
© Pixabay
Betrugs- und Fälschungsdelikte: Rapider Anstieg in Heek – nur Zufall?
Kriminalität
Plus 194 Prozent – die Betrugs- und Fälschungsdelikte sind 2020 in Heek gegenüber 2019 stark angestiegen. Ist das nur Zufall und was für Taten stecken dahinter? Nachfrage bei der Polizei.
Die Zahl springt direkt ins Auge. Plus 194 Prozent. Oder in absoluten Zahlen: 33 Fälle mehr als noch 2019. Bei keiner anderen Straftat gab es in Heek 2020 einen derart starken Anstieg wie beim Delikt Betrug und Fälschung. Kreisweit ist Heek sogar Spitzenreiter beim prozentualen Zuwachs in diesem Bereich. Was steckt dahinter? Ist das nur Zufall? Nachfrage bei der Kreispolizeibehörde.
Die Daten stammen aus dem Jahrbuch „Kriminalität“, in dem die Polizei umfassend über die Straftaten im Kreis Borken informiert. Die offizielle Bezeichnung für die in Heek angesprochenen Straftaten lautet „Vermögens- und Fälschungsdelikte“. Dazu gehören etwa Urkundenfälschung, Erschleichen von Leistungen, Veruntreuung, Unterschlagung sowie alle weiteren Formen des Betruges.
Starker Anstieg der Straftaten
Gab es 2019 in Heek 17 solcher Straftaten, waren es 2020 plötzlich 50 Fälle. Für eine Gemeinde der Größenordnung Heeks ein signifikanter Anstieg. Dass die Zahl ins Auge springt, ist auch der Polizei klar. Aber: „Wir können das nicht erklären.“ Das sagt Kreispolizei-Pressesprecher Frank Rentmeister auf Redaktionsanfrage.
Für das, was auf den ersten Blick ernüchternd klingt, hat der Pressesprecher aber Erklärungen parat. So seien viele der 50 Fälle Internetbetrug. Und dieser muss nicht mal besonderes „raffiniert“ sein, um in der Statistik aufzutauchen.
Internetbetrug ist keine Seltenheit
Kauft Person X aus Heek etwa auf einer Internetplattform eine DVD, bezahlt, erhält aber nie die versprochene Ware, ist das schon Internetbetrug. Wichtig: Solche Fälle sollten zur Anzeige gebracht werden. Nur so erfährt die Polizei davon und kann aktiv werden.
Wie schnell man in das Visier von Internetbetrügern geraten kann, merkte in den vergangenen Monaten auch der Reitverein St. Georg Heek-Nienborg gleich doppelt. Während es im Oktober 2020 eine betrügerische E-Mail war, war es im Februar 2021 ein gefälschter Überweisungsträger. Beide Betrugsversuche scheiterten letztlich, weil die Mitglieder des Reitvereins sehr aufmerksam waren.
Nicht viele Täter kommen aus Heek
Fakt mit Blick auf Heek ist, dass laut Polizei nicht viele der Täter in diesem Straftatbereich aus dem Ort selbst kommen. „Dann wäre die Aufklärungsquote deutlich höher“, wie Kreispolizei-Pressesprecher Frank Rentmeister sagt. 2020 lag diese mal gerade bei 56 Prozent. 2019 hingegen noch bei 82,4.
„Überwiegend die Geschädigten kommen aus Heek“, so Rentmeister. Dementsprechend finden diese Fälle Eingang in die Kriminalitätsstatistik der Dinkelgemeinde. Ganz gleich, von welchem Ort aus beispielsweise Internetbetrüger agieren. Ob es zwischen den einzelnen Taten, etwa beim Reitverein, Zusammenhänge gibt, ist unklar.
Telefonbetrug relevant für Statistik
Klar ist, dass die Polizei den Anstieg der „Vermögens- und Fälschungsdelikte“ in Heek als „Zufall“ einstuft – vor allem mit Blick auf die Fälle des Internetbetrugs. Übrigens werden seit 2019 in der Statistik auch Straftaten erfasst, die aus dem Ausland im Kreis Borken begangen werden.
Dazu zählt nicht nur Internetkriminalität, sondern auch Betrugsanrufe wie etwa der sogenannte „Enkeltrick“. Auch der versuchte Telefonbetrug zählt für die Statistik, vorausgesetzt die Betroffenen melden den Fall der Polizei. „Es handelt sich um ein Versuchsdelikt, es ist also strafbar“, erklärt der Polizei-Pressesprecher. Ob und wie viele dieser Anrufe es in Heek 2020 tatsächlich gab, ist unklar.
Ortscharfe Zahlen in Bezug auf die Unterbereiche der Vermögens- und Fälschungsdelikte gibt es in der Statistik generell nicht. Dafür sagt Frank Rentmeister: „Die Delikte in diesem Bereich sind allgemein im Kreis gestiegen.“ Prozentual aber nirgendwo stärker als in Heek.
Liebt als gebürtiger Münsterländer die Menschen und Geschichten vor Ort. Gerne auch mit einem Blick hinter die Kulissen. Arbeitsmotto: Für eine spannende Story ist kein Weg zu weit.
