Maschinist Christian Stenert von der Firma Seggewiß aus Stadtlohn brauchte nicht lange, um die maroden Bausubstanz dem Erdboden gleichzumachen und den Schutt in einen Container zu verladen.

Maschinist Christian Stenert von der Firma Seggewiß aus Stadtlohn brauchte nicht lange, um die maroden Bausubstanz dem Erdboden gleichzumachen und den Schutt in einen Container zu verladen. © Till Goerke

Abriss der illegalen Bienen-Hütte im Naturschutzgebiet Dinkelwiesen bringt Anwohner auf 180

rnAbrissarbeiten

Viele Jahre stand eine Bienen-Hütte in den Dinkelwiesen. Mutmaßlich ohne Baugenehmigung. Jetzt wurde die marode Bausubstanz abgerissen. Etwas, das einige Anwohner mächtig erzürnt.

Heek

, 20.01.2020, 17:00 Uhr / Lesedauer: 2 min

Jahrzehntelang stand die mutmaßlich illegal errichtete Hütte umrandet von Bäumen in unmittelbarer Nähe zum Donaubach in den Dinkelwiesen. Einst nutzte ein Imker die Hütte als Unterstand für seine Bienenvölker. Doch seit einigen Jahren stapelte sich dort nur noch Gerümpel. Darum rückte jüngst ein Bagger an und machte die marode Bausubstanz dem Erdboden gleich. Etwas, das einige Anwohner aus der Mähne auf 180 brachte.

Die Begriffe „Steuerverschwendung“, „Unding“ und „falscher Zeitpunkt“ fallen. Man sei sich untereinander einig, dass die Sache ein Witz sei, sagt einer der Anwohner im Gespräch mit der Münsterland Zeitung. Seinen Namen möchte er nicht in der Zeitung lesen. Besonders die Stahlplatten, die viele Tage auf dem Trampelpfad lagen, sind dem Mann ein Dorn im Auge.

Platten waren für den Einsatz der schweren Maschinen nötig

Doch ohne diese wären die schweren Maschinen im weichen Untergrund stecken geblieben. „Warum wird das dann nicht im Sommer gemacht?“, hadert der Anwohner. Und überhaupt: Wieso wurde die Hütte jetzt abgerissen, wo sie dort doch schon vermutlich jahrelang ein illegales Dasein fristete.

Ein Blick durch die bereits entkernte Hütte auf die großen Müllberge. Zwei Tage benötigten die Entkernungsexperten, um die Hütte leer zu haben.

Ein Blick durch die bereits entkernte Hütte auf die großen Müllberge. Zwei Tage benötigten die Entkernungsexperten, um die Hütte leer zu haben. © Till Goerke

Die Geschichte dahinter ist kompliziert. Und hat viele Beteiligte. Mutmaßlich war der Tod des Imkers vor einigen Jahren der Auslöser. Denn seitdem wurde die Hütte nicht mehr genutzt. Sie verwahrloste. Eine Angelegenheit für die Gemeinde? Mitnichten. Die Fläche gehört seit dem Abschluss des Flurbereinigungsverfahrens 1999 dem Land. Für die fachliche Betreuung ist jedoch die Biologische Station Zwillbrock zuständig. Es ist eben ein Naturschutzgebiet.

Den Antrag auf Weiternutzung lehnte die Bezirksregierung ab

Nachfrage bei der Bezirksregierung Münster. Dort teilt man mit, dass ein Antrag auf Weiternutzung der Hütte zum Zweck der Bienenhaltung und Imkerei gestellt worden sei. Durch wen, darüber hüllt sich die Bezirksregierung in Schweigen. Fakt ist: Der Antrag wurde nach „eingehender Prüfung“ abgelehnt. Und Pressesprecherin Ulla Lütkehermölle teilt mit: „Erkenntnisse darüber, ob und wann genau die Hütte errichtet wurde und ob diese illegal errichtet wurde, liegen uns nicht vor.“

Diese Stahlplatten auf dem Boden waren den Anwohner unter anderem ein Dorn im Auge. Doch sie waren nötig, damit die schweren Maschinen bis zur Hütte vorfahren konnten.

Diese Stahlplatten auf dem Boden waren den Anwohner unter anderem ein Dorn im Auge. Doch sie waren nötig, damit die schweren Maschinen bis zur Hütte vorfahren konnten. © Till Goerke

Aber: Die Existenz der Hütte war der Bezirksregierung seit 1999 bekannt. Und: Die Hütte war lediglich geduldet. Nicht mehr. „2019 wurde die Entscheidung getroffen [...], den Abriss der Anlagen zu beauftragen“, stellt Ulla Lütkehermölle klar. Zwar wird es so nicht kommuniziert, aber offenkundig hat der Antrag auf Weiternutzung die Bezirksregierung aufgerüttelt, sich der Hütte ein für alle Male zu entledigen.

Die Kosten trägt das Land, für die Durchführung war die Biologische Station zuständig.Der Auftrag für die Abrissarbeiten wurde ausgeschrieben. Die Firma Seggewiß aus Stadtlohn erhielt den Zuschlag.

Die Hütte war schnell abgerissen

Zunächst entkernten Vorarbeiter Nedim Uzunel und seine drei Mitarbeiter die Hütte. Und holten allerlei Krempel heraus. Über einen Kleintierkäfig bis hin zu alten Polstern war alles dabei. Dann zerlegte Maschinist Christian Stenert das Objekt in wenigen Minuten. „Das Gebäude steht frei und ist marode. Darum geht das so schnell“, erklärte Kraftfahrer Benedikt Niehaus vor Ort.

Der Blick über den großen Müllcontainer zeigt: Über die Jahre hatte sich in der Hütte jede Menge Müll angesammelt.

Der Blick über den großen Müllcontainer zeigt: Über die Jahre hatte sich in der Hütte jede Menge Müll angesammelt. © Till Goerke

Der Zeitpunkt des Abrisses sei dabei bewusst gewählt worden. Elke Happe, stellvertretende Geschäftsführerin der Biologischen Station, erklärt auf Anfrage: „Die Arbeit in einem Schutzgebiet muss außerhalb der Brutzeiten erfolgen.“ Die Langwierigkeit der Ausschreibung habe zudem zu Verzögerungen geführt. Von einem „falschen Zeitpunkt“ könne also nicht die Rede sein.

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Bleibt die Frage, wie es mit der Fläche, wo einst die Hütte stand, weitergeht. „Wir schauen uns das im Nachgang noch alles genau an. Wichtig ist, die Fläche sinnvoll in die Nutzung zu integrieren“, sagt Elke Happe. Wie das konkret aussehen kann, steht also (offiziell) noch nicht fest.

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