„Ich möchte Lokführer werden, oder Pilot, oder Rennfahrer.“ Diese oder ähnliche Antworten bekam man in früheren Tagen auf die Frage nach dem Traumberuf. Stellt man sie heute, heißt es da eher „berühmt“, „Influencer“ oder „Youtuber“ - keine Lehrberufe aber in Zeiten von Social Media heiß begehrt.
In und vor der Aula präsentierten sich zwölf Firmen, um den Schülerinnen und Schülern Rede und Antwort zu stehen und um einen Einblick in den jeweiligen Beruf zu gewähren. Viele hatten sich besondere Aktionen einfallen lassen; vom Pflaster legen über das Bedienen einer Flex oder einer Fahrt mit dem Hubsteiger bis zum Herstellen eines Tabletständers.
Die Schüler der achten und neunten Klassen hatten die Möglichkeit, sich jeweils drei Firmen herauszusuchen, um diese und die angebotenen Ausbildungen in Einheiten von je 20 Minuten kennenzulernen.
„Gutes Signal in Richtung Azubis“
Simone Böhnisch als Vertreterin der Gemeinde Ascheberg und Simone Lütkenhaus als Koordinatorin für Studien- und Berufsorientierung bei der Profilschule Ascheberg, haben diese Messe gemeinsam organisiert. „Wir bieten so den Schülerinnen und Schülern die Gelegenheit, die verschiedenen Berufsfelder kennenzulernen und für die Betriebe ist es ein gutes Signal in Richtung Azubis“, so Lütkenhaus und an die Schüler gewandt: „Was ihr heute hier seht, wird wichtig für die kommenden Jahre und für eure Zukunft.“
Im Jahr 2021 lag die Anzahl der Auszubildenden in Deutschland bei 1.255.000; die Zahl der im Jahr 2021 neu abgeschlossenen Ausbildungsverträge bei rund 470.000; die der angebotenen jedoch bei knapp 540.000. Die Suche nach geeigneten Azubis gestaltet sich für viele Unternehmen, nicht nur aufgrund von Corona, so schwer wie nie.

Wilhelm Menkhaus von der Firma Menkhaus GmbH, kann sich nicht erklären, warum er keine Bewerbungen bekommt. „In den vergangenen 23 Jahren haben wir rund 10 junge Menschen ausgebildet.“ Die Firma bietet eine Ausbildung zum Anlagenmechaniker für Sanitär, Heizung und Klimatechnik an. Sohn Jens (14) will auf jeden Fall in Papas Fußstapfen treten. „Ich bin da ja schon mit groß geworden und mache in jedem Fall meine Ausbildung im elterlichen Betrieb.“
Für die Praktikumsmesse hat er sich etwas Besonderes einfallen lassen. Die interessierten Schüler hatten hier die Möglichkeit aus Kupferrohren einen I-Pad Halter zu fertigen. Die Rohre mussten richtig zusammengesteckt und anschließend mit einer Pressmaschine fest zusammengefügt werden. Ein paar Tische weiter lernten die Kids am Stand vom Hotel Clemens August wie man mit wenigen Handgriffen Möhrenscheiben mit Blumenmuster zaubert.

„Wir in der Gastronomie haben nicht nur das Problem der fehlenden Azubis, sondern auch fehlendes Servicepersonal“, so Clemens von Freeden, Hoteldirektor. „Wir bieten unseren Angestellten breit gefächerte Zusatzausbildungen zum Beispiel im Bereich der Bier- oder Ginverkostung, Überstundenausgleich, flexible Dienstplangestaltung und vieles mehr. Trotzdem leiden wir ständig an Personalmangel.“
Während der Messe stellte sich heraus, dass alle teilnehmenden Handwerksbetriebe über Mangel an Auszubildenden klagen. Die Firma Garten- und Landschaftsbau Wellering sucht bereits jetzt für das kommende Jahr zwei bis drei Azubis. Marcel und Nils, die sich am Stand beim Verlegen von Kopfsteinpflaster versuchen, sind bereits sehr sicher, wo es später einmal hingehen soll. Während Marcel eine Ausbildung im Kindergarten machen möchte, zieht es Nils in die Landwirtschaft.
Gemeindeverwaltung hat keine Probleme
Keinerlei Bewerberprobleme hat hingegen die Gemeinde Ascheberg. Sebastian Döhring, tätig in der allgemeinen Verwaltung und zuständig für Personalfragen: „Wir bekommen jedes Jahr ca. 50 Bewerbungen; anbieten können wir leider nur zwei Stellen. Wir als Gemeinde gehen direkt in die Schulen und stellen uns vor und geben Auskunft über die angebotenen Ausbildungsplätze.“
Amelie und Neele hatten sich ebenfalls drei Firmen ausgesucht, deren Angebot sie sich einmal näher anschauen wollten. Amelie: „Ich würde gerne Bauzeichnerin werden. Deswegen habe ich mir hier den Stand der Architekten Steinhoff ausgesucht.“ Aber auch am Stand von Clemens August schnuppert sie einmal kurz rein und lernt mit ihren Mitschülern wie man gekonnt Servietten faltet.

Neele möchte gerne im Gesundheitssektor arbeiten. „Büro kommt für mich gar nicht in Frage“, so die dreizehnjährige Schülerin der achten Klasse. „Ich bespreche mich zu Hause viel mit meinen Eltern. Das hilft mir unglaublich. Aber auch während des Unterrichts erhalten wir viel Unterstützung in Sachen Berufsorientierung.“
Zum Schluss der Messe konnte man diese als durchweg positiv bewerten. Simone Lütkenhaus: „Uns war es ganz wichtig, dass wir so eine Veranstaltung als Mitmachveranstaltung planen und nicht die Kinder vor eine Leinwand setzen und nur Erklärungen abliefern. Wir haben eine richtig schöne Atmosphäre geschaffen. Die Firmen haben sich großartige Sachen für die Schüler einfallen lassen.“ Ein großer Dank gehe an die Firmen Wecon, Plässer, Wellering, Menkhaus, Krebs, Klaas und Uckelmann, das Architektenbüro Steinhoff, die Caritas Ascheberg, das Sozialwerk St. Georg und die Gemeinde Ascheberg.

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