Von der Angestellten zur Chefin Ein Jahr „Dat Uelken“ mit einigen Neuerungen

Von der Angestellten zur Chefin: Ein Jahr „Dat Uelken“ mit einigen Neuerungen
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Vor einem Jahr machte Uta Hansen ihren Chef zum Angestellten. Denn im Januar 2022 übernahm sie den kleinen Buchladen auf der Sandstraße in Ascheberg, der nach dem Wechsel nicht mehr „Bücher Schwalbe“ sondern „Dat Uelken“ heißt. Seit 2003 war Hansen bereits ein Mitglied des Teams und kennt somit die Gegebenheiten in dem Geschäft. Eigentlich wollte sich ihr einstiger Chef Günter Scholz-Schwalbe auf leisen Sohlen in den Ruhestand verabschieden. Doch der 65-Jährige habe sich in seiner jetzigen Rolle so wohl gefühlt, dass er seiner ehemaligen Mitarbeiterin auch in der kommenden Zeit noch unterstützend zur Seite steht.

„Für mich persönlich hat sich nicht viel verändert. Wir haben die Rollen getauscht und nun muss ich mich um den ganzen Verwaltungskram kümmern“, erklärt die studierte Literaturübersetzerin. Doch durch den Chefposten habe sie weniger Zeit zum Lesen. Schaffte Hansen vor dem Wechsel wöchentlich drei Bücher, sind es nun nur noch zwei. Den Weg von der Angestellten zur Inhaberin hat sie trotz eines 12 Stunden Arbeitstages nicht bereut. „Ich würde es jederzeit wieder machen. Was gibt es schöneres als in seinem Traumberuf arbeiten zu dürfen.“

Auf den neuen Kassenbereich ist Uta Hansen besonders stolz, die Umsetzung war nicht ganz so einfach.
Auf den neuen Kassenbereich ist Uta Hansen besonders stolz, die Umsetzung war nicht ganz so einfach. © Claudia Hurek

Im Laden selbst gibt es durch den Umbau der Kassentheke ebenfalls Veränderungen. Die Renovierungszeit empfand Uta Hansen als besonders aufregend, denn alles fand während der regulären Ladenöffnungszeiten statt. „Das war schon ziemlich kompliziert. Diese Kassentheke sollte gedreht werden, um einfach mehr Licht in den Laden zu bekommen.“ Regale wurden gestrichen, Lampen neu installiert und der kleine Sitzplatz mit neuem Stoff bezogen.

Die große Säule im Laden hat ebenfalls ein neues Kleid bekommen und präsentiert neben Neuerscheinungen die Rubrik „Lieblingsbücher“. „Die Stammkunden wissen das und gehen oftmals direkt da hin um zu sehen, was für Bücher dort stehen“, weiß Uta Hansen. Werke, die in dieser Rubrik stehen, sind von ihr und Günter Scholz-Schwalbe gelesen. Die neue Chefin habe jeden Monat ein persönliches Lieblingsbuch.

An dieser Säule werden Lieblingsbücher und Neuerscheinungen präsentiert.
An dieser Säule werden Lieblingsbücher und Neuerscheinungen präsentiert. © Claudia Hurek

Hansen bevorzugt spannende Bücher und Werke, die einen zum Lachen bringen. Hier mag sie besonders den englischen Humor, und Bücher, bei denen man etwas lernen kann. Dieses Lernen müsse aber nicht aus einem Sachbuch sein, wie sie erzählt.

„Während der Pandemie haben unzählige Comedians Bücher geschrieben, Johann König zum Beispiel. Er beschreibt in seinem neuesten Buch, wie er zu einer kleiner Hühnerzucht gekommen ist, welches Huhn hier was zu tun hat, was passiert wenn kein Hahn da ist und das ein Huhn dessen Aufgabenbereich übernimmt. Ob man das zwingend wissen muss, lassen wir dahingestellt . Aber gelernt ist gelernt.“

Hype um Buch von Prince Harry

Humoristische Literatur zu empfehlen sei jedoch sehr schwer, spannende Lektüre dahingehen deutlich einfacher, weiß Hansen. „Die Ascheberger lesen gerne Bücher von Lucinda Riley, Sebastian Fitzek, Nele Neuhaus, Jean-Luc Bannalec (Jörg Bong) oder Steve Cavanagh.“ Hier weiß die Buchhändlerin genau, dass sie bei Neuerscheinungen auf jeden Fall vier Exemplare ordern muss.

Bei dem momentan gehypten Buch von Prinz Harry, dem Duke of Sussex, hatte sie sogar sechs Exemplare bestellt. Und die waren im Nullkommanix weg. Zwischen allen Büchern in den Regalen lassen sich aber auch vereinzelt Ladenhüter finden. „Es sind Bücher, die mir richtig gut gefielen, aber den Kunden nicht. Im Regal bekommen sie so lange eine Chance auf einen Leser, wie der Platz nicht für ein anderes Buch benötigt wird“, erklärt Hansen.

Die Kundenberatung bei der großen Bücherauswahl ist für Uta Hansen besonders wichtig. „Manche kommen her und wissen nicht, was sie lesen möchten. Mit viel Fragen kommen wir dann gemeinsam drauf, in welche Richtung es gehen soll. Schwierig wird es, wenn jemand sagt: ´Egal welches Genre, es muss gut sein´“, so die 52-Jährige.

Im Onlinehandel sieht Hansen nur bedingt Konkurrenz. Viele Stammkunden würden niemals online kaufen. „Wir können ebenfalls fast jedes Buch für den kommenden Tag bestellen. Schneller ist da der Onlinehandel kaum.“