
© Stefan Grothues
Digitalisierung: Warum Druck den Heeker Kreuzschülern richtig Spaß macht
3D-Druck
Die Heeker Kreuzschule hat einen neuen 3D-Drucker. Die Technik fasziniert Leonard und seine Mitschüler wie ein Computerspiel. Und ganz nebenbei erhalten sie digitales Rüstzeug für die Berufswahl.
Leonard Große-Böwing dreht und wendet die Kreuzschule wie er will. Natürlich nur am Bildschirm. Der 15-Jährige ist ein echter Experte in Sachen 3D-Konstruktion am Computer.
Auf Satellitenbildern hat er das Schulgebäude vermessen. Und mit dem Laser-Entfernungsmesser die genauen Maße im Gebäude. Jetzt entsteht am PC ein maßstabgerechtes 3D-Modell – inklusive Baum und Sandsteinblöcke des Schulhofs.

Schulleiterin Martina John staunt über die Detailgenauigkeit, mit der Leonard Große-Böwing eine 3D-Zeichnung der Kreuzschule angefertigt hat. Mit dem neuen 3D-Drucker kann Leonard das Modell jetzt auch ausdrucken. © Stefan Grothues
Was den Zehntklässler beflügelt: Informatiklehrer Vincent Söbbing packt an diesem Freitag ein großes Paket aus. Der neue 3D-Drucker der Kreuzschule ist eingetroffen.
„Damit kann ich das Schulgebäude ausdrucken. Mit dem alten Gerät sind nur kleinere Werkstücke möglich“, sagt Leonard. Die Technik fasziniert ihn. Und Schulleiterin Martina John bewundert seine Schulentwürfe. „Ich fühle mich darin schon fast wie zuhause“, sagt sie lachend.“
3D-Druck-Arbeitsgruppe hat sich in der Pilotphase bewährt
Seit einem halben Jahr ist Leonard in der AG 3D-Druck, die vom Lehrer Jan Rauch geleitet wird. In einer Pilotphase hat die Kreuzschule getestet, wie sich dieses Nachmittagsangebot als Baustein für Digitalisierung und Berufswahlvorbereitung bewährt. Die Resonanz ist durchweg positiv, bei den acht beteiligten Schülern wie auch bei den Lehrenden.
Eine schlichte kleine rote Rakete war das erste Werkstück, das Leonard Große-Böwing designte, konstruierte und ausdruckte. Schwieriger war schon der Entwurf der dazugehörenden Rauchwolke. „Die sollte ja noch mit LED beleuchtet werden“, sagt Leonard.
Und nun modelliert Leonard also das ganze Schulgebäude. Die komplexe räumliche Vorstellung ist für ihn kein Problem. „Ich habe ja mit sechs Jahren angefangen, Minecraft zu spielen“, sagt er lachend.
Berufswahlvorbereitung mit Spaßfaktor
Minecraft ist eine Art digitales Lego. Das beliebte Computerspiel ermöglicht es, aus Blöcken komplexe Welten zu errichten. Ist die AG 3D-Druck also eine großes Spielvergnügen? Ja und nein. Die Jungen sind mit Feuer und Flamme dabei. „Ich überlege auch zuhause noch weiter, wie ich Probleme lösen kann“, sagt Leonard. Er sagt aber auch: „Für mich ist das aber auch echte Berufswahlvorbereitung.“
Inwiefern? „Ich will Zerspanungstechniker im Bereich Kunststoff werden“, sagt Leonard. Den Beruf hat er schon in einem Praktikum erkundet. Die 3D-Konstruktionen am PC sei ja eng verwandt. „Hier füge ich was hinzu, aber beim Zerspanen nehme ich etwas weg. Aber die technischen Details sind sehr ähnlich“, sagt Leonard.
„Digitalisierung gehört in jeden Klassenraum und in jedes Fach“
Das hört Schulleiterin Martina John gerne. Ihr ist es ein wichtiges Anliegen, den Schülerinnen und Schülern das digitale Rüstzeug für das Berufsleben mit auf den Weg zu geben.
„Auch im Handwerk ist das Digitale längst ein genauso wichtiges Werkzeug wie Hammer oder Zange“, sagt sie. Einziges Manko der 3D-AG: „Leider haben sich nur Jungen angemeldet. Auch im Wahlpflichtfach Informatik sind Mädchen die Ausnahme“, sagt Martina John.
Darum sei es umso wichtiger, dass das Digitale in der Schule nicht ein Inseldasein im Informatikunterricht oder in den drei Computerräumen führe. „Digitalisierung ist an unserer Schule ein Thema in jedem Schulfach, in Deutsch, in Mathematik oder auch im Kunstunterricht“.
Sie ist stolz auf die technische Ausstattung der Schule. „Wifi-Empfang und digitale Präsentationsmöglichkeiten in allen Klassenräumen und 235 i-Pads – Digitalisierung ist bei uns gelebter Alltag“, sagt Martin John.
Ansporn ist der Erfahrungsaustausch mit der niederländischen Partnerschule in Aalten, die in Digitalisierungsfragen schon weit vorangeschritten ist. „Wir wollen da auf Augenhöhe mithalten“, sagt Martina John.
Leonard ist unterdessen schon wieder in seinen Entwürfen vertieft. Kurz schaut er noch mal auf. „Das Erdgeschoss ist bald fertig. Dann kommt das Obergeschoss dran. Das konstruiere ich so, dass man es aufstecken kann.“