
© Spiller/Gemeinde Ascheberg/Klose
Gemeinsamer Wohnungsbau im Münsterland soll hohe Nachfrage bedienen
Wohnen in Ascheberg
Es soll mehr bezahlbarer Wohnraum her, vor allem für die Haushalte mit niedrigem und mittlerem Einkommen. Deshalb wollen Münster und die Städte und Gemeinden drumherum eine interkommunale Wohnungsbaugesellschaft.
Es soll helfen, die angespannte Wohnungsmarktsituation in der Stadtregion Münster zu entspannen und Wohnraum auch für Haushalt mit niedrigem und mittleren Einkommen wieder erschwinglich zu machen: Die Stadt Münster will gemeinsam mit Greven, Ostbevern, Telgte, Everswinkel, Sendenhorst, Drensteinfurt, Ascheberg, Nottuln, Haxivbeck und Altenberge eine interkommunale Wohnungsbau-Gesellschaft ins Leben rufen. Darauf hatten sich die Städte und Gemeinden bereits 2019 verständigt.
Nun liegt der erste Bericht für den Wohnungsmarkt in der Region vor. Die Region stehe vor einer wohnungspolitischen Herausforderung, die nur gemeinsam bewältigt werden könne, da der Wohnungsmarkt „längst ein regionaler geworden ist“, heißt es darin. Deshalb will die Stadtregion nun die Wohnungsbaupolitik harmonisieren sowie bei Bauprojekten die Mobilität und den Klimawandel im Blick haben.
Nur 2400 neue Wohnungen pro Jahr bei 5000 bis 6000 neuen Haushalten
Laut Wohnungsmarktbericht sind zwischen 2010 und 2020 mehr als 40.000 Menschen in die Region gezogen. Das entspreche einem Wachstum von 9 Prozent auf nun rund 500.000 Einwohner. Die höchsten relativen Zuwächse hätten Münster (+11,9 Prozent) und Greven (+8,8 Prozent). Andere Gemeinden wie Everswinkel (+2,4 Prozent) und Drensteinfurt (+2,5 Prozent) fielen „deutlich zurück“.
Im Durchschnitt seien in den letzten Jahren jährlich etwa 2400 Wohnungen fertig gestellt worden - doch gleichzeitig seien 5000 bis 6000 neue Haushalte entstanden. „Die Konsequenz sind Knappheitspreise auf dem Wohnungsmarkt.“
In Ascheberg ist die Zahl der Einwohner von 2010 bis 2020 um 2,8 Prozent und die Zahl der Beschäftigten um 31,5 Prozent gestiegen. Gleichzeitig seien pro Jahr etwas mehr als 3,5 Wohnungen pro 1000 Einwohner fertig geworden.
Im Schnitt 2019/2020 von 197 Personen die meisten aus Münster in die Gemeinde gezogen. Der Wohnungsbaubericht erwartet von 2020 bis 2040 ein Bevölkerungsplus von 1,8 Prozent für die Gemeinde.
Mit 150 geplanten Wohnungen zwischen 2021 und 2026 liegt Ascheberg allerdings vor Everswinkel auf dem vorletzten Platz, ganz oben in der Umlandregion rangieren Senden (910) und Drensteinfurt (500). Münster plant in dieser Zeit 6070 Wohneinheiten. Während sich Münster mit 86 Prozent auf Mehrfamilienhäuser konzentriert, legt die Umlandregion den Fokus zu 53 Prozent auf Ein- und Zweifamilienhäuser.
Stadtregion hat zeitigen Wohnungsbau in der Region verpasst
Was die Mietkosten und die Bodenwerte in Ascheberg angeht, sind diese von 2014 bis 2020 pro Jahr um 3,9 und 2,8 Prozent gestiegen. Zum Vergleich: Münster hat um 3,2 und 9,5 Prozent jährlich zugelegt. Spitzenreiter ist jedoch Telgte mit einem Plus von 4,3 Prozent und 9,5 Prozent pro Jahr. Der durchschnittliche Ascheberger Mietpreis lag im Jahr 2020 bei 6,9 Euro pro Quadratmeter, der Baulandpreis bei 150 Euro pro Quadratmeter - es ist die in der Region vergleichsweise unterste Preisniveaustufe.
Gleichzeitig räumt der Bericht ein: Die Stadtregion hat es verpasst, „im entsprechenden Maße auf den starken Nachfragezuwachs der vergangenen Jahre“ zu reagieren. Das soll sich nun ändern, durch „Ausbau der Wohnungsbautätigkeit“, indem die betroffenen Zielgruppen mit den richtigen Wohnungsbauvorhaben bedacht werden bei gleichzeitig begrenzten Flächen. „Eine reine Ausweitung des Wohnungsbaus ‚in die Fläche‘ ist aus Sicht der Stadtregion nicht wünschenswert.“ Entsprechend seien vor allem flächensparendes Bauen und Nachverdichtung die Gebote der Stunde.
Ältere Menschen, die oft in großen, nicht-barrierefreien Wohnräumen wohnten, solle mit quartiersbezogenen Angeboten in vertrautem Umfeld entgegengekommen werden, sodass große Häuser auch Familien zugänglich würden. Unter anderem das soll nun durch eine interkommunale Wohnungsbaugesellschaft vorangetrieben werden.
Dafür sollen die Gemeinden zusammentragen, welche Baugebiete in den nächsten Jahren realisiert werden, um dann zu schauen, ob sie die richtigen Menschen erreichen. Diese Pläne weiterzuverfolgen bejahten in der vergangenen Ascheberger Ratssitzung 17 Mitglieder bei einer Nein-Stimme und einer Enthaltung.
Gebürtige Münsterländerin, seit April 2018 Redakteurin bei den Ruhr Nachrichten, von 2016 bis 2018 Volontärin bei Lensing Media. Studierte Sprachwissenschaften, Politik und Journalistik an der TU Dortmund und Entwicklungspolitik an der Philipps-Universität Marburg. Zuletzt arbeitete sie beim Online-Magazin Digital Development Debates.
