Die Unterbringung von Flüchtlingen bleibt eine Herausforderung. Es wird immer schwieriger, privaten Wohnraum in Haltern zu vermitteln. Das liegt daran, dass mit Beginn des Ukrainekrieges im Februar vergangenen Jahres und dem Eintreffen der ersten Flüchtlinge zahlreiche Bürger dem Aufruf der Stadt Haltern folgten und Wohnungen zur Verfügung stellten.
Die Verwaltung hat nun an der Annabergstraße Container aufgestellt, um weitere Flüchtlinge unterbringen zu können. Diese sollen bald bezugsfertig sein. Als Sammelunterkunft wurde außerdem nach der ehemaligen Erich-Kästner-Schule auch das ehemalige Camp der britischen Armee in Sythen eingerichtet. Die Suche nach geeignetem privaten Wohnraum geht in Haltern allerdings weiter.
So hatte sich die katholische Kirchengemeinde St. Sixtus im Advent in ihren Gottesdiensten diakonisch-caritativen Themen zugewandt und dabei auch die Wohnungsnot aufgegriffen. Acht Einzelpersonen und Familien seien vorgestellt worden, berichtet David Schütz, der die Gemeinde bei der Umsetzung der Gottesdienstreihe unterstützte.
Etwa 20 Hinweise auf Wohnungen seien danach eingegangen, teilt er mit. Das Konzept, die Gottesdienstbesucher als Multiplikatoren zu nutzen, sei aufgegangen, so David Schütz.
Vertrauensvolle Zusammenarbeit
„Es gibt in Haltern noch Potenzial“, ist er überzeugt. Vor allem der Asylkreis Haltern habe hier bisher Unglaubliches geleistet, um Wohnraum aufzuspüren und dann auch tatsächlich zu vermitteln. Dies sei auch deshalb gelungen, weil sich eine vertrauensvolle Zusammenarbeit mit der Stadt Haltern beziehungsweise dem Sozialamt und auch den Kirchengemeinden entwickelt habe.
Bei St. Sixtus ist der Sythener Kirchenvorstand Karl-Heinz Ermann einer derjenigen, der potenzielle Vermieter und Mieter in Kontakt gebracht hat. Er berichtet beispielsweise von einer Wohnung, die bei einer älteren Dame über acht Jahre leer gestanden habe. Diese sollte im Falle notwendiger Pflege für eine Betreuungsperson zur Verfügung stehen. Dieses Argument sei häufiger als Begründung für Leerstand zu hören, sagt Karl-Heinz Ermann.
Kennenlernen ist wichtig
Er geht davon aus, dass nach der Gottesdienstaktion in St. Sixtus mindestens sechs Wohnungen ab März vermittelbar sind. Die Findungsphase zwischen Vermietern und Mietern stelle sich allerdings manchmal herausfordernd dar. So wollten einige Wohnungsbesitzer nur an Flüchtlinge aus der Ukraine vermieten. Dabei gibt es in Haltern noch viele Flüchtlinge aus anderen Ländern, die noch in Notunterkünften wohnen, gut integriert sind und seit Jahren auf eine Wohnung warten.
Das persönliche Kennenlernen sei entscheidend, sagt Karl-Heinz Ermann. „Letztlich entscheidet natürlich der Vermieter. Es muss passen“, fügt er hinzu. Die Vermittlung der Ehrenamtlichen kann dabei helfen. Gerade freut er sich beispielsweise sehr darüber, dass am Samstag (21. Januar) zwei Familien, die im Kirchenasyl in Lavesum gelebt haben, in private Unterkünfte umziehen können.

Zudem sei es mitunter ein Problem, Wohnraum in den Ortsteilen, außer in Sythen mit guter verkehrlicher Anbindung, zu vermitteln. Jüngst habe beispielsweise eine Flüchtlingsfamilie nicht nach Flaesheim ziehen können, weil die Anbindung ans öffentliche Verkehrsnetz vor allem außerhalb der Kernzeiten nicht ausreichend ausgebaut ist.
Karl-Heinz Ermann selbst unterstützt neben seinen ehrenamtlichen Tätigkeiten bei der Kirchengemeinde eine Flüchtlingsfamilie, die in einer Kirchenwohnung in Sythen wohnt. Der Vater stammt aus Aserbaidschan und hatte bereits in Kiew einen Aufenthaltstitel. Mit Ausbruch des Krieges wurde die Familie erneut vertrieben.
Alltagsprobleme
Die beiden Töchter seien bereits erfolgreich im deutschen Schulsystem angekommen, freut sich Karl-Heinz Ermann, der vor allem bei Behördengängen und Arztterminen Hilfe leistet. Die Flüchtlinge seien in Sythen angekommen und seien bereit, aktiv ihre Zukunft zu gestalten.
Dazu gehöre beispielsweise das Fahrkartensystem der Bahn, stellt Karl-Heinz Ermann schmunzelnd fest. Für Menschen mit Sprachbarriere sei dieses kaum zu durchschauen. Wer sich vorstellen könnte, Wohnraum zur Verfügung zu stellen, kann sich an das Pastoralbüro St. Sixtus (Tel. 92360) wenden.
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