Schöne neue Einkaufswelt im Hit-Markt Ascheberg Aber es ruckelt noch

Die schöne neue Einkaufswelt im Hit-Mark ruckelt noch ein wenig
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Die Verantwortlichen aus der Firmenzentrale überschlugen sich bei der Eröffnung des Hit-Marktes vor sechs Wochen förmlich mit lobenden Worten über diesen hochmodernen Lebensmittel-Supermarkt im Herzen Aschebergs. Als einen Beleg der Fortschrittlichkeit hoben sie das Einkaufssystem „Scan and Go“ hervor. Wir haben es getestet. Es funktioniert. Aber nicht ruckelfrei.

Es ist ein kühler, aber sonniger Mittwochvormittag. Im Gegensatz zum Rummel bei der Eröffnung vor sechs Wochen wirkt der Markt jetzt fast verschlafen. Statt sieben Kassen hat gerade eine geöffnet. Gut, kann ich mich in Ruhe mit „Scan and Go“ befassen. Im Eingangsbereich ist alles Wissenswerte dazu aufgeführt. Letztlich geht es darum, seine Waren selbst einzuscannen und an der Kasse zu bezahlen, ohne sie dazu aufs Band legen zu müssen.

"Scanne ein Produkt, um deinen Einkauf zu starten" - schon kanns für Lokalchef Jörg Heckenkamp losgehen.
"Scanne ein Produkt, um deinen Einkauf zu starten" - schon kanns für Lokalchef Jörg Heckenkamp losgehen. © Jörg Heckenkamp

Scanner bleibt erst einmal stecken

Wie kann ich nun scannen und goen? Als ich nach einem der Handscanner greife, bleibt er in der Halterung stecken. Der nächste auch. Der dritte ebenso. Ich bin irritiert. Aber dann lese ich, dass ich mich zuerst anmelden muss. Per E-Mail und mit Passwort. Das kennt man ja aus der schönen, neuen digitalen Welt und ist schnell erledigt. Muss ich mir halt noch ein Passwort merken. Alternativ könnte ich mein Handy per App zum „Scan and Go“-Einkauf nutzen. Aber ich mache es jetzt mit den Scannern vor Ort.

Kaum ist meine Anmeldung bestätigt, erscheint an einem der Scanner ein grünes Licht, das mir signalisiert: Mich kannst du nehmen. Tue ich auch. Doch bevor ich einkaufe, will ich meine beiden Pfandflaschen loswerden. Der Automat schluckt sie problemlos und wirft den Bon aus. Kann ich den auch scannen?

Allmählich füllt sich der Einkaufswagen.
Allmählich füllt sich der Einkaufswagen. © Jörg Heckenkamp

Pfand-Bon auch einscannen?

Klar, probiere ich einfach und halte den Scanner über den Pfandbon. Passiert nichts. Ah, ich muss den Scanner-Knopf drücken. Passiert immer noch nichts. Ah, ich muss das rote Scanner-Licht über den Barcode des Bons führen. Pling. Angenommen. Aber was ist das? Eine etwas kryptische Fehlermeldung taucht auf, dass das Ergebnis negativ sei und ich bitteschön noch etwas einkaufen möge. Hatte ich sowieso vor. Jetzt scannen wir mal los.

Als erstes habe ich Lust auf eine Brezel. Ich packe sie mit der Zange in die Tüte, lege sie in den Einkaufswagen, schnappe mir den Scanner und führen ihn über das Preisschild. Pling. 1 Butter-Laugenbrezel, 0,45 €. Geht doch.

Im Eingangsbereich hängen die Scanner zum modernen Einkaufserlebnis.
Im Eingangsbereich hängen die Scanner zum modernen Einkaufserlebnis. © Jörg Heckenkamp

Wohin mit dem Handscanner?

Weiter gehts in die Obst-Abteilung. Ich schiebe den Wagen, der Scanner fällt mir beinahe aus der Hand. Das geht mir während des ganzen Einkaufs so: Wohin mit dem Scanner? Ist wahrscheinlich eine Gewöhnungssache.

Beim Ananas-Schälautomaten ruckelt es zum ersten Male leicht. Zwei Barcodes sind dort angebracht. Der erste lässt sich ums Verrecken nicht aktivieren. Ok, nehme ich den zweiten. Pling, und auch der richtige Preis wird angezeigt. Aber jetzt will mich der Scanner zum Bezahlen an die Kasse schicken. Habe ich wohl irgendetwas berührt. Mit einen kleinen Pfeil unten links auf dem Display gelange ich zurück zur Einkaufsliste. Die nächsten Produkte lassen sich problemlos listen, aber dann wartet der größte Ruckler meines Einkaufs.

Der Scanner zeigt übersichtlich Menge und Preise sowie den aktuellen Einkaufs-Zwischenstand an.
Der Scanner zeigt übersichtlich Menge und Preise sowie den aktuellen Einkaufs-Zwischenstand an. © Jörg Heckenkamp

Welcher Preis gilt denn nun?

Ich stehe vor einem Kühlregal und interessiere mich für das Angebot Rügener Camembert sahnig, Aktionspreis 1,89 statt 2,59 Euro. Der Barcode am Aktionsschild lässt sich nicht einscannen. „Bitte scannen Sie das Produkt“, lese ich auf dem Display. Also nehme ich den Käse aus der Kühlung, drücke den Knopf und führe den roten Lichtbalken über den Barcode: Pling, 2,59 Euro?

Nein, ich will doch den Aktionspreis. Also lösche ich das Produkt aus meiner digitalen Einkaufsliste (was sehr einfach funktioniert). Nehme den nächsten Käse, probiere es noch einmal, es plingt: 2,59 Euro. Mist. Jetzt ruckelt die schöne neue Einkaufwelt aber gewaltig.

Falsches Etikett am Regal

Zum Glück ist eine Verkäuferin nicht weit. Wir probieren es gemeinsam, mit gleichem Resultat. Sie fragt einen Kollegen und schon klärt sich die Malaise auf: Der Aktionszeitraum ist beendet, der alte Preis ist wieder gültig, jemand hat vergessen, das Angebots-Schild zu entfernen. Eigentlich ganz gut, dass ich es direkt vor Ort erfahre, denke ich. Ohne den Scanner wäre mir vielleicht erst zu Hause aufgefallen, dass ich 70 Cent mehr als angeschlagen bezahlt habe. Ich nehme einen anderen Käse.

Es geht weiter. Frische Wurstwaren an der Theke sind für den Scanner kein Problem. Die Verkäuferin packt alles in die Tüte, klebt sie mit einem Etikett inklusive Barcode zu, eingescannt und gut ist‘s.

Ein Klick, und der Scanner generiert einen QR-Code, der an der Kasse ausgelesen wird.
Ein Klick, und der Scanner generiert einen QR-Code, der an der Kasse ausgelesen wird. © Jörg Heckenkamp

Jetzt gehts zur Kasse

Ich nähere mich der Kasse und will gerade meine Einkäufe routinemäßig aufs Band packen, als mir einfällt: Brauchst du nicht. Super, ich schiebe den Wagen bis zur Kassiererin, die hält ihren Scanner über meinen und schon.... sagt sie freundlich, aber bestimmt: „Äh, da scheint ein Produkt zu viel im Wagen zu sein.“ Tatsächlich habe ich wohl bei den Irritationen um den Käse das Einscannen vergessen. Wirklich, ohne Absicht, ehrlich.

Aber woher erkennt das System eigentlich, dass ein Produkt zu viel im Wagen liegt? Schöne neue, digitale, überwachte Einkaufswelt.

„Vielen Dank für den Einkauf“, schreibt das Gerät. Mit einigem Ruckeln hat das auch geklappt.
„Vielen Dank für den Einkauf“, schreibt das Gerät. Mit einigem Ruckeln hat das auch geklappt. © Jörg Heckenkamp

Mein Fazit zu „Scan and Go

  • Das System läuft noch nicht völlig glatt, aber das ist wohl eine Frage der Zeit.
  • Der Umgang mit dem Scanner selbst ist kinderleicht.
  • Geeignet ist es für große Einkäufe oder auch schwere Waren (Kisten, Flaschenpakete), da man die Waren nicht mehr aufs Band hieven muss.
  • Es lohnt sich wegen der Anmeldung mit Passwort eher für regelmäßige Einkäufe in dem Geschäft.

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