Originalaufnahme des männlichen Jungwolfes, der Ende Februar 2022 in Rosendahl in eine Wildtierkamera tappte. Weitere (unbestätigte) Sichtungen gab es in der Folge in Legden, Vreden, Schöppingen oder Ochtrup.

Originalaufnahme des männlichen Jungwolfes, der Ende Februar 2022 in Rosendahl in eine Wildtierkamera tappte. Weitere (unbestätigte) Sichtungen gab es in der Folge in Legden, Vreden, Schöppingen oder Ochtrup. © Kreis Coesfeld

Angebliche Sichtung: Wolfsrudel in Schöppingen und Umgebung unterwegs?

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Immer wieder wurden zuletzt Wölfe in der hiesigen Gegend gesichtet. Rosendahl, Legden, Vreden oder Ochtrup – die Liste ist lang. Jetzt soll sogar ein Rudel in Schöppingen aufgetaucht sein.

Schöppingen

, 03.06.2022, 17:00 Uhr / Lesedauer: 3 min

Die Nachricht klingt erschreckend: Angeblich soll kürzlich ein Wolfsrudel in Schöppingen und Umgebung gesichtet worden sein. Bisher gab es stets nur Einzelsichtungen. Längst nicht alle sind bestätigt. Doch ein Rudel? Kann das wirklich sein?

Die Nachricht der angeblichen Rudelsichtung erreicht die Redaktion anonym. Es ist ein Auszug aus einem WhatsApp-Chat. Darin heißt es: „Zwischen Metelen und Schöppingen treibt sich ein Wolfsrudel herum.“ Von mehreren Tieren ist die Rede. Angeblich habe die „Jagdgemeinschaft“ das sogar bestätigt.

Sichtung am Kreisverkehr?

Die Sichtung soll sich an der Brücke über die Vechte in der Nähe des Kreisverkehres mit dem Christophorus-Stein in Schöppingen zugetragen haben. Wann genau, geht aus der WhatsApp-Nachricht nicht hervor. Dennoch Grund genug, bei den zuständigen Hegeringen nachzufragen.

Clemens Freiherr von Oer, Leiter des Hegerings Schöppingen-Legden, hat von einer Rudelsichtung keine Kenntnis. „Davon weiß ich nichts. Die Sichtung kann ich nicht bestätigen.“

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In dieselbe Kerbe schlägt Mike Kerßenfischer. Er ist Leiter des Hegerings Ahaus-Heek. „Wir wissen nur von einzelnen Sichtungen, auch in Vreden und Ochtrup.“ Aber ein Rudel? Nein, dies halte er doch für sehr weit hergeholt.

Und auch der Hegering Metelen teilt mit, dass er die angebliche Sichtung – Stand jetzt – nicht bestätigen kann. Es sei nur eine angebliche Sichtung eines Wolfes vor einigen Wochen durch eine Zeitungsverteilerin bekannt. Auch das Rehwild verhalte sich normal.

Einzeltiere auf Reviersuche

Also alles nur eine Ente? Danach sieht es zumindest aus. Wenngleich natürlich nicht ausgeschlossen werden kann, dass es doch so war oder mal dazu kommen könnte.

Allerdings macht Mike Kerßenfischer deutlich: „Wir sprechen bei den Sichtungen hier von einzelnen, meist jungen Rüden, die durchziehen.“ Stichwort Reviersuche.

Dass es in Deutschland längst wieder Wolfsrudel gibt, belegt dieses Foto aus einer Wildtierkamera aus der Kalißer Heide (Mecklenburg-Vorpommern). Die angebliche Sichtung eines Rudels in Schöppingen kann der Hegering hingegen nicht bestätigen.

Dass es in Deutschland längst wieder Wolfsrudel gibt, belegt dieses Foto aus einer Wildtierkamera aus der Kalißer Heide (Mecklenburg-Vorpommern). Die angebliche Sichtung eines Rudels in Schöppingen kann der Hegering hingegen nicht bestätigen. © picture alliance / -/Forstamt Kaliß/dpa

Und Clemens Freiherr von Oer ergänzt: „Ein Rudel entsteht ja auch nicht einfach mal eben so.“ Wolf und Wölfin müssten erstmal aufeinandertreffen. Zudem ist eine Wölfin nur einmal im Jahr fruchtbar. Umstände, die aktuell gegen ein Rudel in und um Schöppingen, Legden und Heek sprechen.

Doch ob nun (bestätigte) Einzelsichtung - so wie jüngst in Rosendahl - oder gar ein Rudel: Das Thema Wolf polarisiert. Es gibt Befürworter, dass der Wolf in die hiesigen Gebiete zurückkehrt, und ebenso viele Gegner. Dabei werden viele Emotionen und Ansichten in einen Topf geworfen.

Jagd auf Wölfe untersagt

Clemens Freiherr von Oer hat jedenfalls eine klare Meinung: „Die Ansprüche von Wolf und Menschen decken sich nicht.“ Er könne sich zudem nicht vorstellen, dass der Wolf hier von der Mehrheit der Menschen akzeptiert werden würde.

Die Jagd auf Wölfe ist allerdings (noch) ausnahmslos untersagt. Auch das Einfangen ist verboten. Der vorsätzliche Abschuss eines Wolfes ist sogar eine Straftat und wird mit Geldstrafe oder mit einer Freiheitsstrafe bis zu fünf Jahren geahndet.

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Muss also erst etwas passieren, ehe sich daran etwas ändert? Eine Frage, die die Redaktion schon in zahlreichen Gesprächen mit Jägern gehört hat. Zu beantworten ist diese Frage nicht. Fakt ist aber, dass es in jüngster Zeit in Deutschland offiziell keine dokumentierten Angriffe von Wölfen auf Menschen gab.

Eine Garantie, dass dies auch so bleibt, ist das natürlich nicht. Zwar geht nach Expertenmeinungen vor allem für Nutztiere wie Schafe oder Ziegen eine Gefahr vom Wolf aus, doch auch Hundebesitzer müssen achtsam sein.

Wolf sieht Hunde als Konkurrenz

„Der Wolf sieht den Hund als natürlichen Konkurrenten an“, erklärt Clemens von Oer. Er wisse von einem dokumentierten Fall aus Brandenburg, da sei ein Jagdhund während der Jagd von einem Wolf getötet worden.

Zunächst sei der Hund einfach nicht zurückgekommen. Dann habe man ihn über den Sender gefunden. Das Fährten- und Bissbild habe dann keine Zweifel gelassen. Der Hund sei von einem Wolf getötet worden.

Bisher wurden im hiesigen Gebiet nur Einzeltiere, mutmaßlich junge Rüden auf Reviersuche, gesichtet.

Bisher wurden im hiesigen Gebiet nur Einzeltiere, mutmaßlich junge Rüden auf Reviersuche, gesichtet. © DPA

Ob nun Jagdhund oder nicht - das spiele keine Rolle, so von Oer. „Das steht für den Wolf ja nicht dran.“ Konkurrenz sei Konkurrenz. Was passieren könnte, wenn ein Wolf auf einen Spaziergänger mit Hund trifft, spricht der Hegeringsleiter nicht aus. Denken kann es sich wohl jeder.

Von Oer sieht die Rückkehr des Wolfes in den hiesigen Siedlungsraum nicht nur deshalb kritisch. Und die Sichtungen mehren sich. Erst vor drei Wochen sei ein Wolf vom Haulingort Richtung Asbeck gelaufen. Mutmaßlich.

Ob nun Einzelsichtung oder Rudel – das Thema Wolf wird die Gemüter wohl auch in Zukunft spalten. Noch aber bleibt es in den hiesigen Gebieten lediglich bei Einzelsichtungen. Verwechslungen nicht ausgeschlossen.