netzplan. „Da können wir im Detail noch Verbesserungen vorschlagen. Wir kennen uns hier ja bestens aus“, sagt Selhorst. Weiter geht es anshcließend in Arup und Bakenfeld sowie in der Lütke- und Hegemerbauerschaft. Eine weitere Bauerschaft in Herbern soll später hinzukommen.