Wanderfalke zur Taubenabwehr in Haltern Wie gehen andere Städte mit Stadttauben um?

Blick über die Stadtgrenze: Wie gehen andere Kommunen mit Tauben um?
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Kommen viele Tauben auf einen Ort, sei es in der Innenstadt, in einem Gebäude oder unter einer Brücke, spricht man schnell von einem „Problem“. Städte und Kommunen gehen da ganz unterschiedlich mit um.

Die Anzahl der verwilderten Tauben in Haltern hält sich aktuell in Grenzen. Ein Taubenproblem gibt es laut Stadtverwaltung also nicht. „Dass sich Falken auf dem Kirchturm der Sixtuskirche angesiedelt haben, trägt sicherlich dazu bei, dass die Situation im Rahmen bleibt“, sagt Sophie Hoffmeier, Pressesprecherin der Stadt.

Der Wanderfalke ernährt sich von Vögeln, die er im Flug erbeutet. Im Beutespektrum des Greifvogels stehen auch Stadttauben. Wie in Haltern setzen Städte immer wieder auf den Wanderfalken als natürliche Taubenabwehr. An Orten, wo sich Tauben vermehrt aufhalten, werden zur Unterstützung Nistkästen für Wanderfalken angebracht.

Hoch oben im Kirchturm nisten die Wanderfalken in Haltern.
Hoch oben im Kirchturm nisten die Wanderfalken in Haltern. © Foto: Patrick Radtke

Tauben nisten in Falkenkasten

Dass das aber auch nach hinten losgehen kann, zeigt ein Beispiel aus Werne im Münsterland. Einem Anwohner waren die Hinterlassenschaften der Tauben an dem historischen Gebäude, in dem er wohnt, ein Dorn im Auge. Er brachte einen Falkenkasten an seinem Haus an. Allerdings interessierte sich kein Wanderfalke für den Nistkasten an der Giebelwand. Und so haben sich dort oben Tauben angesiedelt.

Ein Mann zeigt auf ein Gebäude in Werne.
Da bleibt nur noch ein gequältes Lächeln von Clemens Overmann aus Werne. An dem Giebel seines Hauses hat er einen Falkenkasten angebracht. Doch statt der erwünschten Greifvögel haben die Tauben den Spieß umgedreht und den Kasten erobert. © Jörg Heckenkamp (A)

Eine weit verbreitete Maßnahme ist das „Augsburger Modell“. Nachdem die Stadt am Rathausplatz Taubenschläge errichtet hat, ist die Zahl der verwilderten Tauben deutlich gesunken. Die Taubenschläge sind ständig geöffnet, werden regelmäßig gereinigt und die Vögel finden hier artgerechtes Futter. Taubeneier werden überwiegend durch Gipseier ausgetauscht, um die Vermehrung nachhaltig zu kontrollieren.

Augsburger Modell verspricht Erfolg

Die Stadt Augsburg war mit diesem Modell ein Vorreiter. Mittlerweile haben viele Städte nachgezogen. Die Stadt Dortmund hat eine betreute Brutstätte im Stadtgarten aufgestellt. Auch in Marl wurde für die Stadttauben im Januar 2020 ein Taubenhaus errichtet.

Karin Muc aus Marl hält ein Ei aus Gips in der Hand.
Karin Muc aus Marl hält ein Ei aus Gips in der Hand. Darauf brüten die Tauben in der Nachbarstadt, anstatt selbst Eier zu legen. © Patrick Köllner (A)

Andere Städte in der Region würden das Augsburger Modell ebenfalls gerne umsetzen. Schwerte beispielsweise. Ein altes Haus in der Stadt wurde abgerissen. Damit ging auch ein Ort für die Stadttauben verloren, die sich dort sammelten. Tierschützer konnten an diesem Ort regelmäßig Eier durch Attrappen tauschen, um die Vermehrung zu kontrollieren.

Doch seit das Haus abgerissen wurde, hat sich die Taubenpopulation in Richtung Bahnhof und ein angrenzendes Fabrikgelände verstreut. Eine Kontrolle ist dort kaum möglich. Die Nester sind unerreichbar für die Vogelschützer. Jetzt sind die Taubenfreunde auf der Suche nach einem Standort in Schwerte, um den Tieren wieder ein betreutes Taubenhaus bieten zu können.

Taubenloft für 43.500 Euro

In Lünen bereiten die verwilderten Tauben der Politik und Verwaltung seit Jahren Kopfzerbrechen. Zuletzt sollte den Vögeln ein „Taubenloft“ in Form eines Übersee-Containers errichtet werden, um die Population in der Lüner Innenstadt in den Griff zu bekommen.

Derartige Überseecontainer baut die Firma Elbtainer für Kommunen zu Taubenlofts um.
Derartige Überseecontainer baut die Firma Elbtainer für Kommunen zu Taubenlofts um. © Elbtainer/dpa

Die Anschaffung des Containers kostet 23.000 Euro, die Nebenkosten belaufen sich auf 20.500 Euro. Doch die Kosten von insgesamt 43.500 Euro übersteigen den Haushalt. Vorher war ein noch teureres Taubenhaus für 65.000 Euro geplant. Suche nach einer Lösung geht in Lünen also weiter.

„Ruhrpottmöwen“ im Kreis Recklinghausen

In vielen Städten im Kreis Recklinghausen ist der Verein „Ruhrpottmöwen“ aktiv. In Recklinghausen, Datteln, Castrop-Rauxel, Oer-Erkenschwick oder Herten tauschen die ehrenamtlichen Vereinsmitglieder Taubeneier gegen Attrappen aus.

Die Orte sind ganz unterschiedlich: leerstehende Gebäude, Brückenunterführungen oder andere Nischen in den Städten. Seit Oktober 2018 hat der Verein 3773 Eier getauscht (Stand: 2.9.).

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