
Ludger Winkelkotte, Ortsverbandsvorsitzender des Landwirtschaftsverbands, erwartet keine besonders gute Bilanz für die Maisernte im Jahr 2022. © Benjamin Kübart
Trockenheit und Mais in Haltern: „Die Ernte wird nicht besonders gut werden.“
Maisernte
Die Halterner Maisernte befindet sich in den letzten Zügen. Die Trockenheit hat den Pflanzen zugesetzt, doch auch andere Einflüsse entscheiden über ihr Wachstum. Ein Landwirt gibt einen Überblick.
Das letzte Maisfeld in Haltern-Holtwick steht kurz vor der Ernte. Landwirt Ludger Winkelkotte will die Maiskörner an die Schweine in seinem Mastbetrieb verfüttern. Die Pflanzen sehen trocken aus, ein Großteil der Blätter trägt braune Verfärbungen. Doch der Schein trügt: Winkelkotte greift nach einem Kolben und reißt die Blätter ab, leuchtend gelbe Körner kommen zum Vorschein. „Hier ist der Boden gut“, sagt der Landwirt am nördlichen Zipfel von Holtwick. Auf anderen Feldern der Seestadt habe die Trockenheit dem Mais allerdings zugesetzt. Ludger Winkelkotte prognostiziert: „Die Ernte wird nicht besonders gut werden.“
Ganze Pflanze oder Maiskörner?
Im Wesentlichen wird zwischen zwei Arten der Futtermais-Ernte unterschieden. Ludger Winkelkotte, der auch als Ortsverbandsvorsitzender des Landwirtschaftsverbands aktiv ist, erklärt: „Rindviehbetriebe ernten die ganze Pflanze.“ Die oberirdischen Teile der Pflanze – also auch Blattwerk und Kolben – werden klein gehäckselt und im Silo gelagert. Dieser „Silomais“ kann dann nicht nur an Rinder verfüttert, sondern auch für Biogasanlagen eingesetzt werden.
Schweinebetriebe, wie der Hof Winkelkotte, interessieren sich nur für das Korn und nicht für die restlichen Pflanzenteile. „Die Energie kommt zum Großteil aus dem Korn, das enthält viel Stärke“, sagt der Landwirt. Ein Mähdrescher löst die Kolben von den Pflanzen. Im nächsten Schritt löst die Maschine die Maiskörner von den Kolben.
Temperaturen und geringe Niederschläge können dafür sorgen, dass die Pflanzen zu wenig Wasser kriegen, um Kolben anzusetzen. Winkelkotte: „Wenn die Kolben schlecht sind, kann es sich lohnen, die Flächen zu häckseln.“ Als Futtermittel kommen sie am Hof von Ludger Winkelkotte nicht infrage. „Man kann Tiere damit satt machen, aber da steckt keine Energie drin. Und das bedeutet damit auch keine Leistung.“

Die Pflanzen sehen trocken aus – trotzdem hat der Mais auf dem Feld von Ludger Winkelkotte Kolben angesetzt. © Benjamin Kübart
Wie gut der Mais wächst, hängt auch von seinem Standort ab. „Es gibt Flächen mit gutem Boden, der mehr Wasser speichern kann. Oder Flächen mit hohem Grundwasserstand, da leidet der Mais nicht so stark“, sagt der Halterner Landwirt. Schlechte Voraussetzungen bieten hingegen Böden mit einem hohen Sandanteil und tief liegendem Grundwasser. Und „wenn das Wasser fehlt, fehlt es der ganzen Pflanze. Dann wird der Mais notreif.“
Auch wenn der Mais in diesem Jahr viele Kolben angesetzt habe, kommt es zu einer verfrühten Ernte. In Teilen ist diese sogar längst vorbei. Der Silomais wurde schon gegen Ende der ersten Septemberwoche geerntet, ansonsten wäre es zu trocken geworden, sagt der Landwirt. „Die Körner- und Kolbenernte ist in vollem Gange und in spätestens einer Woche Geschichte“ – rund vier Wochen früher als in üblichen Jahren, so Winkelkotte.
Strategien gegen Trockenheit
Einige Bauern versuchen der Trockenheit mit Anbaustrategien entgegenzuwirken. So kann es helfen die Pflanzenzahl auf einem Quadratmeter Erde zu reduzieren, zum Beispiel von neun Maispflanzen auf sechs Stück. Damit konkurrieren weniger Pflanzen um das Wasser, welches sie zum Wachsen benötigen. „Das machen wir auch selbst seit ein paar Jahren“, räumt Ludger Winkelkotte ein. Alternativ können Landwirte ihre Maispflanzen auch durch Getreide ersetzen. „Getreide kann besser mit der Winterfeuchtigkeit leben. Das klappt aber nicht immer, manchmal ist es auch im Frühjahr trocken. Das ist wie ein Glücksspiel.“
Dass Trockenheit die Erträge der Landwirtschaft schmälert, ist nicht neu. Trotzdem sei die Entwicklung der letzten Jahre auffällig, sagt der Landwirt. „In den letzten vier Jahren waren drei schlechte dabei.“ Nur im Jahr 2021 waren die Bedingungen für den Maisanbau günstig.
Geboren im Ruhrgebiet, kann auch die B-Seiten auf „4630 Bochum“ mitsingen. Hört viel Indie-Rock. Hat das Physikstudium an der Ruhr-Uni durchgespielt und wurde Journalist. Liebt tiefe Recherchen, Statistiken und „The Big Lebowski“. Sieht lokale Geschichten im großen Kontext und erzählt sie in Schrift, vor dem Mikro und der Kamera.
