Im Dezember 2022 verschwanden zahlreiche aufgebende DHL-Sendungen spurlos. Betroffen waren die Dinkelgemeinde, Oeding oder auch Vreden. Die Paketsendungen sind mittlerweile wieder aufgetaucht. Nicht aber die Briefsendungen der Nienborgerin Ute Thenert. Ihr Frustpegel ist hoch.
Die Nienborgerin sitzt an ihrem Wohnzimmertisch. Vor ihr ausgebreitet liegen ausgedruckte Sendungsverfolgungen und vieles mehr. Sie schüttelt mit dem Kopf. Sie kann sich keinen Reim darauf machen, warum immer wieder sie Ärger mit verschwundenen DHL-Sendungen hat.
Kein Brief angekommen
2016 erstattete sie, so erzählt sie, sogar Anzeige gegen Unbekannt, da ein erwartetes Päckchen aus den USA, das nachweislich bereits auf deutschen Boden war, bis heute spurlos verschwand. Die Nienborgerin zeigt der Redaktion die Sendungsverfolgung als Beweis.
Dann kommt sie auf ihre Briefe aus dem Dezember 2022 zu sprechen. Bis heute habe keiner dieser drei in Nienborg aufgegebenen Briefe seinen Bestimmungsort erreicht. Überprüft man die Sendungsnummer eines Briefes, sieht man, dass sich dieser noch in der Zustellung befinden soll.
Kein Vertrauen mehr in DHL
„Das kann doch nicht sein nach der langen Zeit“, hadert Ute Thenert. Den finanziellen Schaden trage sie zwar nicht, sondern die Käufer ihrer auf E-Bay-Kleinanzeigen angebotenen Waren (private Verkäufe ohne Haftung), doch Ruhe lässt ihr das Ganze dennoch nicht.
„Die Käufer haben verständnisvoll reagiert, keinen Ärger gemacht“, so die Nienborgerin. Doch das habe in der Vergangenheit auch schon anders ausgesehen. „Ich traue mich ja eigentlich schon gar nicht mehr, etwas mit DHL zu verschicken.“ Die negativen Erfahrungen haben Spuren hinterlassen.

Von der Redaktion konfrontiert, verweist DHL auf die Vielzahl der Briefsendungen, mit denen das Unternehmen täglich zu tun habe. „Die Deutsche Post transportiert im Durchschnitt rund 49 Millionen Briefe pro Werktag“, teilt Pressesprecher Rainer Ernzer mit.
Bei dieser Masse sei es schlicht nicht machbar, den Verbleib eines jeden einzelnen Briefes immer klären zu können. Rainer Ernzer verweist darauf, Nachforschungsanträge zu stellen. Das hat Ute Thenert natürlich gemacht. Mit dem ernüchternden Ergebnis, dass das Ganze ergebnislos blieb.
Vieles ist denkbar
Wo ihre Briefe also abgeblieben sind, kann keiner sagen. Nicht mal DHL. Ob sie jemals im Logistikzentrum Greven-Reckenfeld angekommen sind? Unklar. Vieles ist denkbar und auch nichts ausgeschlossen.
DHL teilt dazu mit: „Da gibt es vielfaltige externe und interne Faktoren, die Briefe zunächst verzögern bzw. verhindern, dass sie den Empfänger bzw. den Absender erreichen.“ Auch vor krimineller Energie sei das Unternehmen nicht geschützt.

„Wir sind mit rund 200.000 Mitarbeitern in Deutschland ein Querschnitt der Gesellschaft“, betont Rainer Ernzer. Die Fälle mit krimineller Energie seien aber die „absolute Ausnahme“. Warum es immer wieder Sendungen aus der Dinkelgemeinde trifft, ist unklar. Die Häufung fällt aber auf.
DHL nimmt Vorfälle ernst
DHL betont, dass man die Vorfälle ernst nehme. Inklusiver interner Nachforschungen. Doch bei Briefsendungen stoße man an Grenzen. Gibt es denn statistische Zahlen darüber, wie viele Briefsendungen jährlich bei der Post nicht am Zielort ankommen? Laut Unternehmen nein.
„Es ist doch ein Unding. Die können ja praktisch machen, was sie wollen“, kritisiert Ute Thenert. Natürlich könne man jeden noch so kleinen Gegenstand versichert und als Paket verschicken, aber: „Wer zahlt dafür das Porto, wenn dieses vielfach höher als der Warenwert ist?“
Bei „normalen“ Briefen erhalten Kunden auch nicht ihr Porto zurück. Nur bei Zusatzleistungen wie Einschreiben, Wert oder Express sei dies bei Verlust möglich, wie DHL mitteilt. Im Rahmen der Haftungsbedingungen.
Und: Bliebe ein Nachforschungsantrag ergebnislos, seinen alle Mittel für den Kunden ausgeschöpft. Ute Thenert muss sich wohl oder übel damit arrangieren, dass ihre Briefe verschollen bleiben. Mutmaßlich für immer.
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