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„Kurz vorm Kollaps“: Anwohner von Alten- und Neuenhamm kritisieren Baupläne neben Heimathaus
Neubaupläne in Herbern
Oh, du armer Altenhamm: Wieder gibt es ein Problem, wieder keine richtige Lösung. Nur die Sorge vor dem Verkehrskollaps ist jetzt noch größer. Fragen und Antworten in der Übersicht:
Immer wieder gab es in der Vergangenheit Kritik an den Plänen von Verwaltung und Politik rund um die historische Straße mitten im Dorf.
Aktuell geht es um die Neubaupläne eines Investors neben dem Heimathaus. Die waren Thema im jüngsten Bauausschuss am Donnerstag (4. Juli).
Zahlreiche Anwohner von Alten- und auch Neuenhammstraße verfolgten eine rund zweistündige Diskussion. Am Tag danach: viel Unverständnis. Fragen und Antworten zum Thema:
? Was soll neben dem Heimathaus passieren?
Geplant sind zwei Neubauten mit mehreren Wohneinheiten neben dem Heimathaus zwischen Alten- und Neuenhammstraße. Im vorderen Teil des Grundstücks – Altenhammstraße 18 – soll ein Wohn- und Geschäftshaus mit vier Wohn- und zwei Büroeinheiten entstehen; im hinteren Bereich – Neuenhammstraße 40 – ein Wohnhaus mit einem Angebot für Mieter „mit kontinuierlichen vitalen Beeinträchtigungen“ mit insgesamt zehn Apartments.
? Wird das Gebäude Altenhammstraße 18 direkt an das Heimathaus angrenzen?
So sieht es zumindest der aktuelle Bebauungsplan von 2006 vor. Ziel der Bauausschuss-Sitzung am Donnerstag war es, diese geschlossene Bauweise aufzuheben – die Politik sollte eine sogenannte Befreiung vom Bebauungsplan beschließen. Demnach wäre der Investor nicht mehr gezwungen, direkt an das Heimathaus anzubauen.
Das ist auch der Wunsch der Verwaltung. „Das Heimathaus ist ein Denkmal“, sagte am Donnerstag Fachbereichsleiter Klaus van Roje. „Wenn wir nicht zustimmen, überplant der Investor und baut direkt an das Heimathaus. Und davor kann ich nur warnen.“
? Haben die Politiker zugestimmt?
Nein, haben sie nicht. Die Entscheidung ist erst einmal vertagt worden. Am Dienstag, 9. Juli, wird es vor der Ratssitzung um 18 Uhr eine Sondersitzung des Bau- und Planungsausschusses geben, in der die Politiker erneut zusammenkommen.
? Warum haben sie nicht zugestimmt – was ist denn das Problem?
Es geht um die Frage nach der Zuwegung zu den beiden Neubauten. Die ist – Stand jetzt – nicht geklärt. Würden die neuen Anwohner ihre Wohnungen in Zukunft ausschließlich über die Neuenhammstraße erreichen? Oder wird es eine zusätzliche Zufahrt an der Altenhammstraße geben – also zwischen Heimathaus und Neubau?
Fakt ist: Der Investor will nach Angaben der Gemeinde 1,5 Stellplätze pro Wohneinheit realisieren – nicht zuletzt wegen der ohnehin schon angespannten Parkplatzsituation auf der engen Straße im Dorf.
Würde er diese 1,5 Stellplätze pro Wohneinheit wirklich bauen wollen, würde es mit einer Zufahrt an der Altenhammstraße aus Platzgründen schwierig werden.
? Könnten die Anwohner nicht einfach über die Neuenhammstraße fahren?
Könnten sie schon. Die Anwohner des Neuenhamms aber wären mit dieser Alternative nicht einverstanden – zu groß ist die Sorge vor zu viel Verkehr in der verkehrsberuhigten Zone.
Die Anwohner des Altenhamms hätten nichts gegen eine zweite Zufahrt an der Altenhammstraße, für sie ist das Ganze eher ein grundlegendes Problem: „Es ist ja schön und gut, dass man im Dorf verdichten will“, sagte am Freitag (5. Juli) Jutta Richter, Anwohnerin der Altenhammstraße, im Gespräch mit unserer Redaktion, „aber man kann nicht den zweiten vor dem ersten Schritt machen. Es muss etwas geschehen, damit der Durchgangsverkehr nachlässt, bevor noch weitere Parteien an die Altenhammstraße ziehen.“
Sollte es eine Art „Betreutes Wohnen“ geben und sich zusätzlich ein Pflegedienst in den Geschäftsräumen niederlassen, sei die Sorge vor noch mehr Verkehr groß. „Wir sind schon jetzt kurz vor dem Kollaps“, so Richter.
? Und jetzt?
Sind noch viele Fragen offen. Einzelne Anwohner haben am Freitag eine weitere E-Mail an die Verwaltung geschrieben. Sie wollen darüber hinaus die Sondersitzung des Bauausschusses am 9. Juli besuchen. Welche Entscheidung wird die Politik treffen? Wird es einen Kompromiss geben – etwa eine Zufahrt an der Altenhammstraße bei gleichzeitigem Wegfall von zwei bis drei Stellplätzen?
„15 Stellplätze muss der Investor machen“, sagte Fachbereichsleiter Klaus van Roje am Donnerstag. „18 hat er eingeplant, drei könnten wegfallen.“
Noch so ein Punkt, den ein Anwohner des Neuenhamms am Freitag kritisierte: „In den Plänen waren nur 16 Parkplätze eingezeichnet, von zwei weiteren wussten wir bis zur Sitzung überhaupt nichts. Wenn man jetzt sinnvoll eine Entscheidung treffen möchte, dann muss die Informationspolitik auch stimmen.“
Arbeitet seit Juni 2024 in der Redaktion des Hellweger Anzeigers. War in den vergangenen Jahren bereits für die Ruhr Nachrichten im Kreis Unna unterwegs. Mag Nachrichten und persönliche Geschichten gleichermaßen, arbeitet aktuell aber eher im Hintergrund.
