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Corona-Hotspot in illegaler Arbeiter-Unterkunft – Druck auf Heeker Firma nimmt zu
Illegale Unterbringung
In einem Bürogebäude in Billerbeck hatte ein Heeker Unternehmen Mitarbeiter untergebracht. Das war nicht legal. Ob es zu einer Anklage kommt, prüft die Staatsanwaltschaft noch immer.
Die Ermittlungen der Staatsanwaltschaft laufen noch: Das erklärte Oberstaatsanwalt Martin Botzenhardt auf Nachfrage zu dem Fall der illegalen Unterbringung von polnischen Mitarbeitern in einem Bürogebäude in Billerbeck.

Das Unternehmen „Farm Innovation Team“ aus Heek stellt auch FFP2-Masken her. Zu Produktionsbeginn besuchte Bürgermeister Franz-Josef Weilinghoff (l.) das Unternehmen, mit im Bild Ludger Gausling (M.) und Sergej Ledowski (technischer Leiter FIT). © Bastian Becker (A)
Der Fall sorgte im Frühjahr für Aufsehen. 21 der 25 Männer, die das Heeker Unternehmen Farm Innovation Team (FIT) in dem Gebäude untergebracht hatte, infizierten sich mit dem Coronavirus. Der Kreis Coesfeld zeigte die Firma Anfang April dieses Jahres an.
Wann es zu einem Ergebnis bei der Staatsanwaltschaft in Münster kommt, konnte Botzenhardt nicht sagen. Klar ist auch noch nicht, ob die Staatsanwaltschaft überhaupt eine Anklage erhebt. Wenn der Verdacht nicht für eine strafbare Handlung ausreicht, würde das Verfahren eingestellt. „Das ist alles noch offen“, erklärte Botzenhardt.
„Die Angelegenheit darf nicht einfach im Sande verlaufen“
Der Kreisverband des Deutschen Gewerkschaftsbundes (DGB) drängt unterdessen auf Aufklärung des Falles. „Die Angelegenheit darf nicht einfach im Sande verlaufen“, sagt DGB-Kreisvorsitzender Ortwin Bickhove-Swiderski. Er fordert ein hartes Vorgehen. Es müsse deutlich werden, dass so ein Verhalten nicht geduldet werde. „Wir wollen, dass so etwas nicht noch einmal vorkommt“, so Bickhove-Swiderski.
Beschäftigt waren die 25 Polen, wie berichtet, bei der Firma FIT Farm Innovation Team, die als einen zusätzlichen Geschäftspart FFP2-Masken herstellte. Das Gebäude im Billerbecker Industriegebiet Friethöfer Kamp hatte sie angemietet und dort die Männer untergebracht, obwohl das Gebäude für Wohnzwecke nicht zugelassen war.
Billerbecks Bürgermeisterin war entsetzt
Sowohl Bürgermeisterin Marion Dirks als auch Landrat Dr. Christian Schulze Pellengahr zeigten sich entsetzt, als damals in Zusammenhang mit dem Coronaausbruch unter den Bewohnern die illegale Nutzung des Gebäudes deutlich wurde. Zuvor hatte es Hinweise aus der Bevölkerung gegeben. Der Fall zog Kreise und sorgte auch überregional für Schlagzeilen. In Billerbeck gab es eine politische Sondersitzung.
Die Heeker Firma räumte ein, dass sie bei der Nutzung des Bürogebäudes einen „Fehler“ gemacht habe. FIT-Geschäftsführer Jens Rudolph widersprach aber Vorwürfen, die Mitarbeiter in prekären Verhältnissen untergebracht zu haben.
Unternehmen verweist auf „menschenwürdige Unterbringung“
Es habe sich um eine menschenwürdige Unterbringung gehandelt. Das Unternehmen fühlte sich zu stark kritisiert. Die Mitarbeiter seien sogar deutlich über dem Mindestlohn bezahlt worden, so Rudolph.
Das Unternehmen ist eigentlich auf Systeme und Teile für Ställe in der Geflügel-Landwirtschaft spezialisiert. In der Corona-Pandemie stieg die Firma dann auch in die Produktion von FFP2-Schutzmasken in einer extra eingerichteten Halle in Heek ein.