Mit Hunden und anderen Fluchttieren kennt sich der Nienborger Tierarzt Björn Becker aus. Er weiß, warum sie sich vor der Silvesterknallerei fürchten.

© Mareike Meiring

Knallerei und Nebeneffekte: Stress und Panik bei Tieren vorprogrammiert

rnTiere an Silvester

Viele Tiere dürften sich freuen, dass dieses Jahr zu Silvester weniger geböllert wird. Die Reaktion von Stress bis hin zu Panik hat Gründe. Aber es gibt auch kurzfristige Mittel dagegen.

Heek

, 31.12.2020, 07:00 Uhr / Lesedauer: 2 min

Bund und Länder raten in diesem Jahr dringend vom Abbrennen von Silvesterfeuerwerk ab. Hintergrund sind die potenzielle Verletzungsgefahr und die bereits sehr hohe Belastung des Gesundheitssystems. Das dürfte einige feierfreudige Menschen hart treffen. Viele Tiere wird die Regel dagegen freuen.

„Nicht nur Hunde und Katzen, auch Pferde und selbst Nutztiere sowie Wild reagieren auf das plötzliche Geböller mit extremem Stress bis hin zu Panikreaktionen“, weiß der Nienborger Tierarzt Björn Becker. Das liege daran, dass die meisten Tiere Fluchttiere sind. „Sie fühlen sich von den Raketen und Krachern bedroht und können die Lichter und Geräusche nicht zuordnen“, erklärt Björn Becker. Die Tiere folgen ihren Instinkten und schützen sich.

Musik und ruhiger Ort als kurzfristige Tipps

Diesen tief verankerten Verhaltensmustern kann man entgegenwirken. „Es gibt viele Tiertrainer, aber auch geschulte Tierärzte, die eine individuelle Beratung in Bezug auf Geräuschtraining vornehmen. Bei weniger ängstlichen Tieren können auch einige Tipps aus dem Internet helfen“, erläutert der Nienborger Arzt. Dann muss man aber früher damit anfangen. Kurz vor Silvester sei das nicht mehr sinnvoll.

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Aber auch Hunden, Katzen und andere Tieren, die kein solches Training absolviert haben, kann man kurzfristig helfen. „Musik kann genutzt werden, um zumindest einen Grundgeräuschpegel zu erzeugen und abzulenken. Auch das Verbringen an einem ruhigen Ort, zum Beispiel einem Keller oder einem Bad ohne Fenster kann helfen“, empfiehlt Björn Becker.

Tischfeuerwerk enthält gefährliche Kleinteile

Bei sehr panischen Tieren nütze das aber nichts. Hier helfen ein Ausflug weit raus in die Natur oder vom Tierarzt verschriebene Medikamente. „Der Griff zu menschlichen Medikamenten kann aber tödlich enden“, warnt Björn Becker.

Der Verkauf von Raketen und Böllern ist in diesem Jahr grundsätzlich verboten. Weiterhin erlaubt bleibt dagegen Tischfeuerwerk. Das ist zwar nicht so laut, birgt aber trotzdem Gefahren für die Tiere. „Mit ihren Kleinteilen, die gern im Magen vom Hund oder Katze landen, sind Tischfeuerwerke keine gute Alternative“, betont der Tierarzt.

Auch nach Silvester ist Vorsicht geboten

Deshalb sei auch an den Folgetagen ab Neujahr noch Vorsicht geboten. „Auch Freigängerkatzen sind rund um Silvester besser im Haus aufgehoben und Pferdeweiden sollten auf Blindgänger abgesucht werden“, rät Björn Becker. Denn das Schwarzpulver oder andere Inhaltsstoffe und auch die spitzen Metallstäbe können schwerwiegende gesundheitliche Probleme auslösen.

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Eine Alternative zur Silvesterknallerei hat Björn Becker auch parat: „Vielleicht könnten die dieses Jahr eingesparten Euros dem Tierschutz zugutekommen und wir zünden um zwölf Uhr stattdessen ein paar Kerzen an.“