Gänsealarm am Strönfeldsee
Erweiterung am Baggersee
Das Erweiterungsvorhaben der Sandabbaufirma Tegro bereitet Landwirten Sorgen. Das wurde in der Infoveranstaltung am Dienstag deutlich.
Einen Moment klingt es wie bei Alfred Hitchcocks „Vögel“: In der Gänsekolonie am Strönfeldsee bricht Unruhe aus, sobald sich ein Besucher nähert. Unter wildem Geschrei heben erst einzelne Vögel ab, dann eine ganze Gruppe, bis sich schließlich hunderte Nil-, Kanada- und Graugänse in die Luft schrauben, um nur ein Stück weiter auf der Wasserfläche wieder zu landen.
Eigentlich sollten die Gänse kein Thema sein bei den Beratungen zur Bebauungsplanänderung für den Strönfeldsee. Uferschwalben, Fledermäuse, Amphibien waren es, die bei der Bürgerversammlung am Dienstagabend im Ratssaal der Gemeinde beim Umweltbericht von Rafael Kleppin eine Rolle spielten.

Die Firma Tegro plant, die Sandabbaufläche am Strönfeldsee massiv zu erweitern. Das gefällt nicht allen. © Christiane Nitsche
Der Vertreter des mit dem Umweltgutachten beauftragten Ingenieursbüros Flick aus Ibbenbüren referierte über neu anzulegende Flächen für Amphibien und einen eigens anzulegenden Sandwall für die Uferschwalbenkolonie am See. „Bevor das jetzige Habitat vernichtet wird, wird diese Fläche hergerichtet“, erklärte Kleppin. So sei gewährleistet, dass die Tiere ausweichen könnten und so nicht getötet würden.
Bedenken der Landwirte
Das Stichwort Ausweichen rief indes Bedenken der Landwirte auf den Plan, die rund um den See die Äcker bewirtschaften. „Wie sieht es denn mit den Gänsen aus?“, wollte Bernhard Ostendorf wissen. Seit etwa einem Jahr habe sich eine große Kolonie Wildgänse am See festgesetzt. „Wenn die Fläche komplett entsandet ist, weichen die aus auf die Kulturflächen“, fürchtete er. Für die Landwirte ein Schreckenszenario, denn die Vögel haben einen beinahe so großen Appetit wie die Rinder im Stall. „Ich habe eine kleine Fläche mit Mais am Rand“, sagte Martin Rulle. „Da gab es nicht eine einzelne Pflanze, die in Ordnung war.“
Hans te Grotenhuis von der Firma Tegro wies die Verantwortung dafür von sich. „Das ist ein allgemeines Problem“, sagte er. Derzeit würden die Wildgänse überall in Nordwesteuropa zur Plage. „Das ist nicht von der Abgrabung in Heek abhängig.“ Im Übrigen sei schon vor 25 Jahren, als sein Unternehmen die Anträge für den Abbau gestellt habe, „über die Zunahme der Gänse gesprochen“ worden.
Das Heeker Unternehmen Tegro hat bis 2024 die Abbaurechte und will die Fläche erweitern, um dem steigenden Bedarf an Sand für die Bauindustrie gerecht zu werden. „Der für Bauen nutzbare Sand wird immer seltener“, erklärte Oliver Markus Dehling vom Planungsbüro Dehling und Twisselmann, das die Planungen für die Grabungserweiterung erarbeitet hatte. Der Sand sei ein „kostbares Gut“.
Wasserfläche wird sich vergrößern
Im Gegenzug werde die durch den Abbau entstehende Wasserfläche vergrößert. Alle Eingriffe sollten aber „innerhalb der Grenzen des bestehenden Bebauungsplans geheilt werden“. Die Ausgleichsmaßnahmen seien mehr als ausreichend, so Kleppin.
Rund um den jetzigen See wird nach den neuen Planungen die Fläche um vier Hektar erweitert. Auch die nach Beendigung der Abbauarbeiten perspektivisch für einen Ausbau des Areals zum Naherholungsgebiet geplante Liegewiese mit Einrichtungen und Parkplätzen für Besucher werde ausgespart, wie Hans te Grotenhuis, Geschäftsführer Verwaltung und Verkauf bei Tegro, betonte.
Potenzialanalyse
Mit Hinweis auf die von der Gemeinde in Auftrag gegebene Potenzialanalyse für das Areal erklärte er: „Wir werden die mögliche Fläche für die Liegewiese möglichst groß belassen, um alle Möglichkeiten offen zu lassen.“
Die Pläne liegen nun bis 5. September zur öffentlichen Beteiligung aus. Am 14. September soll der Bauausschuss darüber beraten. Bis dahin tut sich vielleicht auch etwas bei den Gänsebeständen, denn die Tiere sind seit dem 16. Juli bis Ende Januar – wenn auch für erfahrene Jäger nur schwer – bejagbar.