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DRK im Katastropheneinsatz: „Es sah aus wie in einem Kriegsgebiet“
Hochwasser
Bei der Hochwasserkatastrophe in NRW und Rheinland-Pfalz war auch der DRK-Ortsverein Heek-Nienborg im Dauereinsatz. Die Eindrücke, die die Einsatzkräfte sammelten, sind zu tiefst bedrückend.
Verwüstung wohin das Auge reicht. Schutt und Schlamm zeugen noch immer von der Hochwasserkatastrophe, die sich vergangene Woche in NRW und Rheinland-Pfalz ereignet hat. 170 Todesopfer forderten die Wassermassen bis jetzt (Stand 21. Juli).
Insgesamt 600 Einsatzkräfte aus dem Kreis Borken eilten mit über 80 Fahrzeugen zur Soforthilfe in die Krisengebiete. Mittendrin auch Ehrenamtler des DRK-Ortsvereins Heek-Nienborg. Besonders der Einsatz am Krankenhaus Eschweiler östlich von Aachen forderte die Einsatzkräfte aufs Äußerste.
Krankenhaus in Eschweiler muss evakuiert werden
Um 5.09 Uhr lösten die Meldeempfänger am Donnerstag (15. Juli) aus. Die Leitstelle des Kreises Borken hatte den Patiententransportzug 10 des Kreises Borken für die Evakuierung des Krankenhauses in Eschweiler alarmiert.
„Bereits wenige Minuten nach der Alarmierung war unser Krankentransportwagen besetzt“, blickt der Vorsitzende des DRK-Ortsvereins, Ralf Rohling, zurück. Sammel- und Startpunkt war die Rettungswache Borken.

Am Donnerstag (15. Juli) rückten auch zwei DRKler des Ortsvereins mit zur Evakuierung des Krankenhauses in Eschweiler aus. © DRK-Ortsverein Heek-Nienborg
30 Einsatzkräfte mit 9 Fahrzeugen (darunter 4 Rettungswagen und 4 Krankenwagen) rückten dabei laut Kreis aus. Und als die Einsatzkräfte nach gut zwei Stunden Fahrt in Eschweiler ankamen, bot sich ihnen ein Bild des Schreckens.
Zustände im Kriegsgebiet
„Es sah aus wie in einem Kriegsgebiet“, zeigt sich DRK-Rettungsdienst-Chef Jürgen Rave erschüttert im Gespräch mit der Redaktion. Starkregen, Wassermassen und Stromausfälle in und um Aachen machten eine Evakuierung des Krankenhauses Eschweiler notwendig.
Wie dramatisch die Lage vor Ort war, schildert Jürgen Rave so: Boote seien „abgesoffen“, der Rettungshubschrauber habe nicht landen können und selbst die Unimogs hätten mit den Wassermassen zu kämpfen gehabt. Die Einsatzkräfte hätten am absoluten Limit gearbeitet.

Etliche Stunden waren die Ehrenamtler des DRK-Ortsvereins Heek-Nienborg im Krisengebiet im Einsatz, um den Menschen vor Ort zu helfen. © DRK-Ortsverein Heek-Nienborg
400 Patienten mussten evakuiert werden. Nicht alle konnten selbst laufen, unter ihnen waren auch Intensivpatienten. „Wenn man da in die Augen der Menschen schaut, sieht man Entsetzen und Trauer“, schildert Jürgen Rave.
Krankenhaus-Evakuierung konnte nicht direkt anlaufen
Auch die zwei am Einsatz beteiligten Ehrenamtler vom DRK-Ortsverein Heek-Nienborg nahm die Lage hörbar mit. „Das Ausmaß der Schäden in Eschweiler hat uns sehr nachdenklich gemacht und wird uns noch eine Weile beschäftigen.“
Die Evakuierung selbst konnte übrigens erst gegen 17 Uhr anlaufen. Zuvor machten die Wassermassen ein Betreten des Krankenhauses unmöglich. Nach und nach wurden die Patienten herausgeholt und auf die umliegenden Krankenhäuser verteilt. „So etwas wie dort habe ich bisher noch nicht gesehen“, so Rettungsdienst-Chef Jürgen Rave.

Das Krankenhaus in Eschweiler konnte wegen der Wassermassen erst am späten Nachmittag betreten werden, nachdem die Feuerwehr zigtausende Liter abgepumpt hatte. © picture alliance/dpa
Zeit zum Durchschnaufen blieb den Einsatzkräften nach diesem Einsatz aber kaum. Zwar ging es noch am Abend zurück in den Kreis Borken und nach Heek, doch schon am Sonntag (18. Juli) stand der nächste Kriseneinsatz an. Bereits am Samstag gab es einen Voralarm. Ort und Rahmenbedingungen waren aber gänzlich anders als in Eschweiler.
DRKler auch in Euskirchen im Katastropheneinsatz
Mit der „Einsatzeinheit der Bezirksregierung Münster 02“ ging es für die DRKler des Ortsvereins am Sonntag (18. Juli) mit Krankentransportwagen und Mannschaftstransportfahrzeug nach Euskirchen zur Betreuungsstelle in der Peter-Weber-Halle. Dort waren zu diesem Zeitpunkt wegen der Flut über 100 evakuierte Menschen untergebracht.

Wegen der dramatischen Hochwasserlage musste das Krankenhaus in Eschweiler bei Aachen evakuiert werden. 30 DRK-Einsatzkräfte aus dem Kreis – auch aus Heek – waren vor Ort im Einsatz. © picture alliance/dpa
Ein Teil der Einsatzkräfte blieb vor Ort, ein anderer Teil wurde in eine weitere Notunterkunft für die Betreuung der dorthin ebenfalls evakuierten Menschen geschickt. Und weil die Lage so dynamisch war, wurde der Einsatz über die geplanten 24 Stunden hinaus verlängert. Schlaf oder Pausen gab es für die Einsatzkräfte kaum.
Erst am Montag wurden die DRKler von Einsatzkräften der Malteser abgelöst. Und während vor Ort bereits die Aufräumarbeiten angelaufen sind, blicken die Einsatzkräfte des Ortsvereins Heek-Nienborg mit gemischten Gefühlen auf die Naturkatastrophe zurück, wie sie schildern.
Beklemmende Eindrücke mischen sich dabei mit dem Wissen, dass die Menschen in den Krisengebieten die Helfer mit offenen Armen empfangen haben. „Die Betroffenen klatschten und waren sichtlich erfreut über unsere Hilfe. Die Dankbarkeit brachten die Betroffenen in zahlreichen Gesprächen mit unseren Einsatzkräften zum Ausdruck“, bilanzieren die Ehrenamtler des Ortsvereins.
Liebt als gebürtiger Münsterländer die Menschen und Geschichten vor Ort. Gerne auch mit einem Blick hinter die Kulissen. Arbeitsmotto: Für eine spannende Story ist kein Weg zu weit.
