Nachdem der Schlachthof der Firma Tönnies in Rheda-Wiedenbrück wegen Corona geschlossen wurde, müssen auch Landwirte aus Herbern umdisponieren. © Hüttemann (A)
Fleischproduktion
Schweine aus Herbern werden nach Tönnies-Schließung woanders geschlachtet
Ein großer Schlachtbetrieb der Firma Tönnies muss vorübergehend wegen Corona schließen. Bauern in Herbern verkaufen Schweine zur Zeit an andere. Die Lage könnte kritisch werden. Unter Umständen.
Der Schlachthof der Firma Tönnies in Rheda-Wiedenbrück wurde am Mittwoch (17.6.) vorübergehend geschlossen. Hunderte Mitarbeiter wurden positiv auf das Coronavirus getestet. Bauern mit Schweinemastbetrieb in Herbern müssen ihre Tiere jetzt anderweitig verkaufen.
„Es hat schon ein bisschen geknistert in der Luft“, sagt Stefan Weckendorf, Inhaber von Weckendorf-Mast aus Ascheberg dazu. Zur Zeit werden die Tiere mit etwa zwei bis drei Tagen Verspätung zum Schlachter transportiert. Noch kein allzu großes Problem.
Am Freitagnachmittag (19. Juni) ging es für den hofeigenen LKW von Weckendorf mit einer Ladung Schweine in Richtung Niedersachsen. Dort werden sie in einem anderen Betrieb der Firma Tönnies geschlachtet.
Weitere Schließungen wären kritisch
„Ein Supergau wäre es natürlich, wenn jetzt weitere Schlachthöfe dicht machen müssten“, so Weckendorf weiter. Aber soweit ist es noch nicht. Wichtig sei, die Ruhe zu bewahren und jetzt die Schweine nicht panisch abzuverkaufen. Denn dann könnte der Preis für Schweinefleisch zusammenbrechen. Im Notfall können die Schweine auf Weckendorfs Hof zwischen zwei bis drei Wochen länger in Ascheberg bleiben.
Gute Planung sei jetzt wichtig, sagt Christoph Selhorst, der seine Schweinemast in Herbern hat. „Wir müssen weiter nach vorne planen.“ In der Regel liege die Vorplanung etwa bei drei bis fünf Tagen, aktuell bei bis zu zwei Wochen.
Unterstützung gebe es dafür von Viehhändlern und Schlachtbetrieben. Das optimale Schlachtgewicht für Schweine, das normalerweise bei 96 bis 98 Kilogramm liegt, wurde in der aktuellen Lage etwas erhöht. Für Tiere innerhalb der Toleranz bekommen die Bauern den besten Preis.Zusammenhalt und Unterstützung wichtig
„Man hätte die Preise auch einfach fallen lassen können“, sagt Weckendorf. Das sei bisher aber nicht passiert. Mit Blick auf die Bedrohung durch die Afrikanische Schweinpest werde aber auch darauf geachtet, die Schweine nicht zu schwer, sprich später, zu verkaufen.
Die „logistische Meisterleistung“ der Viehhändler müsse laut Selhorst auch von den Landwirten unterstützt werden. Im Moment gebe es ein gutes Mitaneinander aller Beteiligten.
Tierschutzrelevante Probleme, etwa weil die Schweine zu wenig Platz haben, gibt es laut Selhorst und Weckendorf bislang nicht.Viel Druck für Viehhändler
„Die Zwischenhändler haben im Moment relativ viele Baustellen“, sagt Dirk Schulze Pellengahr, erster Vorsitzender der Viehvermarktung Werne e. G., dazu. Der Tönnies-Schlachthof in Rheda-Wiedenbrück ist immerhin der größte in Deutschland. Alle für dort zur Schlachtung vorgesehenen Tiere werden jetzt auf andere Schlachthöfe verteilt, die die zusätzlichen Mengen auf dem Schweinemarkt jetzt auffangen müssen.
Das sorge für Druck. „Aber nach der Situation bei Westfleisch sind die Menschen jetzt etwas ruhiger geblieben.“ Wirklich kritisch werden könnte es, sollte noch ein weiterer großer Schlachthof geschlossen werden.
Zusätzlich müsse bedacht werden, dass hinter den Schlachthöfen noch die weiterverarbeitende Industrie stehe, die auf regelmäßige Lieferungen angewiesen ist. Schulze Pellengahr betont aber auch: „Alle Beteiligten sind sich der Lage bewusst. Ich hoffe, dass wir alle weiter gut zusammenarbeiten.“
Auf Anfrage bei zwei Viehhändlern der Region, der Raiffeisen Viehvermarktung (RVG) und der Venneker Gruppe aus Nordkirchen, war am Freitag noch keine ausführliche Stellungnahme zu bekommen. Bei Venneker stünden zur Zeit allerdings keine LKW auf dem Hof, wie sich aus Unternehmenskreisen in Erfahrung bringen ließ.
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