
© Till Goerke
Vierte Welle, vierter Härtefall für Heeker und Nienborger Gastronomen
Absagen-Flut
Alle Jahre wieder: Kurz vor Weihnachten werden Feiern abgesagt, bleiben Hotelbetten leer. Zum vierten Mal trifft eine Corona-Welle Gastronomen und Hoteliers in Heek und Nienborg hart.
Die „Wucht der vierten Welle“, von der die Gewerkschaft NGG (Nahrung, Genuss, Gaststätten) spricht und in ihrer aktuellen Pressemitteilung dabei den Fokus auf den Kreis Borken richtet, können die Akteure vor Ort nur bestätigen. Silke Lanvermann (Hotel am Markt, Restaurant M3 in Heek): „Es wird gesagt, dass es einen Lockdown nicht geben soll, und auch die pandemische Lage ist ja ausgelaufen, aber...“
Aber auch ohne Lockdown machten sich die Gäste im Restaurant rar. „Wir bekommen nur Absagen, Firmen verzichten auf Weihnachtsfeiern, aber auch im privaten Bereich ist es nicht anders“, sagt Silke Lanvermann, die zusammen mit ihrem Mann Thomas die beiden Häuser am Heeker Markt betreibt.
Finanzielle Verluste
Ausfälle von etwa 40 Prozent kämen da bislang zusammen, hat sie überschlagen. Und die Auswirkungen davon sind in mehreren Facetten spürbar.
Vor allem beim Personal. Der Einsatz der zwölf Mitarbeiter ist nämlich kaum seriös kalkulierbar. Zwar sei die Kurzarbeit verlängert, viel wichtiger aber treibt das Betreiber-Ehepaar die Frage um: „Wie lange machen die Mitarbeiter das überhaupt mit?“
Schließlich seien einige schon in den ersten Wellen abgewandert. Ein Problem, das auch die NGG beklagt: „Wer in Kurzarbeit geschickt wird und mit 60 Prozent seines Lohnes klarkommen muss, der macht das, was jeder machen würde: Der guckt sich woanders um“, sagt Helge Adolphs.
Für die Lanvermanns ist es mal wieder ein Nervenkitzel, was sie zu den Weihnachtsfeiertagen erwartet. Zurzeit könne man noch Reservierungen für zwei Tische annehmen. Ob es aber dabei bleibt.... Letztlich sind es zwei Szenarien, die vorstellbar sind. Silke Lanvermann: „Wenn ich optimistisch bin, sage ich, wir haben offen und alle kommen.“ Im pessimistischen Falle aber käme keiner.
Personaleinsatz ist schwierig planbar
Beide Szenarien sind aber kaum planbar. Waren müssen rechtzeitig bestellt werden, Mitarbeiter eingesetzt werden. Dass man darauf sitzen bleibe und Personal vergeblich gebucht habe, mag sich Silke Lanvermann gar nicht vorstellen. Das bedeute natürlich auch gravierende finanzielle Einbußen. Vorstellbar seien dann künftig auch eingeschränkte Öffnungszeiten.
Ein anderes Bild beschreibt sie aber für den Hotelbereich. „Toi, toi,toi, da läuft es nach wie vor recht gut.“ Auch hier gebe es einige Ausfälle, weil vor allem Firmen auf Feiern und Übernachtungen verzichteten.
Da fürs Hotel die 3-G-Regel, fürs Restaurant aber 2G erforderlich sei, werde ungeimpften Hotelgästen nur die reine Übernachtung, ohne Frühstück und Zugang zum Restaurant angeboten.
Roman Klauser (Restaurant Gabelpunkt) macht ähnliche Erfahrungen: „Es gibt viele Absagen, vor allem große Gruppen fallen weg.“ Insbesondere Firmen verlegten ihre Weihnachtsfeiern auf das nächste Jahr. „Aus Angst und Vorsicht“, glaubt der Gastronom.
Aber auch aus dem privaten Bereich würden Reservierungen wieder gestrichen. Jetzt hofft er, dass das bei den Buchungen für die Festtage nicht passiert.
Spürbar werde die 4. Welle besonders während der Woche, wenn einfach viel weniger Gäste als sonst kommen. Die finanziellen Folgen hofft Roman Klauser durch Rücklagen auffangen zu können. Wie bereits in der zweiten Welle schon.
Stephanus fällt bei Nonnhoff aus
Auch wenn Gertrud Nonnhoff in ihrem Traditions-Lokal in der Hauptstraße in Nienborg keine Speisen aus eigener Küche anbietet, hat die neue Welle auch sie erreicht: Zu den Feiern können die Gäste ein Catering bestellen, aber etliche Feiern wurden jetzt bereits abgesagt.
„Die Leute haben einfach zunehmend Angst, vor allem die älteren“, sagt die erfahrene Wirtin und macht das an einem Beispiel fest: „Wenn üblicherweise zum Sonntags-Frühschoppen acht Leute kommen, sind es zurzeit vielleicht noch vier.“
Was aber auch die jungen Gäste aus Heek und Nienborg treffen wird, ist diese Entscheidung: Am zweiten Weihnachtstag, Stephanus, bleibt die Gaststätte Nonnhoff geschlossen. Erstmals seit Jahren.
Seit über 30 Jahren dem Medienhaus treu verbunden geblieben, zunächst in Steinfurt und jetzt in Ahaus. Hegt eine Leidenschaft für gute Geschichten, Menschen und ihre Schicksale.
