Kleine Bäume, große Preise Bonsai-Zentrum in Ascheberg führt Pflanzen bis 30.000 Euro

Bonsai-Zentrum verkauft seit mehr als 40 Jahren Bäume bis 30.000 Euro
Lesezeit

Wolfgang Klemend ist 75, studierter Garten- und Landschaftsbauer, schon früh Bonsai-Fan und mittlerweile zertifizierter Bonsai-Meister. Vor 43 Jahren gründete er in Münster einen kleinen Betrieb. Dank einer Investition von 3000 Euro machte Sohn Ingo daraus ab den frühen 2000er-Jahren ein internationales Geschäft. Ein Geschäft, in dem Kunden auch schon mal 30.000 Euro für einen klein-gehaltenen Baum hinblättern.

„20.000 bis 30.000 Euro“, bestätigt Ingo Klemend (45) im Gespräch mit der Redaktion, „das sind die bisher teuersten Bonsai, die wir verkauft haben.“ Dabei handelt es sich dann um Bäume, die 80 bis 200 Jahre alt, aber nur 50 bis 90 Zentimeter groß sind. Zwei Hauptfaktoren sind für den Zwergenwuchs verantwortlich.

Prachtstück: Wolfgang und Sohn Ingo Klemend mit einem Gewächs aus der 20.000-Euro-Klasse: einem rund 100 Jahre alten japanischen Dreispitzahorn.
Prachtstück: Wolfgang und Sohn Ingo Klemend mit einem Gewächs aus der 20.000-Euro-Klasse: einem rund 100 Jahre alten japanischen Dreispitzahorn. © Jörg Heckenkamp

Rückschnitt und Mini-Schalen

Ingo Klemend erklärt: „Die zwei Faktoren sind der regelmäßige Rückschnitt und die kleinen Schalen.“ Die Kunst der klein gehaltenen Bäume stammt laut dem Experten ursprünglich aus China und war dort dem kaiserlichen Hof vorbehalten. Buddhistische Mönche brachten diese Kunstfertigkeit nach Japan, wo sie perfektioniert wurde. China und Japan sind denn auch die Länder, die Vater (China) und Sohn (Japan) im Schnitt einmal im Jahr bereisen, um einerseits das Zubehör, aber natürlich auch die Lebendware zu begutachten und zu kaufen.

„Wenn ich in Japan bin, besuche ich 30 bis 40 Gärtnereien und schaue mir quasi jede Pflanze an, die wir nach Ascheberg importieren wollen. Ich will nur die besten Pflanzen haben.“

Mitarbeiterin Krystyna Cechini umwickelt die Pflanzschale eines Bonsai mit Folie, damit keine Erde beim Versand herausfällt.
Mitarbeiterin Krystyna Cechini umwickelt die Pflanzschale eines Bonsai mit Folie, damit keine Erde beim Versand herausfällt. © Jörg Heckenkamp

1982 in Münster gegründet

Doch das Importgeschäft nahm das „Bonsai-Zentrum Münsterland“ erst später selbst in die Hand, zuvor hatte es sich von Großhändlern beliefern lassen. „Da gibt es nämlich Einfuhr-Vorschriften, u. a. muss man eine Quarantänezeit für die Pflanzen einhalten.“ Doch davon war noch keine Rede, als Vater Wolfgang Klemend das Unternehmen 1982 in Münster gründete. „Ich habe Garten- und Landschaftsbau studiert und bin irgendwann auf das Thema Bonsai gestoßen.“ Das hat ihn sofort fasziniert. „Schließlich habe ich dann mein Hobby zum Beruf gemacht.“

Sohn Ingo studierte zu der Zeit Betriebswirtschaftslehre in Münster und ging seinem Vater im Geschäft bisweilen zur Hand. „Aber das war mehr als ein Studentenjob, um mir etwas Geld zu verdienen“, sagt der 45-Jährige. Den Bonsai als Berufs-Perspektive hatte der Sohnemann damals noch nicht ins Auge gefasst.

Das entwickelte sich erst ab dem Jahr 2000. „Wir haben damals einen minimalen Online-Shop aufgesetzt. Das war damals noch etwas ganz Besonderes“, erinnert sich Ingo Klemend. Drei Jahre später hatte sich diese Sparte nur langsam entwickelt, als Klemend jun. erfuhr, dass die Online-Adresse „Bonsai.de“ zum Verkauf stand. „Ich wollte diese eingängige Domain unbedingt kaufen, aber mein Vater zögerte.“ Schließlich sollte der Domain-Name 3000 Euro kosten. Der Vater willigte schließlich ein und Sohn Ingo sagt heute: „Diese 3000 Euro waren wohl einer der besten Investitionen, die wir je getätigt haben.“ Die Domain sorgte dafür, dass der Online-Handel ordentlich Fahrt aufnahm.

Gründer und Bonsai-Meister Wolfgang Klemend erklärt den Aufbau einer Komposition mit einem alten Bonsai.
Gründer und Bonsai-Meister Wolfgang Klemend erklärt den Aufbau einer Komposition mit einem alten Bonsai. © Jörg Heckenkamp

Damit wurde allerdings auch die Fläche in Münster zu klein. Parallel befand sich Ingo Klemend in der Abschlussphase seines Studiums. „Mein Vater hat mich zu der Zeit gefragt, ob ich das Unternehmen übernehmen wolle.“ Er wollte, mit Vater Wolfgang zusammen. Beide entschieden sich für einen Umzug. Da die meisten Kunden sowie aus dem Umland von Münster und noch weiter entfernt kamen, gingen Klemends gerne auf das Angebot der Gemeinde Ascheberg ein, ihnen ein rund 5000 Quadratmeter großes Grundstück im Industriegebiet an der Raiffeisenstraße zu verkaufen. „Zusammen mit einer angemieteten Fläche verfügen wir hier über 6000 Quadratmeter.“

Der Versandhandel macht mittlerweile rund 70 Prozent des Umsatzes vom Bonsai-Zentrum Münsterland aus. V. l. Ingo Klemend, Mitarbeiterin Krystyna Cechini und Wolfgang Klemend.
Der Versandhandel macht mittlerweile rund 70 Prozent des Umsatzes vom Bonsai-Zentrum Münsterland aus. V. l. Ingo Klemend, Mitarbeiterin Krystyna Cechini und Wolfgang Klemend. © Jörg Heckenkamp

Das Bonsai-Hobby splittet sich grob in zwei Richtungen: Pflanzen für drinnen und welche für draußen. Wenn man am einen Ende mehrere zehntausend Euro für einen Baum zahlt, wo geht‘s am anderen Ende los? „Wer mit dem Bonsai-Hobby beginnen will, sollte klein und preiswert anfangen“, sagt der erfahrene Bonsai-Meister. Sohn Ingo ergänzt: „Wir bieten Einsteiger-Pakete für 30 bis 50 Euro. Da stecken eine Pflanze, eine Schere und ein Buch drin.“ Mehr brauche man zunächst nicht, um zu schauen, ob man für dieses Hobby auch längerfristig Interesse mitbringt. „Danach kann man sich mehr Equipment zulegen“, meint Wolfgang Klemend.

Die häufigsten Anfängerfehler? „Fehlendes beziehungsweise falsches Gießen.“ Bedingt durch die kleinen Schalen benötigen die Gewächse häufig Wasser. „Im Sommer muss man im Grunde jeden Tag gießen“, sagt der Junior-Chef. Wer mehr darüber erfahren will, kann in Ascheberg auch diverse Kurse buchen.

An diesem Donnerstagmittag ist es ruhig im Geschäft und den Gewächshäusern des Bonsai-Zentrums: „Rund 70 Prozent unseres Geschäftes machen wir durch den Online-Handel.“ Der digitale Shop ist mittlerweile in sechs Sprachen aufgesetzt, der Versandhandel läuft international.

Im hinteren Gewächshaus sind dann doch zwei Kunden zu sehen. Ein Mann und eine Frau schauen sich um, nehmen mal diese Pflanze in die Hand, mal jene. Der kleine Baum, den der Mann schließlich auf den Tresen stellt, ist mit 54 Euro ausgezeichnet.

In Online-Shop sind die günstigsten Gewächse mit gut zehn Euro angegeben, etwa ein einjähriger Jadebaum für 12 Euro. Von dann an wird’s schrittweise teurer. Je nach Art und Alter. Momentaner Spitzenreiter ist ein Dreispitzahorn. 80 Jahre alt, 95 cm hoch, 19.800 Euro teuer.

Update von der Profilschul-Baustelle in Ascheberg: „Trotz Witterung im Zeitplan“

Ehemalige Praxis Dr. Hagner in Herbern: Maklerin sucht Nachmieter für Immobilie

Wohnraum oder Ortskerngestaltung in Herbern? : Ausschuss-Diskussion um Feuerwehrgerätehaus