Die Vorsitzende des Reitvereins Heek-Nienborg, Jessy Vorspohl, ist erleichtert, dass Gemeinde und Lokalpolitik dem Verein Hilfe zugesichert haben.

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Reitverein mit Hilferuf – Jessy Vorspohl: „Wir waren einfach verzweifelt“

rnPferdesport

Den Reitverein Heek-Nienborg ereilten 2021 gleich drei Schicksalsschläge: Alle Voltigierpferde schieden aus. Durch Corona waren die Kassen leer. Darum folgte ein verzweifelter Hilferuf.

Heek

, 18.01.2022, 17:00 Uhr / Lesedauer: 3 min

Die Lage war ernst beim Reitverein St. Georg Heek-Nienborg. Alle drei Voltigierpferde schieden 2021 aus unterschiedlichen Gründen aus dem Sport aus. Im Falle eines Pferdes läuft sogar noch ein Gerichtsverfahren. Gleichzeitig brachen wegen Corona Einnahmen weg.

Darum setzte der Reitverein zu einem verzweifelten Hilferuf an. In einem Schreiben an Gemeinde und Lokalpolitik nahm die Vorsitzende Jessy Vorspohl (27) stellvertretend für alle Vereinsmitglieder das Zepter in die Hand.

Verein bittet um ein Darlehen

Im besagten Schreiben erläutert die Vorsitzende die missliche Lage des Vereins und bittet zugleich um die Gewährung eines 30.000-Euro-Darlehens. Denn mal eben so ein neues Sportpferd zu kaufen, das dann zum Voltigierpferd ausgebildet werden kann, sitzt bei der klammen Vereinskasse einfach nicht drin.

„Es war für uns als Verein natürlich eine große Überwindung, um Geld zu bitten. Das macht ja niemand gerne, aber wir waren am Ende einfach nur noch verzweifelt“, berichtet Jessy Vorspohl im Gespräch mit der Redaktion.

Der Reitverein Heek-Nienborg such fieberhaft nach einem geeigneten Pferd, das nach dem Kauf als Voltigierpferd (Foto) ausgebildet werden kann.

Der Reitverein Heek-Nienborg sucht fieberhaft nach einem geeigneten Pferd, das nach dem Kauf als Voltigierpferd (Foto) ausgebildet werden kann. © RV Heek-Nienborg

Und der Hilferuf wurde erhört. Sowohl der Sport- als auch der Haupt- und Finanzausschuss gaben ihren Segen für das 30.000-Euro-Darlehen. „Als wir das gehört haben, sind natürlich tausend Steine gepurzelt. Eine unglaubliche Erleichterung. Wir sind dafür so dankbar“, so Vorspohl.

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Doch mit dieser Zusage ist das Thema neues Pferd für den Voltigiersport – vorgesehen ist das Tier für die erste Mannschaft und ihre Turniere – noch lange nicht erledigt. Ganz im Gegenteil. Jetzt beginnt erst die Arbeit. Eine, die viel Zeit und Fingerspitzengefühl von den Verantwortlichen verlangt.

Reitverein hat schlechte Erfahrungen gemacht

„Wir sind ja schon einmal auf die Nase gefallen beim Kauf eines Pferdes und hatten zudem schon Pech“, erklärt die Vorsitzende. Dazu muss man wissen: Ein Volti-Pferd schied altersbedingt aus, eines musste „erlöst“ werden. Und mit dem Kauf von Pferd „Uwe“ hat der Verein noch heute Ärger.

Das Tier wurde 2019 erworben. Erst danach stellte sich heraus, dass es schwer erkrankt war und so niemals für den Voltigiersport eingesetzt werden könnte. „Dabei haben wir Uwe vom Tierarzt durchchecken lassen“, schaut die Vorsitzende zurück. Aufgefallen sei dabei nichts.

Sechs Pferde sind aktuellem im Bestand des Reitvereins. Auch für die Kinder- und Jugendarbeit sind die Tiere wichtig. So auch bei angebotenen Ferienfreizeiten

Sechs Pferde sind aktuell im Bestand des Reitvereins. Auch für die Kinder- und Jugendarbeit sind die Tiere wichtig. So auch bei angebotenen Ferienfreizeiten. © Reitverein Heek-Nienborg

Problem: Gerne hätte der Reitverein nach der Diagnose der sportlichen Untauglichkeit den Kauf rückabgewickelt. Immerhin kostet ein Pferd schnell weit über 15.000 Euro. Wohlgemerkt: unausgebildet.

Doch der Verkäufer lehnte das Ansinnen des Reitvereins ab. Darum hat das ganze jetzt ein juristisches Nachspiel. „Das Verfahren läuft noch. Wir wissen noch nicht, wie es ausgeht“, sagt Jessy Vorspohl.

Pferdekauf hat juristisches Nachspiel

Letztlich waren es das Pech und der juristische Ärger, die den Reitverein beim Kauf eines Pferdes haben vorsichtig werden lassen. „Wir können und wollen da – so gut es eben geht – kein Risiko mehr eingehen. Das ist schwierig genug, aber wir müssen es probieren.“

Das heißt vor allem, ohne Zeitdruck und mit aller Sorgfalt ein Tier zu suchen, das den Anforderungen entspricht und kerngesund ist. „Zum Glück haben wir durch die zwei neuen Schulpferde etwas Spielraum“, so die Vorsitzende.

Die Vorsitzende Jessy Vorspohl ist selbst passionierte Reiterin und weiß, wie kompliziert es ist, ein neues Pferd für den Verein zu kaufen.

Die Vorsitzende Jessy Vorspohl ist selbst passionierte Reiterin und weiß, wie kompliziert es ist, ein neues Pferd für den Verein zu kaufen. © Privat

Diese beiden Pferde wurden über die erfolgreiche Crowdfunding-Aktion des Reitvereins kürzlich angeschafft. Die Tiere seien bereits gut integriert und gerade für die Kinder zum Volti-Training geeignet.

Dennoch läuft die fieberhafte Suche nach einem neuen Pferd. Und erst wenn eines gefunden ist, wird der Verein das Darlehen von der Gemeinde erhalten. Über die Modalitäten der Rückzahlung sind Verein und Verwaltung im Austausch.

Pferdemarkt ist überhitzt

„Wir werden da ganz moderate Bedingungen stellen, um den Verein nicht zu überfordern“, macht Bürgermeister Franz-Josef Weilinghoff auf Anfrage deutlich.

Dass die Suche an sich nicht einfach ist, liegt auch am überhitzten Markt. Jessy Vorspohl vergleicht den Pferde- mit dem Gebrauchtwagenmarkt. Auf diesem schießen grad die Preise – auch wegen Corona – in die Höhe.

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Übrigens würde es die Verwaltung gerne sehen, wenn der Reitverein eine Versicherung für den Pferdekauf abschließt. Einfach, um die Probleme wie bei „Uwe“ vermeiden zu können. Doch so einfach ist das Ganze nicht.

Lebensversicherung für Pferde ist teuer

Zwar gebe es Lebensversicherungen für Pferde – und damit auch für den Fall, dass sie nicht mehr für den Sport brauchbar sind –, erklärt die Vorsitzende. Doch eine solche Versicherung abzuschließen, sei sehr, sehr kompliziert.

Vor allem die anfallenden Kosten bereiten dem Reitverein Bauschmerzen. Denn je nach Kaufpreis des Tieres fielen da auch mal schnell 300 Euro im Monat an. Hochgerechnet auf ein Jahr eine Menge Geld für einen kleinen Verein.

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Doch davon abgesehen: Das Fernziel des Reitvereins ist klar umrissen. „Wir wollen uns irgendwann selbst tragen können“, so Jessy Vorspohl. Und das kurzfristige Ziel? „Wir wollen zurück in die Öffentlichkeit, Kurse und Turniere anbieten.“ Dabei muss jetzt nur noch die Pandemie-Entwicklung mitspielen.