Das alte Gasthaus Alfert an der Ludgeristraße soll „wiederbelebt“ werden.

© Till Goerke

Dem Gasthaus Alfert soll wieder neues Leben eingehaucht werden

rnGaststätten in Heek

Seit Monaten steht es leer: das alte Gasthaus Alfert an der Ludgeristraße. Damit soll jetzt Schluss sein. Der Gaststätte soll neues Leben eingehaucht werden. Investiert wurde bereits kräftig.

Heek

, 03.05.2022, 17:30 Uhr / Lesedauer: 3 min

Alte Schallplatten stehen in einer Kiste neben den Zapfhähnen. Das letzte Bier wurde hier aber vor Ewigkeiten gezapft. Knobelbecher liegen im Schrank. In einer Ecke stehen alte Polsterstühle. Der westfälische Kneipencharme ist spürbar. Die besten Zeiten hat das alte Gasthaus Alfert hinter sich. Noch.

Seit über zwei Jahren hat sich in der Gaststätte an der Ludgeristraße nichts getan. Zumindest nichts Erfreuliches. Der 150 Quadratmeter große Biergarten ist verwildert, die Küche hat schon bessere Tage gesehen und im Gastraum fehlt viel Mobiliar. Doch diese tristen Zeiten sollen jetzt enden.

Ein bedeutsames Gebäude für Heek

Das Gebäude steht wie kaum ein anderes in Heek für die Geschichte der Gaststättenkultur in der Gemeinde. 1907 errichtet beziehungsweise nachhaltig umgebaut, steht es heute unter Denkmalschutz. Das jetzige Dach stammt nach der vorliegenden Baugenehmigung aus den Jahren 1927/1928.

Bis 2019 war Wirte-Urgestein Wolfgang Jager Pächter. Mehr als 20 Jahre. Dann folgte die Kündigung durch den Eigentümer. Zu den Hintergründen ist offiziell nichts bekannt. Wolfgang Jager hat mittlerweile den „Alten Kaiser“ übernommen.

Der Schankraum im westfälischem Stil ist gut und gern 150 Quadratmeter groß. Auch ein Versammlungsraum, eine intakte Kegelbahn und eine Küche mit Lagerraum gehören dazu.

Der Schankraum im westfälischem Stil ist gut und gern 150 Quadratmeter groß. Auch ein Versammlungsraum, eine intakte Kegelbahn und eine Küche mit Lagerraum gehören dazu. © Till Goerke

Und die Gemeinde Heek nutzte die sich bietende Gelegenheit und kaufte dem ehemaligen Eigentümer das Gasthaus Alfert mittels Vorkaufsrecht für eine mittlere sechsstellige Euro-Summe im Juli 2021 ab. Unter dem Radar der Öffentlichkeit.

Die Gastwirtschaft Alfert gibt es seit über 100 Jahren in Heek.

Die Gastwirtschaft Alfert gibt es seit über 100 Jahren in Heek. © Privat

Schon damals mit dem Wissen, dass dies mal ein Faustpfand sein könnte. Zentrale Lage, Parkplätze mit dem Marktplatz in Reichweite, großer Biergarten, 150 Quadratmeter Schankwirtschaft, Versammlungsraum, Kegelbahn und im Obergeschoss eine Wohnung mit sieben Zimmern und zwei Bädern.

Heeker wünschen sich größeres Angebot

Es war eine Entscheidung mit Weitsicht, so viel steht fest. Denn die Gastro- und Kneipenszene ist überschaubar in Heek. Viele Möglichkeiten gibt es nicht mehr, mal eine Runde zu kegeln, ein frisch gezapftes Bierchen zu trinken oder einfach mal eine Stammtischrunde abhalten zu können.

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Jedoch alles Dinge, die sich die Heeker wünschen. Das wurde durch die 2021 vom Pestel-Institut durchgeführte Umfrage – im Auftrag der Gemeinde – sehr deutlich. Auch der jüngst in diesem Zusammenhang erfolgte Workshop mit den Bürgern unterstrich das Ganze noch mal nachhaltig.

Die alte Gaststätte Alfert wurde 1907 neu errichtet bzw. maßgeblich umgebaut. Jetzt steht sie seit vielen Montan leer

Die alte Gaststätte Alfert wurde 1907 neu errichtet bzw. maßgeblich umgebaut. Jetzt steht sie seit vielen Montan leer. Im Obergeschoss wird derzeit eine provisorische Flüchtlingsunterkunft hergerichtet. Sieben Zimmer und zwei Badezimmer umfasst allein das Obergeschoss. © Till Goerke

„Wir haben von den Bürgern jetzt zwei ganz klare Ansagen bekommen“, weiß auch Jürgen Lammers (Leiter Fachbereich I) um die Dringlichkeit. Die Redaktion trifft ihn zusammen mit Bürgermeister Franz-Josef Weilinghoff und Bauamtsleiter Herbert Gausling vor Ort.

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Durch den Seiteneingang geht es in das historische Gebäude. Ein wenig muffig riecht es. Eine Spanplatte teilt den Versammlungsraum in der Mitte. Grund: In der Wohnung im Obergeschoss wird derzeit provisorisch eine kommunale Flüchtlingsunterkunft hergerichtet.

Bürgermeister Franz-Josef Weilinghoff (v.l), Bauamtsleiter Herbert Gausling und Jürgen Lammers (Leiter Fachbereich I) haben am und hinter dem Tresen Platz genommen. Sie arbeiten aktuell an einem Plan, die alte Gaststätte wieder mit Leben zu füllen.

Bürgermeister Franz-Josef Weilinghoff, Bauamtsleiter Herbert Gausling und Jürgen Lammers (Leiter Fachbereich I, (v.l) haben am und hinter dem Tresen Platz genommen. Sie arbeiten aktuell an einem Plan, die alte Gaststätte wieder mit Leben zu füllen. © Till Goerke

Die Spanplatte soll verhindern, dass zukünftige Bewohner einfach in den Schankraum laufen. Ob die Gemeinde die Unterkunft tatsächlich mal brauchen wird, ist unklar. Aber man wolle eben vorbereitet sein, wie Herbert Gausling betont. Stichwort Ukraine-Krieg.

Doch eigentlich geht es um etwas ganz anderes. Dem alten Gasthaus soll wieder Leben eingehaucht werden. Darum hat es die Gemeinde schließlich auch gekauft. Denkbar ist derzeit vieles. Interessenbekundungsverfahren, verpachten, verkaufen oder die Gründung einer Genossenschaft.

Gemeinde ist offen für alles

„Wir sind da ganz offen, dankbar für jede Idee“, macht der Bürgermeister deutlich, während er die alte Kegelbahn ausprobiert. Und siehe da: Sie funktioniert sogar noch einwandfrei. Externer oder interner Betreiber? Auch da gibt es aktuell seitens der Gemeinde keine Vorgaben.

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„Alles hat Vor- und Nachteile“, umschreibt es Weilinghoff diplomatisch. Aber der Bürgermeister ist sich sicher, dass „hier wieder etwas entstehen und unsere Idee klappen kann“. Klar, ohne eine (kräftige) Investition wird nichts gehen. Im Rahmen dessen, was unter dem Denkmalschutz eben möglich ist.

Die Kegelbahn im Erdgeschoss, bis 1964 noch ein Schweinestall, funktioniert noch immer, wie Bürgermeister Franz-Josef Weilinghoff mit einem Probewurf bewiesen hat.

Die Kegelbahn im Erdgeschoss, bis 1964 noch ein Schweinestall, funktioniert noch immer, wie Bürgermeister Franz-Josef Weilinghoff mit einem Probewurf bewiesen hat. © Till Goerke

Vor allem das Dach, so Herbert Gausling, bedürfe einer Überarbeitung. Der Schankraum, so seine Schätzung, könne relativ günstig wieder hergerichtet werden. Dass dieser dabei den urtümlichen Charm behalten muss, ist nicht in Stein gemeißelt. Kreative Ideen seien jetzt gefragt, so der Bürgermeister.

Die Küche hat schon besser Tage gesehen, doch alle notwendigen Anschlüsse sind vorhanden.

Die Küche hat schon besser Tage gesehen, doch alle notwendigen Anschlüsse sind vorhanden. © Till Goerke

Und die Gemeinde baut direkt Brücken. Der Holzzaun zum Biergarten könne natürlich verschwinden und zusätzlich Tische auf dem breiten Bürgersteig aufgestellt werden. An der dafür notwendigen Sondergenehmigung solle es auf keinen Fall scheitern.

Eine Luftbildaufnahme der Gaststätte aus den 60er-Jahren. Seit dem hat sich im Inneren viel verändert.

Eine Luftbildaufnahme der Gaststätte aus den 60er-Jahren. Seit dem hat sich viel verändert. Auf diesem Bild gibt es auch noch nicht den Biergarten. Dieser wurde erst nachträglich nach dem Abriss des Nachbarhauses realisiert. © Privat

Die Instandsetzung des Gebäudes könne zudem etappenweise erfolgen. Wie dabei eine Kostenaufteilung zwischen Gemeinde und/oder etwa Käufer/Pächter aussehen könnte, ist völlig offen. Ebenso, ob es für den Umbau nicht noch vielleicht irgendwo Fördergelder gibt.

Ausloten, ob es Interessenten gibt

„Da kann man doch miteinander reden“, verbreitet Weilinghoff Optimismus und verweist darauf, dass ein potenzieller Betreiber zugleich auch die Option auf eine große Wohnung im Obergeschoss habe. Die Flüchtlingsunterkunft sei schließlich nur eine temporäre Lösung.

Die Gaststätte verfügt auch über einen Biergarten Der Holzzaun könnte natürlich entfernt werden und zusätzlich Tische auf dem breiten Gehweg gestellt werden, wie die Verwaltung bereits in Aussicht gestellt hat.

Die Gaststätte verfügt auch über einen Biergarten Der Holzzaun könnte natürlich entfernt werden und zusätzlich Tische auf dem breiten Gehweg gestellt werden, wie die Verwaltung bereits in Aussicht gestellt hat. © Till Goerke

Davon ab gehe es jetzt erst mal darum, zu sehen, ob es überhaupt Interessenten gibt, die sich diesem besonderen Gasthaus-Projekt annehmen würden. Zudem geht das Thema in die entsprechenden Fachausschüsse und den Rat.

Wer Interesse am Projekt und/oder eine kreative Idee hat, kann sich ab jetzt an die Gemeinde Heek wenden – telefonisch (02568/93000) oder per E-Mail (info@heek.de).