Das Bild ist gestochen scharf und lässt keinen Zweifel zu: Ein herumstromernder Wolf ist in Legden in eine Wildtierkamera getappt. Unweit davon entfernt, in der Heeker Bauerschaft Averbeck, soll zudem ein Wolf auf einem Feld gejagt haben. Das gleiche Tier? Und gibt es Grund zur Sorge?
Die Sonne strahlt, es ist kühl. Ein paar aufgeschreckte Rehe flüchten über ein Feld, das nahe der Autobahn-Auffahrt Legden/Ahaus liegt. Ein kleines Waldstück zieht sich entlang des Ackers. Ganz am Ende ist sie in gut zwei Metern Höhe angebracht: Jene Wildtierkamera, die das gestochen scharfe Bild vom Wolf geschossen hat.
Beweisfoto
26. März, 9.53 Uhr ist auf der Aufnahme zu lesen. Das Foto wurde der Redaktion zur Verfügung gestellt. Die Örtlichkeit selbst hat die Redaktion in Augenschein genommen – war sie aufgrund des markanten Hochsitzes im Hintergrund des Fotos sowie des Betonrohrstücks im Vordergrund schnell ausgemacht.
Von dem Wolf ist am Dienstagmorgen (28.03.) natürlich nichts mehr zu sehen. Wohl aber ein paar schemenhafte Wolfsspuren im matschigen Feld.
Übrigens ist der 26. März auch jener Tag, an dem ein Wolf in Averbeck gesehen worden sein soll. Der Redaktion liegt eine Sprachdatei vor, in der eine Frau einer Bekannten aus Averbeck mitteilt, dass sie dort auf einem Feld einen Wolf jagen gesehen habe. Und sie spricht eine „Warnung“ für die Kinder der Bekannten aus.

Doch ist die Gefahr des Wolfes für den Menschen real? Die Meinungen gehen da ja weit auseinander. Nachfrage bei Christian Berning, Leiter des Hegerings Schöppingen-Legden. Dieser holt einmal tief Luft und sagt dann: „Ich persönlich würde keinem Wolf in freier Wildbahn begegnen wollen.“
Christian Berning möchte es natürlich vermeiden, Panik zu schüren, das betont er ausdrücklich, sagt aber auch: „Es ist aus meiner Sicht absolut nicht ausgeschlossen, dass es auch in Deutschland mal zu einem Zwischenfall mit Menschen kommen kann.“ Die Frage sei nicht ob, sondern wann.
Vorsicht ist geboten
Auch Mike Kerßenfischer, Leiter des Hegerings Ahaus-Heek, hebt hervor, dass bei einem Wolf Vorsicht geboten sei. So, wie bei jedem Wildtier. Beide Hegeringsleiter kennen das Foto aus der Wildtierkamera. Sie sagen, dass es sich aufgrund der Statur um einen männlichen Jungwolf handele.
Mutmaßlich einen Jungrüden, der umherstreift und ein neues, eigenes Revier sucht. Und Christian Berning bestätigt auch die Wolfssichtung in Averbeck. Die „mehrfache“, wie er präzisiert. „Es dürfte dasselbe Tier wie in Legden gewesen sein.“ Ein Wolf könne schnell große Strecken zurücklegen.

Auffällig: Am Dienstagmorgen ist die Betonröhre mit Hundefutter gefüllt. Daneben liegt eine undefinierbare, nicht gut riechende „Masse“. Will da etwa jemand den Wolf gezielt anlocken? Christian Berning muss bei der Frage schmunzeln. Dann verneint er diese ausdrücklich.
„Es ist ein Luderplatz“, erklärt er. Das ist eine jagdliche Einrichtung zum Anlocken von fleischfressenden Tieren. In diesem Falle von Füchsen. „Es rechnet ja keiner der Jagdpächter damit, dass dort ein Wolf vorbeikommt“, ist sich der Heringsleiter sicher.

Die Betonröhre ist am Rand des Waldes also gezielt ausgelegt worden. Sie ist ein „Luderschacht“. Die Ablegeplätze des Futters müssen nämlich so gewählt sein, dass keine Raubvögel das Futter aus der Luft sehen können. Dass sich auch ein Wolf über das Futter hermacht, bestreitet Christian Berning nicht. Es sei aber eben nicht für diesen gedacht.
Ganz wichtig sei, das heben beide Hegeringsleiter hervor, außerhalb dieser Luderplätze dem Wolf niemals gezielt Futter anzubieten. Dinge, die in Deutschland schon mehrfach vorgekommen sind. „Wenn der Wolf Futter mit dem Menschen in Verbindung bringt, wird es gefährlich“, so Mike Kerßenfischer. Stichwort Verlust der natürlichen Scheu.
Weidetiere in Gefahr
Dass sich ein umherstreifender Wolf auch mal ein Weidetier holen wird, schließen beide Heringsleiter nicht aus. Im Gegenteil. „Die Sorgen der Weidetierhalter sind absolut nachvollziehbar“, sagt Christian Berning.
Vor allem, da der Wolf, so er einmal auf einer Koppel ist, in einen sogenannten Blutrausch verfallen könne. Dabei wird der Jagdreflex immer wieder ausgelöst, sprich es müssen mehr Tiere sterben, als der Wolf als Fressbeute braucht. Auch das ist schon in Deutschland vorgekommen.

Ändern an der Situation des umherstreifenden Wolfes können die Jäger nichts. In Deutschland gilt ein striktes Abschussverbot für den Wolf. „Es wird auch nicht der letzte Wolf gewesen sein, der hier auftaucht“, ist sich Mike Kerßenfischer sicher.
Die gute Nachricht für alle mit Sorgen in Bezug auf den Wolf: Dass sich ein Tier hier vor Ort niederlässt oder gar ein eigenes Rudel gründet, halten die beiden Hegeringsleiter für unwahrscheinlich. Dafür fehle es in der Gegend einfach an großen, zusammenhängenden Waldflächen.
Strom- und Gasversorgung in Heek : Jahrelange Sicherheit wird Realität
50 Jahre Fahrschule Richter : Familienunternehmen lebt den Beruf als Berufung
Kein Osterfeuer des Heimatvereins Legden: Auf das Brauchtum verzichten muss aber niemand