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„Viele kamen ins Erzählen“: 1300 Begegnungen bei Bullitour in Haltern
Bullitour
Zwei Wochen lang war ein orangeroter Bulli in Haltern auf Tour. An Bord: haupt- und ehrenamtliche Mitarbeiter von Caritas und Pfarrei St. Sixtus. Ihr Ziel: Rausgehen und den Menschen zuhören.
Ein großer orangeroter Bulli war unter dem Motto „Uns schickt der Himmel“ zwei Wochen auf Tour durch Haltern. Kirche und Caritas wollten raus zu den Menschen vor Ort, um ihnen zuzuhören und Angebote zu machen. Katholische Pfarrei St. Sixtus, Caritasverband und ehrenamtliche Caritas-Konferenzen planten und organisierten die Tour gemeinsam.
Jetzt zogen David Schütz, Dr. Reinhild Tuschewitzki und Pastoralreferent Georg Kleemann ein äußerst positives Fazit der Aktion, die vom 12. bis zum 24 Juni dauerte. „Wir waren an zehn unterschiedlichen Stationen, an einigen sogar zwei Mal“, berichtet David Schütz vom Caritasverband. Dazu gehörten touristische Orte, kirchliche Orte und Treffpunkte in der Seestadt wie der Dachsbergspielplatz, die Wasserspiele an der Stadtmühlenbucht, der Halterner Marktplatz, oder das Lippe-Center in Lippramsdorf.
Großes Bedürfnis nach Kommunikation
Ziel der Aktion, an der an den unterschiedlichen Stationen insgesamt rund 50 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter beteiligten, war es, mit den Menschen vor Ort in ihrem Alltag oder ihrer Freizeit ins Gespräch zu kommen. Und das gelang überraschend gut. „Wir haben festgestellt, dass es ein großes Bedürfnis nach Kommunikation bei den Menschen gibt“, so David Schütz. „Da mag uns der Beginn der Lockerungen der Coronamaßnahmen in die Karten gespielt haben, aber ich glaube, dieses Bedürfnis ist ein grundsätzliches.“
Die Mitarbeiter verteilten Beutel mit der Aufschrift „Dich schickt der Himmel“ ebenso wie selbst gebackene Kekse und boten Kaffee an. „Nach einer kurzen Kontaktaufnahme kamen Viele ins Erzählen“, so Dr. Reinhild Tuschewitzki, die die Aktion für die Caritas-Konferenzen mit organisiert hatte. „Häufig ging es um Themen aus dem Bereich Familie, Senioren beklagten die Einsamkeit, die sich durch Corona verstärkt hat und sehnten sich danach, dass Gruppenangebote wieder aufgenommen werden.“
1300 Begegnungen vor Ort
„Natürlich wurden auch Kirchenthemen aufgegriffen, vor allem die aktuelle Krise der katholischen Kirche wurde immer wieder thematisiert“, ergänzt Pastoralreferent Georg Kleemann von St. Sixtus. „Vielen Menschen tat es gut, als sie merkten, dass hier auch Kirchen- und Caritasvertreter standen, die ihre Kritik und ihre Einschätzung teilen und nach einem neuen Selbstverständnis von Kirche suchen“. Die Aktion wurde unterstützt vom Bistum Münster sowie dem Lions-Club Haltern und der Volksbank Westmünsterland Mitte.
Insgesamt 1300 Begegnungen haben die Mitarbeiter in einem Bulli-Tagebuch aufgelistet, darunter 120 längere und intensive Gespräche. „Die Resonanz war so ermutigend, dass wir diesen Weg auf jeden Fall weiter beschreiten wollen“, blickt David Schütz in die Zukunft. „Uns geht es um die Menschen. In welcher Form wir die Aktion fortsetzen werden, ob mit oder ohne Bulli, das steht noch nicht fest, aber die positiven Impulse wollen wir unbedingt aufgreifen und fortsetzen.“
Studium der Germanistik, Publizistik und Philosophie an der Ruhr Universität Bochum. Freie Autorentätigkeit für Buchverlage. Freier Journalist im nördlichen Ruhrgebiet für mehrere Zeitungshäuser. „Menschen und ihre Geschichten faszinieren mich nach wie vor. Sie aufzuschreiben und öffentlich zugänglich zu machen, ist und bleibt meine Leidenschaft.“
