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Hotel Wolfsjäger in Herbern: Wenige Wochen nach Hotelübernahme kam Corona
Corona-Krise in Herbern
Die Familie Bleckmann hatte das Hotel Wolfsjäger Mitte Januar dieses Jahres gerade übernommen und erst ein paar Wochen Betrieb hinter sich, als das Coronavirus sich mehr und mehr ausbreitete.
Es lief ganz gut an. Wir waren sehr zufrieden mit den Übernachtungszahlen“, sagt Thorsten Bleckmann am Montag am Telefon. Er und seine Frau Claudia vom Spargelhof Bleckmann in Werne hatten Mitte Januar das Hotel Wolfsjäger, nun bekannt als Hotel garni, in Herbern übernommen, nachdem Theresa Bock, geborene Hammwöhner, den Hotelbetrieb in vierter Generation aufgegeben hatte.
Für März und April seien bereits einige Buchungen von Gästen in dem Herberner Hotel gemacht worden, sagt Thorsten Bleckmann. Auch die beiden Veranstaltungssäle hatten Gäste für Feiern angefragt. Touristen und Geschäftsleute hatten in den ersten Wochen nach der Eröffnung in dem Hotel übernachtet. Und der Weinkeller immer Freitagabends von 19 bis 2 Uhr morgens mit Weinen und Kleinigkeiten für Besucher geöffnet. Aber dann kam das Coronavirus und die von Bund und Ländern angeordnete Schließung.
Hotel Office statt Home Office
Für alle, die einen Tapetenwechsel aus dem Home Office benötigen, bietet das Hotel garni ein „Hotel Office“ an. Ein ganzer Tag im Hotel Office kostet 40 Euro (8 bis 17 Uhr), halbtags 25 Euro (8-12 Uhr, 13-17 Uhr). Auf Wunsch kann ein Essens-Lieferservice eingerichtet werden. Infos unter Tel. 0179/5322156 oder info@hof-wolfsjaeger.de.
Corona: Touristen dürfen nicht mehr in Hotels übernachten
Derzeit ist es Hotels unter den Corona-Verordnungen verboten, Touristen zu beherbergen. Wie lange dieses Verbot anhält, ist aktuell noch unklar. Der Umsatz des Hotels garni sei in der Zwischenzeit um die Hälfte eingebrochen, sagt Thorsten Bleckmann.
Diese Unsicherheit, wie lang der Hoteltourismus in Deutschland verboten ist, hat auch das Buchungsverhalten der Freizeitgäste im Hotel garni zum Erliegen gebracht. Im Sommer sei es ein beliebtes Ziel für Radtouristen, die sich auf die Hundertschlösser-Route machten, so Thorsten Bleckmann. Andere besuchten Bekannte, Freunde und Familie in der Umgebung. Auch Fußballfans, die etwa nach Dortmund zum Spiel fahren, übernachteten in Herbern. „Die buchen zur Zeit alle noch nicht.“
„Arbeiten am Neubau kann man nicht am Telefon machen“
Kritisch ist die Lage für das Hotel aus zwei Gründen derzeit aber nicht: zum einen habe die Familie vor der Übernahme im Januar eine solide Planung vorgenommen. Zum anderen ist das Hotel derzeit zwar für Touristen geschlossen, nicht aber beispielsweise für berufliche Übernachtungsgäste wie Handwerker, die in der Umgebung etwa auf Baustellen arbeiten. Außendienstmitarbeiter etwa seien derzeit weniger im Hotel. „Wer nicht raus muss, der macht das am Telefon. Aber die Arbeiten, die am Neubau gemacht werden, die kann man nicht am Telefon machen.“
„So wie es jetzt ausschaut, kommen wir mit einem blauen Auge davon. Es ist nicht gut, aber es ist auch nicht existenzgefährdend“, sagt Thorsten Bleckmann. „Ich wünsche mir, dass alle gesund bleiben.“ Die Situation sei nicht schön, aber die aktuelle Lage erfordere die anhaltende Schließung gerade, sagt der Hotelbetreiber. „Was nützt mir das, wenn der Weinkeller auf hat und in Herbern einer nach dem anderen krank wird.“
Gebürtige Münsterländerin, seit April 2018 Redakteurin bei den Ruhr Nachrichten, von 2016 bis 2018 Volontärin bei Lensing Media. Studierte Sprachwissenschaften, Politik und Journalistik an der TU Dortmund und Entwicklungspolitik an der Philipps-Universität Marburg. Zuletzt arbeitete sie beim Online-Magazin Digital Development Debates.
