
© Till Goerke
Querdenker-Treffen in Stadtlohn: Verstörende Sprüche und Gesten (mit Video)
Coronavirus
Die Querdenker-Szene hat jetzt auch Stadtlohn erreicht. Das wurde am Rande des Impffestivals am Samstag (17. Juli) deutlich. Etliche von ihnen versuchten, den Ablauf empfindlich zu stören.
Es ist Samstag, 17. Juli. Die Uhr zeigt 14.30 Uhr. Auf dem Stadtlohner Markt läuft das Impffestival. Ein Angebot für alle, um unkompliziert einen Pieks gegen das Coronavirus zu bekommen. Doch nur wenige hundert Meter entfernt tut sich etwas in der Eschstraße. Etliche Querdenker haben sich versammelt.
Vor einer ehemaligen Fahrschule, in deren Schaufenstern Plakate mit kruden Thesen hängen, stehen die Querdenker zusammen, unterhalten sich. Abstand oder Maske? Fehlanzeige. Die Gruppe ist homogen. Alt und jung, männlich und weiblich, Freizeitkleidung und Klamotten in Tarnfarben.
Rund 50 Querdenker trafen sich in Stadtlohn
Auf rund 50 Querdenker beziffert die Polizei vor Ort die Ansammlung. Wenige Minuten später setzt sich der Trupp in Bewegung, der offensichtlich nur ein Ziel verfolgt: Durch die Präsenz das Impffestival auf dem Markt zu stören.
In einer langen Schlange und gemütlichen Schrittes ziehen die Querdenker über den Platz, dicht an der Impfstraße vorbei. Einige tragen Pappschilder mit Slogans, andere haben eindeutige Patches auf der Kleidung. Die Sprüche, die fallen, sind krude.

Während der gesamten Dauer des Impffestivals war die Polizei vor Ort. © Till Goerke
„Wir sind mehr als Ihr“, „Wann wacht Ihr endlich auf?“ und „Wer sich impfen lässt, macht sich zum Opfer“ sind nur ein kleiner Auszug dessen, was während des gut fünfminütigen Vorbeimarsches zu hören ist. Hinzu kamen entsprechende Gesten, die offensichtlich gegen das Impfen gerichtet waren.
Polizei und Ordnungsamt zeigen Präsenz
Polizei und Ordnungsamt sind vor Ort, zeigen Präsenz, lassen die Querdenker aber gewähren. Dabei war keine Demonstration angemeldet. Das ergibt eine spätere Nachfrage bei der Polizei. „Eine Versammlung muss grundsätzlich bei der Polizei angemeldet werden“, so Kreispolizei-Pressesprecher Frank Rentmeister. Dies sei in Stadtlohn nicht der Fall gewesen.
Nur: Warum hat die Polizei dann nicht eingegriffen? Weil es sich letztlich um eine Aktion im Grauzonenbereich handelte. „Das Ganze wird vor Ort bewertet, um zu klären, um was es sich handelt“, erklärt Frank Rentmeister. Im Stadtlohner Fall hätten die Kollegen keine Verstöße feststellen können.

In der Eschstraße trafen sich die Querdenker vor einer ehemaligen Fahrschule, um dann geschlossen in Richtung Impffestival zu ziehen. © Till Goerke
Kurios: Die Querdenker gaben gegenüber den Beamten vor Ort an, dass es sich ohnehin um keine Demonstration handeln würde. Man habe sich lediglich zu einem gemeinsamen Spaziergang getroffen. Dementsprechend zogen die rund 50 Querdenker auch ohne großen Halt in Richtung Mühlenstraße weiter.
Viele auswärtige Querdenker dabei
Aufgerufen zu dieser Aktion hatte eine Stadtlohner Initiative, deren Namen wir an dieser Stelle bewusst nicht nennen. Über den Messenger Telegramm sollen sich die Querdenker verabredet haben.
Auffällig: Kurz vor dem Aufmarsch sind viele Pkw mit auswärtigem Kennzeichen, zum Teil aus dem Ruhrgebiet, rund um den Marktplatz zu sehen. Im Gespräch vor Ort wird der Redaktion aus verlässlichen Quellen versichert, dass ein Großteil der Querdenker nicht aus Stadtlohn selbst komme.
Um auf Nummer sicher zu gehen, treffen gegen 15.30 Uhr weitere Polizeibeamte vor Ort ein. Gut eine Stunde später ist das erfolgreiche Impffestival - mit Blick auf die 125 Impfungen - beendet. Der Abbau beginnt.
Von den Querdenkern ist nichts mehr zu sehen. Die Polizeibeamten mussten nicht aktiv werden. „Es ist alles friedlich geblieben“, stellt Frank Rentmeister klar – auch nach dem Impffestival.
- in Stuttgart gegründete Initiative
- Proteste gegen Schutzmaßnahmen wegen der COVID-19-Pandemie
- Seit Sommer 2020 werden viele Demonstrationen von der „Querdenken“-Bewegung angemeldet.
- Seit Dezember 2020 werden Teile der Querdenker-Gruppierungen von den Verfassungsschutzbehörden als extremistisch eingestuft und beobachtet
Liebt als gebürtiger Münsterländer die Menschen und Geschichten vor Ort. Gerne auch mit einem Blick hinter die Kulissen. Arbeitsmotto: Für eine spannende Story ist kein Weg zu weit.
