Christopher Schwaczkowski (r.) und Markus Adamus gehören zu den Drohnenpiloten des Hegerings Haltern.

© Jürgen Wolter

Zwei Drohnen im Einsatz: Hegering Haltern beginnt mit der Kitzrettung

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Rehkitze schweben in der Mahdzeit wieder in Lebensgefahr. Der Hegering Haltern versucht mit zwei Drohnen, möglichst vielen das Leben zu retten. Gleichzeitig appellieren die Jäger an Spaziergänger.

Haltern

, 04.05.2022, 05:00 Uhr / Lesedauer: 2 min

Es ist ein Bild, das niemand vergisst, weder ein Landwirt, noch ein Jäger oder Spaziergänger: wenn ein Rehkitz in einen Häcksler oder eine Mähmaschine gerät, wenn Gliedmaßen abgetrennt sind oder der Körper aufgeschlitzt wird. „Das will niemand erleben“, sagt Jäger Markus Himmelmann. „Die Schreie des verendenden Tieres können Sie sich nicht vorstellen.“

Die Setzzeit des Rehwilds hat bereits begonnen. Die Ricken setzen ihre Tiere im hohen Gras ab, kommen in regelmäßigen Abständen zurück, um sie zu füttern. Das Kitz hat einen Tarnreflex, es flüchtet nicht, wenn sich eine landwirtschaftliche Maschine nähert - mit dann oft grausigen Folgen.

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Aus diesem Grund hat der Hegering Haltern zwei Flugdrohnen angeschafft, mit denen die Jäger zur Rettung von Rehkitzen unterwegs sind. Eine Wärmebildkamera erfasst die Wärmesignatur des Kitzes im hohen Gras. Das Kitz wird dann von zwei Begleitern des Piloten in Sicherheit gebracht. „Wir wollen damit helfen, möglichst vielen Kitzen das Leben zu retten“, sagt Reinhold Bergjürgen, der Vorsitzende des Hegerings Haltern.

Die Mitglieder des Hegerings Haltern setzen sich für die Kitzrettung ein, v.l.: Heinz Himmelmann, René Allerdisse, Markus Adamus, Christopher Schwaczkowski. Markus Himmelmann und  Reinhold Bergjürgen.

Die Mitglieder des Hegerings Haltern setzen sich für die Kitzrettung ein, v.l.: Heinz Himmelmann, René Allerdisse, Markus Adamus, Christopher Schwaczkowski. Markus Himmelmann und Reinhold Bergjürgen. © Jürgen Wolter

Zwei Drohnen mit Hilfe von Sponsoren angeschafft

Den Beschluss hatte der Hegering bereits im Juli 2021 gefasst. Nachdem Sponsoren die Förderung zugesagt hatten, konnten zwei Drohnen angeschafft werden, Kostenpunkt je rund 6.500 Euro. Sie verfügen über eine normale und eine Wärmebildkamera. Hegering-Mitglieder haben den Umgang mit den Fluggeräten ausgiebig geübt.

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Inzwischen sind die ersten Einsätze absolviert. Die beste Zeit dafür sind die frühen Morgenstunden. Zwischen 6 und 8 Uhr sind die Kitzretter im Einsatz. „Zu dieser Zeit ist es noch nicht so warm, sodass man Kitze und andere Tiere gut vom Umfeld unterscheiden kann“, sagt Christopher Schwaczkowski, einer der Piloten des Hegerings. „Wenn es wärmer wird, heizt sich beispielsweise auch ein Stück Holz oder ein Stein auf, die dann als Signaturen auf der Wärmebildkamera erscheinen.“

Wenn ein Kitz entdeckt worden ist, wird es von zwei Begleitern vorsichtig in eine Kiste gesetzt. Der Hegering hat dafür eigens Kisten mit Luftlöchern angeschafft, auf denen ein Zettel auf die Kitzrettung hinweist. Nach dem Mähvorgang werden die Kitze dann wieder am Waldrand ausgesetzt.

Reinhold Bergjürgen zeigt eine der Kisten, in die die Kitze vorübergehend gepackt werden.

Reinhold Bergjürgen zeigt eine der Kisten, in die die Kitze vorübergehend gepackt werden. © Jürgen Wolter

„Selbstverständlich tragen wir dabei Handschuhe und packen die Kitze in Gras, damit sich kein Geruch auf die Tiere überträgt“, sagt Reinhold Bergjürgen. Die Jäger weisen noch einmal ausdrücklich darauf hin, dass Kitze, die man im Wald oder im Feld findet, nicht angefasst werden dürfen. „Wenn sich der menschliche Geruch auf das Tier überträgt, wird es von der Ricke nicht mehr angenommen und nicht mehr gefüttert. Das ist sein sicherer Tod, denn die Kitze brauchen alle zwei Stunden frische Muttermilch“, so Bergjürgen.

In Gras eingepackt werden die Kitze abtransportiert.

In Gras eingepackt werden die Kitze abtransportiert. © picture alliance/dpa/dpa-Zentralbild

Sechs Drohnenpiloten ausgebildet

Inzwischen haben sich sechs Jäger des Hegerings zu Drohnenpiloten ausbilden lassen. Markus Adamus und Christopher Schwaczkowski demonstrieren beim Ortstermin in der hohen Mark die Wendigkeit und Einsetzbarkeit der Drohnen, die präzise über die Felder gesteuert werden müssen, um alle Bereiche systematisch zu erfassen.

Das ist kein Kitz, sondern ein Hund. Seine Wärmesignatur im Schatten ist auf der Drohnenaufnahme gut zu erkennen.

Das ist kein Kitz, sondern ein Hund. Seine Wärmesignatur im Schatten ist auf der Drohnenaufnahme gut zu erkennen. © Hegering Haltern

Rund 20 Minuten hält ein Akku, insgesamt zehn Akkus hat der Hegering angeschafft. Es gibt zwei Teams, die bei der Kitzrettung im Einsatz sind. Der Hegering bittet interessierte Landwirte darum, möglichst frühzeitig wegen einer Terminvereinbarung Kontakt aufzunehmen. „Wir können so einen Einsatz nur mit Einverständnis des Landwirts und des Jagdausübungsberechtigten bzw. Jagdpächters durchführen“, sagt Reinhold Bergjürgen, „damit wir uns rein rechtlich nicht dem Vorwurf der Wilderei aussetzen, wenn wir den Standort des Wilds verändern.“

Kontakt zu den Kitzrettern

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