Weihnachtsgeschäft in Krisenzeiten Halterner Einzelhändler bleiben optimistisch

Weihnachtsgeschäft 2022: Halterner Einzelhändler bleiben optimistisch
Lesezeit

Teuerungswelle, Lieferengpässe, Energiekrise: Diese Stichworte bestimmten die Entwicklung der letzten Monate. Wie wirkt sich diese Situation auf das Weihnachtsgeschäft 2022 aus, wie können sich Einzelhändler darauf vorbereiten? Rechnen sie mit einem guten Geschäft oder sind sie skeptisch? Wir haben bei einigen nachgefragt.

„Inflation und Verteuerung sind kein spezielles Problem des Weihnachtsgeschäftes“ sagt Christiane Schroer, Inhaberin von „Shoes and More“ an der Muttergottesstiege und des Schuhhauses Schämann. „Preiserhöhungen waren teilweise angekündigt und wir konnten sie einkalkulieren. Das hat aber nicht zu großen Preissprüngen geführt.“

Schroer hat extra ihre „Kuschelecke“ ausgeweitet, wie sie sagt. Warme Hausschuhe, flauschige Westen und Pullover gehören dazu. „Was mir da bis Ende Oktober zu schaffen gemacht hat, war aber die warme Witterung“, so die Geschäftsinhaberin.

Lieferengpässe kaum noch Thema

Lieferengpässe, die noch im Sommer für erhebliche Verzögerungen beim Wareneingang sorgten, seien aber jetzt kaum noch kein Thema, so Christiane Schroer. Die Ware, die sie geordert hat, ist auch da. „Das einzige Problem stellen im Moment die Aluminium-Dosen der Schuhpflegemittel dar“, sagt sie. „Aluminium ist Mangelware und wird zu stark schwankenden Tagespreisen verkauft. Der Hersteller der Produkte versucht aber, diese Preisschwankungen so weit wie möglich nicht an uns weiterzugeben.“

Spezielle Energiesparmaßnahmen hat Christiane Schroer jetzt aktuell nicht eingeleitet. „Wir haben die Beleuchtung sowieso schon weitgehend auf LED umgestellt. Außerdem haben wir eine intelligente Schaufenster-Beleuchtung installiert. Das Licht geht bis 21 Uhr nur dann an, wenn sich jemand den Schaufenstern nähert“, sagt Christiane Schroer.

Corona werde voraussichtlich im Weihnachtsgeschäft keine große Rolle spielen, glaubt sie. Sie stellt weiterhin eine Lust am Shopping fest, die sich nach den langen Lockdowns im Einzelhandel wieder eingestellt hatte.

Dorothee Holle steht in ihrem Papiergeschäft.
Dorothee Holle hat ihre Papiergeschäft gut sortiert, obwohl Papier teilweise weiterhin Mangelware ist. © Jürgen Wolter

In der Papierindustrie spielt das Lieferthema allerdings nach wie vor eine Rolle. Das spürt Dorothee Holle, Inhaberin von „Rund ums Papier Holle“ deutlich. „Das hat sich bei uns leider nicht gebessert“, sagt sie und nennt ein Beispiel: „Auf Füllpapier, das wir bestellt haben, warten wir inzwischen seit vier Monaten.“

Das heißt natürlich nicht, dass nicht trotzdem ein umfangreiches Sortiment im Geschäft vorhanden ist. Zum Teil hat sich darauf allerdings die Teuerungswelle der letzten Monate ausgewirkt. „Wir spüren beim Einkauf schon deutlich die gestiegenen Preise“, so Dorothee Holle. Die Kunden würden außerdem jetzt weniger spontan und stattdessen überlegter einkaufen als in den Vorjahren.

Schaufenster nicht beleuchtet

Auf die gestiegenen Energiekosten hat sie ebenfalls reagiert: Die Schaufensterbeleuchtung wird jetzt abends nach Geschäftsschluss um 18.15 Uhr ausgeschaltet. Kaum noch ein Thema sei dagegen Corona, so Dorothee Holle. „Einige Kunden kaufen mit Maske ein, andere ohne.“ Die zurzeit wieder sinkenden Inzidenzwerte stimmen sie optimistisch, dass Corona im Weihnachtsgeschäft keine große Rolle mehr spielen wird.

Auch Günter van Buer, der das gleichnamige Modehaus und das Geschäft “Mittendrin“ in Haltern betreibt, berichtet, dass die meisten bestellten Waren eingetroffen sind. „95 Prozent wurde geliefert, das Geschäft ist voll“, sagt er. „Jetzt noch Ware nachzuordern ist dagegen schwieriger, das klappt nicht mehr unbedingt.“

Günter van Buer, Inhaber des Modehauses van Buer, vor seinem Geschäft.
Günter van Buer freut sich, dass Lieferengpässe großenteils beseitigt sind. © Benjamin Kübart (Archiv)

Auch van Buer spürt, dass die Kunden beim Einkauf mehr nachdenken. „Das Geschäft läuft, wir können uns nicht beschweren, aber es wird nicht mehr so spontan eingekauft wie in den Vorjahren. Viele wissen nicht, wie ihre Energiekosten sich entwickeln, da überlegt man schon mal, welches Kleidungsstück man sich neu kauft.“

Heizung noch nicht an

Auch das Thema Energiesparen hat van Buer im Blick. „Wir haben bisher die Heizung noch gar nicht angemacht. Dass wir das Geschäftshaus 2019 energetisch komplett saniert haben, macht sich jetzt positiv bemerkbar. In der Herrenabteilung im ersten Stock haben wir die Heizung sowieso noch nie gebraucht. Da ist es auch so warm genug.“

Die Schaufensterbeleuchtung wird jetzt ab 20 Uhr abgeschaltet. „Das ist zwar schade, weil man teure Deko gekauft hat, die jetzt abends keiner mehr sehen kann“, so van Buer. „Aber wir haben uns trotzdem dazu entschlossen.“ Er überlegt, die Beleuchtung nur bei besonderen Veranstaltungen wie dem Gänsemarkt oder dem Nikolausmarkt etwas länger anzulassen.

Corona spiele im Einkaufsverhalten keine Rolle mehr, bestätigt auch Günter van Buer. „Wir überlassen es unseren Kunden, ob sie Maske tragen oder nicht. Unsere Mitarbeiter setzen dann die Maske auf, wenn es besonders voll wird im Geschäft, zum Beispiel am Freitag, wenn hier der Wochenmarkt stattfindet.“ Günter van Buer hofft, wie auch seine Kolleginnen, trotz der schwierigen Rahmenbedingungen auf ein gutes Weihnachtsgeschäft.

Von Traditions-Gerichten bis Sterneküche: Daniel Georgiev ändert das Konzept der Ratsstuben

Monroes Gute Küche bietet vorübergehend kein Tagesgeschäft an: Events und Catering gehen weiter

Halterns erstes Kaufhaus: Politiker und Bürger zogen aus Protest auf die Straße