
In Heek gibt es noch immer keine Wohnmobilstellplätze. Marion Kessens, Geschäftsführerin bei Steinfurt Marketing und Touristik, hat der Redaktion erklärt, welche Vorteile derartige Plätze mit sich bringen. © Montage: Leonie Sauerland
Wohnmobilstellplätze: Wann erwacht Heek aus Dornröschen-Schlaf?
Tourismus
Wer mit dem Wohnmobil in Heek einen offiziellen Stellplatz zum Übernachten sucht, der geht leer aus. Dabei bringen derartige Plätze viele Vorteile für die Gemeinde mit sich. Nachhaltige.
Gronau, Ochtrup, Havixbeck oder Steinfurt - sie alle haben ausgewiesene Wohnmobilstellplätze. Das Reisen im Mobilheim wird immer beliebter. Bedeutet es doch Individualität, Freiheit und eine gewisse Entschleunigung. Doch diesen Trend hat man in Heek noch nicht richtig erkannt. Dabei gibt es Möglichkeiten.
Wer mit dem Wohnmobil in Heek rasten möchte, der schaut in die Röhre. Es gibt keine Stellplätze. Hier und da sieht man mal ein Wohnmobil stehen, doch das hat nichts mit einem offiziellen Platz zu tun. Zwar wabert das Thema seit Jahren durch die Lokalpolitik, doch passiert ist bisher nichts.
„Hundeparkplatz“ als erster Standort?
Dabei könnte es so einfach sein. Bei der kürzlichen Einweihung des Wichumer Trimmpfades trafen sich die Teilnehmer am so genannten „Hundeparkplatz“ an der L 574. Nur einen Steinwurf vom Kreisverkehr Gabelpunkt entfernt.
Wie es der Zufall wollte, stand auf dem Parkplatz ein Wohnmobil mit norddeutschem Kennzeichen. Offensichtlich sahen die Gäste den Standort ideal für einen kurzen Stopp an. Was wäre also mit dieser Fläche für einen ersten offiziellen Wohnmobilstellplatz in Heek?
Eine Nachfrage im Rathaus ergibt, dass die rund 1400 Quadratmeter große Fläche im Besitz der Gemeinde ist. Platz für drei, vier Wohnmobile wäre da gegeben. Und wer jetzt denkt, das sei wegen möglicher Versorgungsleitungen alles viel zu kompliziert, der muss einfach nur mal nach Steinfurt schauen.
Genauer gesagt nach Burgsteinfurt und Borghorst. Dort gibt es nämlich schon seit 2004 Stellplätze. 25 in Burgsteinfurt und 2 in Borghorst. Am letzten Standort sogar ohne jegliche Versorgungsleitungen wie Strom oder Wasser.
Stellplätze werden rege genutzt
Genutzt werden die Stellplätze dennoch rege, wie eine Nachfrage bei Steinfurt Marketing und Touristik ergibt. Geschäftsführerin Marion Kessens berichtet: „Mehr als die Hälfte der Plätze sind von April bis Oktober durchweg belegt, in Ferienzeiten und an langen Wochenenden auch deutlich mehr. In Borghorst steht häufig ein Mobil für eine Nacht.“
Dass eine Versorgung mit Strom, Wasser oder Gas für einen ersten Aufschlag gar nicht essentiell sei, sieht auch Heeks Bürgermeister Franz-Josef Weilinghoff so. Angesprochen auf den Hundeparkplatz als Stellplatz sagt er: „Für eine Testphase wäre dieser sicher gut geeignet.“

Die Wohnmobilstellplätze in Borghorst und Burgsteinfurt werden nach Angaben von Steinfurt Marketing und Touristik e.V. rege genutzt. Die Stellplätze locken Touristen in die Kommunen. © Steinfurt Marketing
Dass die Gemeinde nicht nur für Fahrradtouristen attraktiv sein möchte, steht fest. Was jedoch bisher fehlt, ist ein Stellplatzkonzept, das auch die Politik abnicken kann. Bisher wurden zudem auch nur der Bereich um das Dinkelstadion sowie das Strönfeldareal betrachtet. Also die großen Varianten.
Wie wichtig für eine Kommune solche Stellplätze sind, unterstreicht Marion Kessens wie folgt: „Die Stellplätze locken Gäste, die sonst vermutlich nicht gekommen wären.“ In Steinfurt seien so deutlich mehr Touristen in der Stadt. Also genau das, was man sich auch in Heek wünscht.
Einzelhandel und die Gastronomie profitieren
Denn: Auch der Einzelhandel und die Gastronomie könnten davon nachhaltig profitieren. Das bestätigt auch Marion Kessens. Man habe sogar zu Beginn die Wohnmobilgäste um Kassenbons gebeten, um anhand dieser belegen zu können, wie viel Geld in der Kommune hängengeblieben ist.
Aktuell gebe es das zwar nicht mehr, aber: „Eine regelmäßig erneuerte Studie vom DWIF belegt den positiven Effekt von Wohnmobiltouristen.“ DIWF ist das Deutsche Wirtschaftswissenschaftliche Institut für Fremdenverkehr.
Und noch etwas hebt die Geschäftsführerin vom Steinfurt Marketing und Touristik hervor: „Häufig fahren die Wohnmobilgäste mit dem Rad auch ins Umland und sorgen so für Wertschöpfung in der gesamten Region.“ Zudem kompensierten die Stellplätze auch ein wenig fehlende Hotelbetten.

Die Fläche des "Hundeparkplatzes" unweit des Kreisverkehrs Gabelpunkt ist im Besitz der Gemeinde. Auf den rund 1400 Quadratmetern wäre gut und gerne Platz für drei bis vier Wohnmobilstellplätze. © Till Goerke
Etwas, das auch die Heeker Verwaltung auf dem Schirm hat. Bezogen auf den daran hängenden Radverkehr. „Es würden sicherlich viele hier für einen Tag Station machen, mit dem Rad die Umgebung erkunden und unsere Gemeinde kennenlernen“, so Weilinghoff. Eine Beschilderung würde nicht die Welt kosten.
Und doch ist bisher nichts passiert. Dabei hatte das Dinkelbündnis das Thema 2021 noch mal angestoßen. Ohne nachhaltigen Erfolg. Dabei ist offensichtlich, welchen Mehrwert solch ein Stellplatz für eine Kommune entwickeln kann. Wie es in Heek weitergeht, ist dennoch offen. Noch zumindest.
Liebt als gebürtiger Münsterländer die Menschen und Geschichten vor Ort. Gerne auch mit einem Blick hinter die Kulissen. Arbeitsmotto: Für eine spannende Story ist kein Weg zu weit.
